Zusammenfassung
Warum hängen Fledermäuse eigentlich kopfunter, sehen sich die Welt scheinbar verkehrt herum an? Oft wird argumentiert, daß sich die Vorderextremitäten der Tiere im Verlauf der Evolution so konsequent zu Flügeln entwickelt hätten, daß den Fledermäusen jetzt einfach nichts anderes mehr übrigbleibe, als sich ausschließlich mit den Füßen festzuhalten. Das kann so sein, und vielleicht finden sich auch noch andere gute Gründe für dieses einzigartige Verhalten. Wir können uns aber genauso fragen, was einen Vogel dazu bringt, seinen Körper im Schlaf stundenlang auf zwei dünnen Beinchen auf einem Ast zu balancieren. Wäre es nicht einfacher, das Gewicht unter dem Ast auszupendeln und hängend zu schlafen? So betrachtet scheint es unvernünftig zu sein, was Vögel da machen. Sie verfügen zwar über einen Sehnenmechanismus, der beim ruhenden Vogel ohne Kraftaufwand den Fuß fest schließen läßt. Aber dennoch muß der Körper kontinuierlich durch Muskelkraft im Gleichgewicht gehalten werden, das permanent kontrolliert und ausgeglichen werden muß. Das erfordert einen immensen Informationsfluß über das Nervensystem. Das alles kostet viel Energie, die sich die Fledermäuse sparen — bis in den Tod hinein. Sterbende Vögel fallen von den Bäumen, Fledermäuse bleiben oft hängen und können sogar in der Hängestellung tot sein und so mumifizieren. Daß sie hängen bleiben, verdanken sie einem Sehnenmechanismus im Fuß, der durch das daran hängende Gewicht der Fledermaus die äußersten Zehenglieder ohne Kraftaufwand zu Haken krümmt.
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Gebhard, J. (1997). Hängen, Fliegen, Laufen. In: Fledermäuse. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5037-7_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5037-7_4
Publisher Name: Birkhäuser, Basel
Print ISBN: 978-3-7643-5734-4
Online ISBN: 978-3-0348-5037-7
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