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Wesentliche Merkmale der Postmoderne

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Landschaft in der Postmoderne
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Literatur

  1. Eine Auseinandersetzung mit postmodernem Denken in der Philosophie liefert Bormann (2002).

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  2. So konturarm der Begriff der Postmoderne als Beschreibung der Gesellschaft und auch seine historische Genese erscheinen, so umstritten ist auch seine zeitliche (und räumliche) Gültigkeit: Bereits 1947 bezeichnete Toynbee (1947) die zeitgenössische, 1875 beginnende, Phase der abendländischen Kultur als postmodern.

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  3. Der Terminus „Postmoderne“ wird in mehrfacher Dimension angegriffen (Welsch 2002): Erstens, wird seine Legitimität angezweifelt: Es stünde beispielsweise Zeitgenossen nicht zu, Epocheneinschnitte festzulegen. Dies sei Aufgabe späterer Generationen. Zweitens, ist sein Anwendungsbereich umstritten, der Begriff werde inflationär und nicht ausreichend scharf abgegrenzt verwendet. Drittens, ist sein zeitlicher Bezug umstritten: Die Zuschreibung des zeitlichen Beginns der Postmoderne variiert von 1875 bis auf einen künftigen Zeitpunkt (siehe Fußnote 10). Viertens ist der Ausdruck Postmoderne hinsichtlich seiner Inhalte umstritten: Die einen verknüpfen damit das Zeitalter der neuen Technologien, die anderen erwarten einen Abschied von der technokratischen Dominanz, wieder andere verbinden damit die Fragmentierung der Gesellschaft etc.

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  4. Hinsichtlich (postmoderner) Theorien bemerkt Landgraf (2004): „Es handelt sich dabei um Beobachtungsformen, die sich selbst in ihren Beobachtungen zu beobachten (und zu bezeichnen) gelernt haben. Das heißt, Theorien sind Weltsichten, die sich als Weltkonstruktionen verstehen. Theorien zeichnen sich besonders darin aus, dass sie anders als das Dogma die eigene Wahrheit als ‘vorläufig’ bezeichnen, dass sie von sich nicht mehr behaupten, als eine mögliche Weltsicht zu sein. Theorien bedürfen eben deshalb der Kommunikation, der Ablehnung und Zustimmung, der Diskussion, um Geltung erlangen zu können. In diesem Sinne ist eine Theorie (das kann auch in den Naturwissenschaften, etwa in der Astro-oder Teilchenphysik beobachtet werden) eben nichts anderes als eine Welt für sich, als die Beobachtung von ihr eigenen Welten. Und ob es dahinter noch eine Welt ohne oder außerhalb der theoretischen gibt, auch darüber kann letztlich nur wieder theoretisch entschieden werden, zugänglich wird sie immer nur theoretisch bleiben. Und es wird auf den Beobachter ankommen, ob sich an dieser Schwelle theoretischer Beobachtung Moderne und Postmoderne treffen oder trennen“.

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  5. Das Problem der Reflexivität — im Rückgriff auf den Reflexierenden — macht Gouldner bereits 1971 (489) hinsichtlich der Soziologie deutlich: „Reflexive sociology is and would need to be a radical sociology. Radical because it would recognize that knowledge of the world cannot be advanced apart from the sociologist’s knowledge of himself and his position in the social world, or apart from his efforts to change these. Radical, because it seeks to transform as well as to know the alien world outside the sociologist as well as the alien world within him. Radical, because it would accept the fact that the roots of sociology pass through the sociologist as a total man, and the question he must confront, therefore, is not merely how to work but how to live

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  6. Der Autor ist sich bewusst, dass er bisweilen in seiner Betrachtung gegen die eine oder andere Regel der „postmodernen Theorie“ verstößt, die von dem einen oder anderen Theoretiker der Postmoderne (auch wenn er sich nicht als solcher gesehen hat und seine theoretischen Beiträge a posteriori die eigenen Theorien als solche nicht wahrnehmen wollte) aufgestellt wurde. Der Autor ist sich seiner Unzulänglichkeit bewusst. Er möchte noch einmal darauf hinweisen, dass diese Studie als Beitrag zur Postmodernisierung und nicht zur Postmoderne zu verstehen ist, einem Prozess also, der seine Wurzeln in der Moderne hat. Dies gilt auch für das Denken des Autors (z.B. Kühne 2001a). Man möge es ihm verzeihen.

