Zusammenfassung
Und nun fürchte ich, daß meine Ausführungen als gnostisch, mystisch, kabbalistisch angesehen werden. Meiner Meinung nach sind sie im Gegenteil nüchtern und realistisch. Wenn man unvoreingenommen und rein empirisch die Phänomene der Außenwelt betrachtet, so muß doch auffallen, daß sie in homogene Medien getaucht sind, welche Träger von Stellen gleicher Umgebung sind. Dies gilt von den Objekten im Raum, es gilt auch von den Subjekten in der Zahl. Wir haben ferner die deutliche Empfindung, daß diese Medien realitätsschaffend sind. Denn denken wir uns einen Mann, einen Tyrannen, welcher die Menschen nicht als mit sich gleichberechtigt zählt, so wird er sie als bloße Objekte behandeln, als Sache, d. h. er nimmt ihnen damit einen Teil ihrer Realität. Und wenn wir eine Wahrnehmung der Sinne nicht in einem Raum unterzubringen vermögen, so wird sie zu einem Scheingebilde, zu einer Täuschung. Hier geht noch der Objektcharakter verloren. Umgekehrt, sobald wir die Wahrnehmungen zu einem Bündel zusammenbringen und unter sich gleichberechtigt zu einem Raum aufspannen können, so stützen sie sich gegenseitig und bekommen den Objektscharakter. Und sobald es uns gelingt, unser Ich zu projizieren und uns einzufühlen in eines dieser Objekte, so wird es belebt und zu einem Subjekt, das uns prinzipiell selbständig gegenübersteht korrelativ zu derjenigen Komponente unseres Ich, die wir projiziert haben.
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Speiser, A. (1952). Zusammenfassung. In: Die Mathematische Denkweise. Wissenschaft und Kultur, vol 1 . Springer, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-4171-9_9
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