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Ein Medikament entsteht — Forschung, Entwicklung und Registrierung

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Die verspielte Zukunft
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Zusammenfassung

Nachdem wir die wissenschaftlichen und technischen Traditionen verfolgt haben, die der modernen Arzneimittelforschung den Boden bereiteten, sollten wir an dieser Stelle kurz innehalten und fragen: wie werden denn Arzneimittel heute gefunden? Arzneimittel müssen zunächst einmal als Moleküle synthetisiert oder als «Wirkungen» entdeckt werden. Anschließend müssen ihre biologischen und ihre chemischen Eigenschaften genauer beschrieben werden. Zu dieser Charakterisierung gehört auch die Erstellung erster Hypothesen über den möglichen klinischen Einsatz der neu gefundenen Stoffe. Wir bezeichnen die in diesen Bereich fallenden Tätigkeiten als Forschung. Die dann folgende Entwicklung umfaßt die Herstellung einer Substanz in größeren Mengen, ihre Verarbeitung zu Arzneimittelformen, zum Beispiel zu Tabletten oder Kapseln, ihre anschließende klinische Prüfung sowie die Ermittlung ihrer Verträglichkeit. Wenn alle diese Einzelschritte bewältigt und zuverlässig dokumentiert sind, kann die neue Substanz einer Arzneimittelbehörde zur Registrierung vorgelegt werden. Im folgenden Kapitel sollen diese einzelnen Tätigkeiten in Umrissen beschrieben werden. Dabei wollen wir uns zunächst der Forschung zuwenden. Welche Überlegungen und Fragen, welche experimentellen Ansätze führen zur Entdeckung neuer Arzneimittel? Wie sieht denn die Forschung aus, von der wir die Entdeckung neuer Stoffe erwarten können?

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Anmerkungen und Literatur

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  4. Meistens wurde das erste blinde Screening so durchgeführt, daß man die zu testenden Substanzen flüssigen Kulturen von Mikroorganismen zusetzte (Endkonzentrationen im Bereich zwischen 1 und 100 pg/ml) und nach mehrstündiger Inkubation die Bakteriendichte bestimmte. Aktive Substanzen wurden anschließend an diese ersten orientierenden Untersuchungen in weiteren Verdünnungen geprüft. Dabei wurde auch die minimale Hemmkonzentration (MHK) ermittelt, die kleinste Konzentration des zu prüfenden Stoffes also, mit der noch eine komplette Unterdrückung des Wachstums des getesteten Mikroorganismus erzielt werden konnte. Die Höhe der MHK hängt von verschiedenen Parametern ab. Dazu gehören: die Zusammensetzung des Mediums, in dem getestet wird, die Sauerstoffspannung, das pH und die Temperatur der Inkubation.

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  7. M: Die Anzahl der hintereinander geschalteten Module, die jeweils aus mehreren Enzymaktivitäten bestehen

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  8. Ein typisches Beispiel: CP = 1 x [2 x 41’ = > 2 Millionen Das Potential einer genetisch gesteuerten rekombinanten Chemie der Mikroorganismen ist erst in Umrissen erkennbar. Auf den Prozeß der Entdeckung neuer Arzneimittel hat es bisher noch keinen Einfluß. Da Polyketide unter den heute gebräuchlichen Arzneimitteln aber einen hervorragenden Platz einnehmen, ist damit zu rechnen, daß die Rekombination dieser Strukturen ebenfalls zu einer größeren Anzahl neuer und wertvoller Stoffe führt. Weiterführende Literatur: Verdine, G. L.: Combinatorial chemistry of nature. Nature384, 11–13 (1996). Hutchinson, R. C.: Drug synthesis by genetically engineered microorganisms. Biotechnology12, 375–380 (1994). McDaniel, R. et al.: Rational design of aromatic polyketide natural products by recombinant assembly of enzymatic subunits. Nature375, 549–554 (1995).

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Drews, J. (1998). Ein Medikament entsteht — Forschung, Entwicklung und Registrierung. In: Die verspielte Zukunft. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5003-2_3

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