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  7. Deleuze/ Guattari (1980) gehen davon aus, dass die Gesellschaft im 21. Jahrhundert erneut durch den Nomadismus, der wiederum mit der Jahrtausende alten Kultur der Sesshaftigkeit in den Staaten der Ersten Welt konfligiere, geprägt sein wird.

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  8. An dieser Stelle sei auf die Affinität von dem Denken Nietzsches auf der einen und dem der Postmodernisten auf der anderen Seite nicht intensiver eingegangen. Beiträge zu diesem Thema finden sich bei Koelb (1990).

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  9. Charakteristika postmodernen Denkens wie die Dekonstruktion des Subjektes, der Entzentrierung der Vernunft und Remystifizierung finden sich neben Nietzsche auch bei anderen Vorläufern des postmodernen Denkens wie Spengler, Klafes, Heidegger und Adorno (Honneth 1989).

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  10. Auch Gehlen skizzierte schon 1956 in seiner Institutionenanalyse das Ende der „großen Schlüsselattitüden“ von Weltdeutungen.

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  11. Dies gilt nach Lyotard (1979) auch für die Kritische Theorie.

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  12. Eine ausführliche Auseinandersetzung zum Thema Reflexivität und Reproduktion im Vergleich der Sozialtheorie Habermas’ und Bourdieus findet sich bei Köhler (2001).

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  13. Oder systemtheoretisch formuliert: In der Postmoderne (aber auch schon in der Moderne) zerfällt die vormals einheitliche Gesellschaft in jeweils gesellschaftssubsystemspezifische Beobachtungsverhältnisse, das bedeutet den Zerfall eines vormals zentrisch konstruierten Weltbegriffs in einen multizentrischen Weltbegriff, welcher „die traditionelle Zentrierung des Weltbegriffs auf eine ‘Mitte’ oder ein’ subjekt’ hin“ (Luhmann 1984: 284) differenziert. In der postmodernen Gesellschaft steht letztlich keine Instanz mehr zur Verfügung, „von der her alle Operationen der Gesellschaft konditioniert werden könnten“ (Kneer/Nassehi 1993: 146).

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  14. Lyotard (1999: 43–44) greift die Systemtheorie Luhmanns als „technokratisch, eigentlich sogar zynisch, um nicht zu sagen hoffungslos“ an, in der er „Bedürfnisse und Erwartungen von Individuen oder Gruppen“ zu einer „nebensächliche [n] Komponente“ des Funktionierens von Systemen degradiere.

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  15. Kim (1993) wirft herkömmlichen Modernisierungstheorien (insbesondere den funktionalistischen) vor, durch das „Ausblenden einer geschichtlich-gesellschaftlichen Perspektive“ (Kim 1993: 194) die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen nicht hinreichend abbilden zu können und die Eigenarten der westlichen Moderne zu überschätzen.

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  16. Nach Luhmann (1984: 601) lässt sich von Reflexivität, als prozessualer Selbstreferenz, dann sprechen, wenn die Unterscheidung von Vorher und Nachher elementarer Ereignisse zu Grunde liegt. In diesem Falle ist das Selbst, das sich referiert, nicht ein Moment der Unterscheidung, sondern der durch sie konstituierte Prozess“.

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  17. Dem Begriff der „reflexiven Modernisierung“ liegt die Auffassung zugrunde, in einer radikalisierten Moderne werde das selbst erzeugte Wissen zum Gegenstand reflexiver Prozesse gemacht, was zu einer veränderten Form der weiteren Modernisierung führe (Beck/ Giddens/ Lash 1996, hierzu siehe auch Noller 1999).

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  18. Hoppmann (2000) weist auf die Nähe Giddens „Theorie der Spätmoderne“ zu postmodernen Ansätzen hin, die sich in der Forderung widerspiegelten, eine Beziehung zwischen Theorie und Praxis in der spätmodernen Theorie zu bestimmen oder auch bei der Betonung auf Beobachtungen im Alltagsleben.

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  19. Dieser Abschnitt fußt in Teilen auf Überlegungen, die bereits in Kühne 2003b angestellt wurden.

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  20. Dieser Ansatz — obwohl charakteristisch für die Postmoderne — ist kein Alleinstellungsmerkmal postmodernen Gedankenguts. Es findet sich auch z.B. bei Descates (1922), Spencer Brown (1971) und Luhmann (1984).

