Zusammenfassung
Der virtuelle Raum, der durch das Zusammenschließen von Computern zum Internet entsteht, hat immer wieder zum Nachdenken darüber angeregt, welche Rolle er für die Gesellschaft spielen soll. Es gibt eine Reihe von Versuchen, das Internet programmatisch zu definieren. Einige davon sind auf Anregung oder im Umfeld von Louis Rossetto entstanden, dem charismatischen Gründer von Wired. Weltweite Beachtung haben zwei dieser Deklarationen gefunden: die Magna Charta for the Knowledge Age von Esther Dyson, George Gilder, George Keyworth und Alvin Toffler, die den Cyberspace als Inkarnation des amerikanischen Traums beschreiben und praktisch unbegrenzte Freiheit für die Wirtschaft beschwören, sowie die Unabhängigkeitserklärung für den Cyberspace von John Perry Barlow, der unbegrenzte politische Freiheit für den Cyberspace fordert. Beide Manifeste verkörpern die neoliberale und die libertäre Sicht des Internets. Auf diese amerikanischen Fanfarenstöße hat Europa eher verhalten regiert (am stärksten engagiert hat sich wohl der französische Philosoph und Technologiekritiker Paul Virilio), die Manifeste in der alten Welt haben eine vergleichsweise geringe Wirkung erzielt. Am meisten Beachtung hat noch die Münchner Erklärung der Akademie zum Dritten Jahrtausend gefunden, die eine «Zivilisierung des Cyberspace» und eine «Modernisierung der Demokratie» fordert, sowie die dazu völlig quer liegende These von Pierre Lévy vom Internet als kollektiver Intelligenz. Ich werde im folgenden auf diese vier Manifeste kurz eingehen und untersuchen, wie schlüssig die Definitionen des Cyberspace und seiner Rolle in der Gesellschaft sind.
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Zehnder, M.W. (1998). Der Status des Internets. In: Gefahr aus dem Cyberspace?. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5022-3_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5022-3_8
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