Zusammenfassung
Die Psychoanalyse ist bei dem erfolgreichen Bemühen, die Hysterie zu verstehen und zu behandeln, entstanden; das Umgekehrte trifft aber nicht zu: Die Bezeichnung Hysterie und die Phänomene, die hysterisch genannt werden, hat es nämlich sehr lange vor der Psychoanalyse gegeben. Damit meine ich nicht nur die bekannte Tatsache, dass hysterische Erscheinungen schon 2000 Jahre vor Christi Geburt in altägyptischen Papyren beschrieben wurden, dass sowohl Plato als auch Hippokrates dieselben Phänomene kannten, und dass Letzterer sogar die altägyptische ätiologische Hypothese über eine bei der Hysterie »wandernde Gebärmutter« übernommen hatte. Ich meine auch nicht nur die mittelalterliche Auffassung, hysterische Phänomene seien der Beweis für eine Besessenheit der Frau durch den Teufel und auch nicht nur die gynäkologischen Theorien und Behandlungen der Hysterie im 18. Jh. oder die Konzeptualisierungen der hysterischen Erscheinungen als neurologische Störung im 19. Jh. Was uns hier darüber hinaus beschäftigen wird, ist die Tatsache, dass die Hysterie auch in der naturwissenschaftlich orientierten Psychiatrie des 19. Jh. als eine rein psychiatrische Erkrankung lange vor Freud diagnostiziert wurde.
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Mentzos, S. (2006). Entwicklung des Hysteriekonzeptes. In: Böker, H. (eds) Psychoanalyse und Psychiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/3-540-30021-X_7
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