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  21. Köllerer (2004) kritisiert die postmoderne (Sprach-)Philosophie hinsichtlich ihrer prinzipiell immanent nicht vorhandenen Nachvollziehbarkeit eines jeglichen (auch eigenen Wahrheitsanspruches): „Jede Variante dieser Theorie [der postmodernen Philosophie; Anm. O. K.] ist relativistisch, anders wären die diversen Partikularismen nicht vertretbar. Der Relativismus ist — vor allem in den radikalen Varianten — nun aber mit einer Reihe von philosophischen Schwächen behaftet. Denn wenn alles relativ ist, ist zwangsläufig auch der Relativismus relativ, kann also konsistent nicht als Standpunkt vertreten werden. Dieses Argument ist weder neu noch originell, mussten sich doch bereits die Skeptiker der Antike damit auseinandersetzen. Trotzdem ist es gültig, und es bleibt für einen Poststrukturalisten nur ein Ausweg: seinen Standpunkt explizit als relativ zu bezeichnen, wenn er glaubwürdig bleiben will. In diesem Fall verliert seine Position jedoch jegliches Interesse. Warum sollte man sich mit irgendeiner beliebigen Theorie auseinandersetzen, für die nicht einmal ein gemäßigter Wahrheitsanspruch erhoben wird?“

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  22. Ästhetik ist einer der zentralen Begriffe der Postmoderne, er dokumentiert wie kaum ein anderer die Prinzipien postmodernen Denkens von Perspektivität und Relativität — aber auch von Toleranz. Der Zentralbegriff der Ästhetik wiederum ist Schönheit (Borgeest 1977: 100): „Die Geschichte der Ästhetik besteht aus einer ständigen Uminterpretation des Schönheitsbegriffs. Es gibt zur Bestimmung des Schönen nicht einen Orientierungspunkt, der auf allseitige und allzeitliche Akzeptanz hoffen darf und von dem nicht mit gleichem Recht das Gegenteil behauptet werden könnte“.

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  23. Bereits Nietzsche (1956) erklärte, Sprache täusche eine Wahrheit vor, die es nicht gebe, mit Ausnahme in der Einbildung des Menschen, da das Wort nicht mehr der Erinnerung an „das einmalige ganz und gar individualisierte Urerlebnis, dem es sein Entstehen verdankt“ (Nietzsche 1956: 313) dient, sondern vielmehr eigenständig wird und sich vom Erlebten löst und zum Begriff verfestigt, womit die Entstehung der Sprache mit dem Vergessen der Wirklichkeit einhergehe. Fakten sind folglich lediglich solche Interpretationen der Wirklichkeit, die Autorität über alle alternativen Interpretationen erlangt haben.

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  24. Tenbruck (1989) weist auf die Gefahr hin, Pluralität könne einerseits zur Beliebigkeit (insbesondere der Kultur, aber auch des Denkens allgemein) werden, und sei andererseits eine durch Tabus und Sanktionen geschützte Weltanschauung. Zu den Dingen, die „bloß deshalb nicht gesagt, nicht getan und kaum gedacht“ werden dürften, da sie an Ideen rührten, „die die Zeit als ihren heiligen Glauben hütet. Dazu gehört der unablässige Kult der Demokratie, deren einäugige Parolen von Freiheit und Menschenrecht man ebenso wenig laut beim Namen nennen darf wie die Geschichtsbilder der Vergangenheit und Zukunft, die er diskreditiert“ (Tenbruck 1989: 11).

