Zusammenfassung
In der Ecole, wie wir sagten, waren die Studenten in Gruppen eingeteilt, die sich die »Buden«, d.h. Studierzimmer teilten. Meine allererste Sorge war, noch bevor das Studium begann, sympathische »Stubenkameraden« zu finden. Wir waren zu fünft: Labérenne, Delsarte, Yves Rocard, Barbotte (der unser Primus, unser cacique war: er hatte bei der Aufnahmeprüfung am besten abgeschnitten) und ich. Labérenne, schon mein Kamerad in Grévys taupe war ein großer, geistig aufgeschlossener junger Mann, ein guter Kamerad und gewiß kein Streber. Delsarte kam aus Rouen, nach nur einem Jahr taupe wie ich. Rocard kam vom Lycée Louis-le-Grand und stellte sogleich große, schwarze, kartonnierte Notizbücher in sein Fach, die mit feiner, aber gut leserlicher Handschrift bereits mit seinen Gedanken und Berechnungen der Kinetiktheorie der Gase vollgeschrieben waren. Wir vier waren alle keine frommen Lämmer. Das konnte man von unserem cacique nicht behaupten, der in der taupe in Versailles gewesen war. Als Sohn eines Unteroffiziers hatte er Respekt vor der Autorität, war kaum zu Streichen aufgelegt und von der Direktion immer hoch geschätzt Das paßte gar nicht zu der Beschreibung, die mir einige seiner Klassenkameraden aus Versailles von ihm gegeben hatten. Schließlich fühlte er sich in unserer Gesellschaft ziemlich unwohl; wir tanzten wohl etwas sehr aus der Reihe.
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Weil, A. (1993). In der Ecole Normale. In: Lehr- und Wanderjahre eines Mathematikers. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5047-6_2
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