Zusammenfassung
Für die meisten Menschen ist Selbstmord von einem Flair geradezu erschreckender Würde umgeben. Die absolute Unwiderrufbarkeit der Handlung, der letzte Sprung oder Schuß, der den Selbstmörder in das Schattenreich — «von dem kein Reisender zurückkehrt» — hinübergeleitet, rührt die Herzen mit düsterer Feierlichkeit. Im Abendland wurden Selbstmordversuche mit religiösem Bann und ewiger Verdammnis belegt; und Dante verbannte den Selbstmord in den siebten Kreis der Hölle, in dem die Schatten in Bäume eines düsteren Waldes verwandelt werden, an deren blutenden Zweigen dämonische Vögel zerren. Noch vor einigen Jahren verbaten strenge christliche Dogmen die Bestattung von Selbstmördern. In Shakespeares Tragödie Hamlet folgen die Mönche, die Ophelia begraben, nur widerwillig dem Befehl des Königs. Statt dessen sollte Ophelia ihrer Meinung nach «in ungeweihtem Boden wohnen, bis zum Jüngsten Tag».
Und so dich dein Auge ärgert, Reiß es aus, mein Junge, sei gesund, Schmerzen wird es, aber lindernde Salben heilen dich, Und manch gutes Kraut wächst auf Erden. So aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, So haue ihn ab, mein Junge, sei stark; Sei ein Mann, erhebe dich und bereite dir ein Ende Wenn deine Seele die Krankheit ist.
A. E. Housman (1859–1936), Ein Junge aus Shropshire
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Welge, K., Maples, W.R., Browning, M. (1996). «Wenn deine Seele die Krankheit ist». In: Knochengeflüster. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5089-6_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5089-6_6
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