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  25. Nach Welsch (2002) müsse Vernunft dazu beitragen, Übergänge zwischen den einzelnen Sprachspielen herzustellen, um so die Verschiedenartigkeit der Diskurse zu sichern, da die diversen Rationalitätstypen (der Ökonomie, der Soziologie, der Technik etc.) Gefahr liefen, sich aufgrund ihrer Spezialisierungen nicht oder sogar negierend wahrzunehmen. Damit erhält die Option „einer Beliebigkeit der (wissenschaftlichen, politischen, [...] ästhetischen und anderen) Diskurse [...] durch die transversale Vernunft eine Alternative: nämlich die Perspektive, dass die inkommensurablen Sprachspiele kommunikativ zusammenkommen können, ohne dass der Spezifik der Diskurse durch Konkordanzwünsche oder Hegemonialabsichten ihr Eigensinn oder ihre Berechtigung entzogen würde“ (Wood 2003: 36). Damit wird eine strukturelle Ähnlichkeit der Theorie der funktionalen Entdifferenzierung und der Codierung von Systemen, wie sie in der Systemtheorie bei Luhmann (z.B. 1984) beschrieben wird, deutlich. In der postmodernen Theorie sind es die Sprachspiele, die untereinander nicht kommunizieren, in der Theorie der autopoietischen Systeme sind es die Systeme mit unterschiedlicher Codierung. Zur Verdeutlichung: „Die Sprache ist ohne Einheit, es gibt nur Sprachinseln, jede wird von einer anderen Ordnung beherrscht, keine kann in eine andere übersetzt werden. Diese Zerstreuung ist an sich gut, sie muss geachtet werden. Was zur Krankheit führt, dass eine Ordnung über die andere übergreift“ (Lyotard 1985: 70).

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  26. Eine besondere Bedeutung in dem System Macht-Wissen hat — so Bourdieu/ Passeron (1973) — die Durchsetzung kultureller Willkür in der Sozialisierung und Habitualisierung mittels der symbolischen Gewalt inne: „Jede Macht zu symbolischer Gewalt, d.h. jede Macht, der es gelingt, Bedeutungen durchzusetzen und sie als legitim durchzusetzen, indem sie die Kräfteverhältnisse verschleiert, die ihrer Kraft zugrunde liegen, fügt diesen Kräfteverhältnissen ihre eigene, d.h. eigentlich symbolische Kraft hinzu“ (Bourdieu/Passeron 1973: 12).

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  27. Bauman charakterisiert das Bemühen der Moderne, den Menschen von seiner „Unterordnung unter die Natur, von den unerwünschten Bindungen zu anderen Menschen und von den Widersprüchen“ (Wagner 1995: 82) in sich selbst zu befreien als „eine Rebellion gegen das Schicksal und die Zuschreibung“ (Bauman 1992: 92).

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  28. Die in den vorangegangenen Abschnitten dargestellten Grundzüge einer postmodernen Theorie sind schwerlich auf die räumliche Forschung in der Phase der Postmodernisierung anzuwenden, da sie einerseits die Gefahr bergen, als „theorieloser Empirismus“ (Becker 1996: 10) zu gelten, andererseits de facto Grenzen und Räume existieren. Möglicherweise kann die Postmoderne als ein Prozess charakterisiert werden, der durch einen anderen Prozess, nämlich den der Postmodernisierung, als Übergang zwischen Moderne und Postmoderne, einmal erreicht werden könnte — einerseits soll diese konjunktivische Formulierung der Teleologielosigkeit der postmodernen Theorie Rechnung tragen — andererseits kann die Postmoderne — aufgrund ihrer möglichen (kontingenten) Vielgestaltigkeit nicht als ein einheitlich-monolithisches gesellschaftliches Modell gelten.

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  29. Nicht erst in der Postmoderne lässt sich eine Formierung des Widerstandes gegen die „Entzauberung der Welt“ feststellen: „Die Romantik des 18. und 19. Jahrhunderts ist die große Gegenbewegung gegen den Prozess der ‚Entzauberung der Welt’, der in der Aufklärung seinen stärksten affirmativsten Ausdruck gefunden hat. Die Romantik zielt aber ursprünglich nicht auf eine abstrakte Negation der aufklärerischen Rationalität, sondern darauf, deren prinzipielle Einseitigkeiten, falsche Verallgemeinerungen und — mittlerweile eingetretene — Trivialisierungen in einer neuen, die Gegensätze von Glauben und Wissen, Denken und Fühlen, Geist und Körper, Erkennen und Handeln etc. aufhebenden Kultursynthese zu überwinden“ (Weiss 1993: 98).

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  30. Mit der Erosion des wissenschaftlichen Wahrheitsalleinvertretungsanspruchs geht ein Verfall der Autorität der Wissenschaft einher: Der Verdacht unumfassender, wenn nicht gar einseitiger und nicht objektiver Untersuchungsmethoden und-umfänge nahm unter anderem mit dem Aufkommen der Umweltbewegung in den 1960er Jahren zu (ein entscheidendes Ereignis war signifikanterweise das Erscheinen des Buches „The silent spring“ der Nichtwissenschaftlerin Rachel Carson im Jahre 1962, das sich mit dem DDT-hervorgerufenen Tod von Vögeln beschäftigte), somit wurden wissenschaftliche Ergebnisse der Wissenschaft (nach modernem Wissenschaftsselbstverständnis folglich auch die Wissenschaft selbst) zunehmend von interessierten Laien in Frage gestellt, nicht Wissenschaftler allein können für sich beanspruchen, wissenschaftlich zu argumentieren, vielmehr ist eine Expertisierung von Laien (Bonss/Hartmann 1985) als ein Prozess postmoderner Emanzipationsprozesse begreifbar. Positiv betrachtet wird Wissenschaft in der Postmoderne — aufgrund der Ausdifferenzierung und teilweisen Auflösung der Grenze zwischen Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft — ubiquitär (Alheit 1992). Durch eine solche Grenzdifferenzierung respektive Entgrenzung zwischen dem „institutionalisierten System Wissenschaft“ und seiner Umwelt ist Wissenschaft zum integralen Bestandteil von Wissenschaftsan-und verwenden geworden und hat zum Teil Lebenswelten erobert, die vormals, in der Moderne, lediglich indirekt von Wissenschaft geprägt waren. Wie auch das Beispiel von Rachel Carson zeigt, bleibt Wissenschaftskritik kein wissenschaftliches Privileg (Alheit 1992), sie wird auch — legitimer Weise — von sach-und fachkundigen Laien in Frage gestellt, zu der Autokonstruktion tritt also auch die Dekonstruktion von außen.

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  31. Die sozialwissenschaftliche postmoderne Forschung greift in verstärktem Maße die kulturellen und speziell die ästhetischen Aspekte der gesellschaftlichen Entwicklung auf. Aspekte, die — so Lash/ Urry (1994) — in der modernen Theoriebildung (auch jener der reflexiven Moderne) weitgehend ausgeklammert wurden.

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  32. Auf die doppelte Bedeutung der Historie bei der Wahrnehmung weist auch Horkheimer (1968) mit dem Problem der doppelten Präformation ihres Gegenstandes, „durch den geschichtlichen Charakter des wahrgenommenen Gegenstandes und dem geschichtlichen Charakter des wahrnehmenden Organs“ (Horkheimer 1968: 149) hin.

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  33. Weiss (1993) vertritt dagegen den Standpunkt, die Rehabilitierung der Philosophie, eigens mit der „Kritischen Theorie“, sei — im Marxschen Sinne — aufgehoben.

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  34. Der Parsonssche Kulturbegriff, Kultur als ein, der gesamten Gesellschaft untergeordnetes, Subsystem zu verstehen, wird u. a. bei Tenbruck (1989) kritisiert. Da die Kultur „im Gegensatz zur Natur alles umfasst, was durch menschliches Handeln entsteht, entspringt sie aus der Eigenart dieses Handelns, die den Menschen zum Kulturwesen bestimmt“ (Tenbruck 1989: 15). Wobei (auch) in dem Zusammenhang der Landschaftsanalyse die rigorose Abgrenzung zur Natur zweifelhaft erscheint: Ab welchem Grade der menschlichen Beeinflussung würde Natur-zur Kulturlandschaft? Inwiefern ist der Mensch als „Kulturwesen“ (Tenbruck) nicht — aufgrund seiner biotischen Funktionen und Strukturen — auch ein Naturwesen?

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  35. Die Bedeutung der Differenzierung für die moderne Gesellschaft findet sich auch bereits Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts — in Form der organischen Solidarität — bei Durkheim (1977 — zuerst 1893), bei Weber (1972a — zuerst 1921) in Form der Differenzierung von unterschiedlichen Wirklichkeitssphären, Rationalitäten und Herrschaftslegitimationsebenen. In dieser Zeit stellte Simmel (1890) den Zusammenhang zwischen sozialer Differenzierung und Individualisierung dar. Eine Weiterentwicklung der Theorie der sozialen Differenzierung leistete die autopoietische Systemtheorie Luhmanns (z.B. 1975b und 1984). Autopoietische soziale Systeme produzieren — als ihr konstitutives Element — fortlaufend Kommunikation aus Kommunikation. Die Existenz sozialer Systeme setzt somit eine sinnhafte Kommunikation voraus. Gesellschaft ist dabei als „das umfassendste System sinnhafter Kommunikation“ (Luhmann 1990b: 62) zu verstehen.

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  36. Ob die die neu gewonnene Durchlässigkeit bzw. Differenzierung von Grenzen die Gleichzeitigkeit der prinzipiell konservierten Existenz ausdifferenzierter moderner Systeme in Frage stellt, oder lediglich ergänzt lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschließend beantworten (vgl. Kühne 2003a).

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  37. Die empirische Gültigkeit des Begriffes der Globalisierung kann mit Läpple (1997) durchaus hinterfragt werden: Zeigt sich die deutsche Exportwirtschaft eher europazentriert (daher spricht Läpple (1997: 109) eher von einer „Europäisierung“ denn von einer Globalisierung) und schließt die globale Ausrichtung von Unternehmensstrategien selektiv weite Teile der Dritten Welt aus.

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  38. Beck/ Bonss/ Lau (2001) sprechen — im Gegensatz zu der in dieser Schrift vertretenen Terminologie — von erster Moderne (hier: Moderne) und zweiter Moderne (hier: Phase der Postmodernisierung). Nach Lash (1992: 262) geht es Beck und Giddens darum, „dass die Moderne sich in der Tat transformiert hat, allerdings nicht zur Postmoderne, sondern in die neue Gestalt einer reflexiv gewordenen Moderne“.

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  39. In der Moderne wird dagegen die formale politische Struktur durch die Konkurrenz von Großparteien getragen. Ihre Mitglieder und Wähler rekrutieren sich nach den Gesichtspunkten der sozialen Klassenzugehörigkeit und sind so stark ideologisiert, dass die Stammwählerschaft gegenüber der Wechselwählerschaft deutlich dominiert. Politik wird dabei als Aktivität des politischen Systems verstanden. Dem politischen System wird dabei — wie bei Parsons (1969) analysiert — eine exponierte Stellung und steuernde Funktion gegenüber den anderen gesellschaftlichen Teilsystemen zugeschrieben (vgl. Beck 1986).

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  40. Die Folge solcher Prozesse ist die Schwankung in den Erfolgen von Parteien, in Abhängigkeit von ihrem Image oder dem Image ihrer Spitzenkandidaten. Dieses Image wird sorgfältig konstruiert, manifeste Leitlinien werden durch eine polyvalente Kulturalisierung medialen Handelns von Parteien und insbesondere Politikern ersetzt (vgl. Mitroff/ Bennis 1989, Welsch 1993b).

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  41. Mit dem Prozess der Postmodernisierung geht eine Enthierarchisierung der Gesellschaft einher. So hält bereits Luhmann (1984) Parsons Vorstellung der exponierten Stellung des politischen Systems über die anderen gesellschaftlichen Teilsysteme für illusorisch, da Theorien, die noch immer „von einer Spitze oder einem Zentrum ausgehen“ (Luhmann 1984: 203), die Tatsache verkennen, dass durch die funktionale Gliederung der Gesellschaft eine den gesellschaftlichen Teilsystemen übergeordnete Steuerungseinheit obsolet wurde.

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  42. Als Sinnbild für die Auflösung des politischen Territorialismus und der Uneindeutigkeit von Krieg und Nicht-Krieg kann — nach Werber (2002: 294) — der Partisan gelten: Er ist „eine von vielen Antworten auf die Ununterscheidbarkeit von Interventionen und Nicht-Interventionen, von Krieg und Nicht-Krieg, auf das Ende des Territorialstaates und auf den Beginn weltweiter humanitärer Missionen im Auftrag internationaler Organisationen. Es ist eben zwischen Soldat und Zivilist gar kein Unterschied mehr auszumachen, denn die Funktion entscheidet“.

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  43. Eine ausführliche Würdigung der Thesen Zygmunt Baumans findet sich bei Kastner (2000).

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  44. So weist Marks (1996) darauf hin, dass hinsichtlich der Vergabe von Strukturfondsmitteln — nach Mitgliedsstaaten differenziert — die nationale — verhandlungsführende — Ebene ihre Machtposition gegenüber der regionalen — umsetzenden — Ebene ausbaut. Dieses Ringen der unterschiedlichen politischen Ebenen mag kurzfristig mit dem Machtzuwachs einer politischen Ebene verbunden sein, insgesamt kann sie jedoch als ein Verlustsummenspiel für das politische System interpretiert werden (vgl. Morgenstern/Neumann 1961). Dies gilt auch für das hierarchische Top-down-Prinzip der europäischen Rechtsetzung. Es weist ein erhebliches Legitimitätsdefizit auf: Die Exekutiven (die Regierungen) der EU-Mitgliedsstaaten werden bei der Rechtsetzung legislativ tätig. Eine solche Konstruktion erscheint — aus demokratischer Sicht — jedoch nur allein dann hinnehmbar, „solange die Minister einstimmig entscheiden müssen und so eine Kontrolle der Entscheidungen durch die nationalen Parlamente lückenlos möglich ist“ (Herz 2002: 113). Ähnliches gilt grundsätzlich auch für die Tendenz in der Europäischen Union, eine regulative Politik durch nicht-mehrheitsgebundene Institutionen strukturell zu bevorzugen (Majone 1996, vgl. auch Jachtenfuchs/Kohler-Koch 1996, Kühne 2003b).

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  45. In der Terminologie Aristoteles’ (1951,1956) kann man die politische Postmoderne folgendermaßen charakterisieren: Die Form der Politik dominiert — aufgrund der latenten oder manifesten Erkenntnis ihrer schwindenden Macht — ihren Stoff, die Möglichkeit dominiert die Wirklichkeit, mit dem Zweck der Machtgewinnung.

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  46. Die moderne Gesellschaft lässt sich als Großgruppengesellschaft charakterisieren. In der marxistischen Gesellschaftsdefinition ist die moderne Gesellschaft dualistisch: zwei große Klassen, in sich weitgehend homogen, dominieren die gesellschaftliche Struktur: Arbeiter und Kapitalisten. Der Prozess der Industrialisierung entband die Arbeitsbevölkerung aus ihren traditionellen Gruppenstrukturen (Stände), kulturellen Bindungen (Religion) und lokalen Bezügen (Migration). In der — von einer protestantischen Arbeitsethik (siehe Weber 1972b — zuerst 1921) und wirtschaftsliberalen Grundsätzen getragenen — Initialphase der Modernisierung der Gesellschaft vollzog sich die Proletarisierung massenhaft und bedeutete für die — im Entstehen begriffenen — industriellen Ballungsräume eine sozioökonomische Verschlechterung (Ehernes Lohngesetz), die mit der Solidarisierung der Arbeiterschaft und nicht etwa mit deren Zersplitterung verbunden war (Beck 1986: 132). In der zweiten Phase der Modernisierung wird die Mangelgesellschaft von einer Kultur des Massenkonsums abgelöst. Die persönlichen Ziele in der Moderne sind primär materialistisch. Die massenhafte Produktion gleicher Güter bedeutete auch Tendenzen zur Uniformierung des Raumes. Die ökonomische Rationalisierung impliziert auch eine Standardisierung der Esskultur, die in der Entwicklung von Fast-Food-Ketten als McDonaldization der Gesellschaft (Ritzer 1993) ihren Höhepunkt fand.

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  47. In der Moderne zeichnet sich die Biographie gemeinhin durch Normalität und Standardisierung aus. Sie ist einerseits abgestellt auf die standardisierten Erfordernisse des Arbeitsmarktes, die Uniformisierung der Lebenswelt, andererseits auf ein gleichfalls weitgehend standardisiertes Familiensystem, dessen Funktion auf kultureller, psychosozialer wie biologischer Reproduktion beruht (männliche Berufsrollenidentität, weibliche Hausfrauenrollenidentität). Die Rollendifferenzierung in der Moderne ist jedoch nicht als Relikt einer traditionalen Gesellschaftsform zu verstehen, sondern ist ein Erfordernis der arbeitsteiligen, funktional spezialisierten Industriegesellschaft (Beck 1986). Der Übergang von der traditionellen Großfamilie zur modernen Kleinfamilien vollzog sich dabei mit einer deutlichen raumzeitlichen Differenzierung: Während sich auf dem Lande traditionelle Lebensformen als persistenter erwiesen, vollzog sich der Wechsel zur Moderne in den Städten rascher, wie Braudel (1986) am Beispiel Frankreichs beschreibt.

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  48. Die Stereotypisierung betrifft nicht allein das Geschlecht, verbunden mit der engen Rollenzuweisung, sie tritt auch als Stereotypisierung von andern Völkern und Kulturen in Erscheinung. Stereotypen „erleichtern die Kommunikation innerhalb der eigenen Gruppe durch ein basales, allgemein anerkanntes Verallgemeinerungs-und Typifizierungssystem“ (Kühne 2001b: 1419). Ein solcher Vorgang verstärkt die mentale raumbezogene Grenzbildung.

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  49. Auch wenn das Konstrukt postkonventioneller Moral im Sinne Kolberg und Habermas’ einer „normativ verfahrenden Moraltheorie“ (Sutter 1990: 97) entspringt, lässt sich der Begriff auch empirisch begründen, wie die Untersuchungen zum Wertewandeltheorem Ingleharts zeigen.

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  50. Nach Siebel (1987: 16) drückt sich im neudeutschen Begriff des „Singles“ „eine soziale Umbewertung des Alleinlebens aus, denn er signalisiert Assoziationen von Ungebundenheit und Lebenslust, Selbstbestimmung, Dynamik und Individualität“.

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  51. In Anschluss an die Typisierung dauerhafter sozialer Bindungen von Max Weber (1972a — zuerst 1921) können diese Prozesse als Verringerung von Beziehungen aus „Brauch“ bzw. „Sitte“ interpretiert werden, während die Zahl der „Interessenbeziehungen“ zunimmt. Die Verbindlichkeit der Lebenspläne, Lebenslagen und Biographie von Beruf, Ehe und Kindern ist entkoppelt und durch neue differenzierte Wahl-und Kombinationsmöglichkeiten ersetzt worden.

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  52. Identität lässt sich mit Keupp/ Ahbe/ Gmür/ Höfer/ Mitzscherlich/ Kraus/ Straus (2002: 28) als „selbstreflexives Scharnier zwischen der inneren und der äußeren Welt“ begreifen, wobei sie „das unverwechselbar Individuelle, aber auch das sozial akzeptable darstellbar machen“ soll.

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  53. Die Auflösung der Einheit von Raum und Zeit im Bewusstsein des Menschen ist keine Erfindung der Postmoderne, vielmehr setzte sie bereits bei der Bildung des menschlichen Bewusstseins, aufgrund des gedanklichen Hinwegsetzens über raumzeitliche Beschränkungen, ein. Durch die Erfindung der Schrift wurde die Auflösung dieser sozialen Einheit durch die Abkopplung von Kommunikation und Interaktion weiter vorangetrieben (vgl. Esposito 2002).

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  54. Neben dem sich verringernden Einfluss der Eltern auf die Sozialisation und Habitualisierung von Heranwachsenden ist auch ein schwindender Einfluss der Schule auf deren Entwicklung zu konstatieren. Damit sinkt auch der Einflussanteil eines hinsichtlich der gesellschaftlichen — und insbesondere kulturellen — Strukturerhaltung verpflichteten Organisation als einer Organisation der kulturellen Willkür (Bourdieu/ Passeron 1973, Bourdieu 1973).

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  55. Das In-den-Vordergrund-Rücken des Pastiches, des Patchworkhaften, das Ausschließen eines absoluten Beobachtungspunktes birgt allerdings kulturell stets die Gefahr von Oberflächlichkeit, von Beliebigkeit (z.B. Jameson 1984).

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  56. Die Politik ist — so Lyotard (1987a) — im Widerstreit ständig gezwungen, verschiedenartige Diskursarten zu verbinden, so die der Ermittlung von Gegebenheiten, der Handlungsmöglichkeiten, der Entscheidungsfindung, der normativen Grundlagen etc.

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  57. Sander (1998) verweist darauf, dass sich die „feinen Unterschiede“ — anders als bei Bourdieu intendiert — sich nicht allein auf eine allgemeine Decodierbarkeit erstrecken, sondern insbesondere für Insider bedeutsam sind, während sie für Außenstehende ihren Distinktionswert verlieren.

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  58. Wobei Sander (1998) nicht von der Moderne und Postmoderne spricht, sondern von der traditionellen und der neuen Sicht.

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  59. Fayet (2003: 158) nennt in diesem Zusammenhang die in der Moderne nicht zugelassene Mischung von Körper und Geist (wie bei Descartes), das „am Körperlichen anteilhabende Geistige wie auch das am Geistigen anteilhabende Körperliche“ oder (wie bei Loos) die Mischung von Kunst und Gebrauchsobjekt.

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(2006). Wesentliche Merkmale der Postmoderne. In: Landschaft in der Postmoderne. DUV. https://doi.org/10.1007/3-8350-5712-X_2

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