Abstract
Durch den Bevölkerungsrückgang und die zunehmende Lebenserwartung ist Deutschland in einem gravierenden Umstrukturierungsprozess begriffen, der auch im Bereich der Mundgesundheit erhebliche Auswirkungen haben wird. Für die Zukunft stellt der wachsende Anteil alter und sehr alter Patienten neben der steigenden Zahl von Zuwanderern und der Risikogruppe der sozial Schwächeren eine zunehmende Herausforderung an Gesundheitsmaßnahmen dar. Vornehmliches Ziel muss es sein, möglichst viele natürliche Zähne so lange wie möglich zu erhalten. Damit möchte man eine Kompression der oralen Morbidität erreichen, d. h. die Verlagerung schwerwiegender Beeinträchtigungen der Mundgesundheit in ein höheres Lebensalter, um auch im fortgeschrittenen Alter eine angemessene mundgesundheitsbezogene Lebensqualität zu gewährleisten. Auswertungen epidemiologischer Studien zur oralen Gesundheit haben gezeigt, dass über einen Prognosezeitraum von ca. 20 Jahren trotz umfangreicher Anstrengungen und Erfolge in der Prävention der Volkskrankheiten Karies und Parodontitis bisher keine Verä nderung im Grundmuster des Zahnverlustes erkennbar ist. Es ist allerdings von einer Verschiebung in ein höheres Lebensalter auszugehen. Damit nimmt die Bedeutung von Zahnersatz vorerst nicht ab. Eine Verschiebung des Therapiespektrums in Richtung des festsitzenden, „komfortableren“ Zahnersatzes unter der vermehrten Einbeziehung von Zahnimplantaten ist zu erwarten. Ob diese Anforderungen an die zahnärztliche Therapie im Rahmen der Gesetzlichen Krankenkassen mittelfristig zu finanzieren sind, ist äußerst fraglich. Eine weitere Polarisierung bei der Krankheitslast und eine Verstärkung sozialer Ungleichheiten sind zu befürchten. Studien mit Versorgungsforschungsansatz sind vermehrt notwendig, um bestehende Strategien der Prävention zu begleiten und zu deren Weiterentwicklung beizutragen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Statistisches Bundesamt: Bevölkerungsentwicklung Deutschlands bis zum Jahr 2050 — Ergebnisse der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, Wiesbaden 2003. Internet: http://www.destatis.de
Razum O.; Geiger I.; Zeeb H.; Ronellenfitsch U. Gesundheitsversorgung von Migranten. Deutsches Ärzteblatt 2004; 43: A 2882–7
Biffar R. Orale Gesundheit — Verschiebungen im Behandlungsbedarf durch Prävention. In: Institut der Deutschen Zähnärzte (Hrsg.): Kostenexplosion durch Prävention? Orale Gesundheitsgewinne im Alter und versorgungspolitische Konsequenzen. Band 26; Köln: Deutscher Zahnärzte Verlag, 2002
Micheelis W.; Reich E. (Hrsg.): Dritte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS III) — Ergebnisse, Trends und Problemanalysen auf der Grundlage bevölkerungsrepräsentativer Stichproben in Deutschland. Materialienreihe Band 21. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag; 1999
Bundeszahnärztekammer: Die aktuellen Zahlen zur zahnärztlichen Versorgung. In: Daten & Zahlen, 2004. Internet: http://www.bzaek.de
Walter U.: Umsetzung präventiver rechtlicher Regelungen-Kap 5 Zahnprophylaxe. In: Wahrnehmung und Umsetzung rechtlicher Bestimmungen zur Prävention in Deutschland — Expertise aus sozialmedizinischer Sicht im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung. Hannover, 2002. Internet: http: //www.bmgs.bund.de
Schreiber A. Erkrankungen des Kauorgans. In: Schwartz FW, Busse R, Badura B, Leidl R, Raspe H, Siegrist J, Walter U (Hrsg.): Das Public Health Buch. Gesundheit und Gesundheitswesen. München: Urban & Schwarzenberg; 2002
Micheelis W., Bauch J. (Hrsg). Mundgesundheitszustand und-verhalten in der Bundesrepublik Deutschland — Ergebnisse des nationalen IDZ-Survey 1989. Materialienreihe Band 11.1. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag; 1991
Micheelis W., Bauch J. (Hrsg). Mundgesundheitszustand und-verhalten in Ostdeutschland — Ergebnisse des nationalen IDZ-Ergänzungssurvey 1992. Materialienreihe Band 11.3. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag; 1993
Staehle H. J.; Kerschbaum T. Die Mundgesundheit in der Schweiz und in Deutschland. Public Health Forum 2005; 46: 6–9
Keller A., Baune B. T. Impact of social factors on health status and help seeking behaviour among migrants and Germans. J Public Health 2005; 1: 22–29
Müller O. Zahngesundheit bei Migranten — Es trifft besonders die Kinder. Zahnärztliche Mitteilungen 2001; 22: 38–43
Reich E. Erfolge der zahnmedizinischen Prävention — Darstellung der Entwicklungen und Situationsanalyse. In: Institut der Deutschen Zähnärzte (Hrsg.): Kostenexplosion durch Prä vention? Orale Gesundheitsgewinne im Alter und versorgungspolitische Konsequenzen. Band 26; Köln: Institut der Deutschen Zahnärzte, 2002
Glockmann E., Köhler J., Vollandt R. Gründe für Zahnverlust in den neuen Bundesländern — eine epidemiologische Feldstudie im Jahre 1994/95. IDZ 1/1999
K. U. Mayer & P. B. Baltes (Hrsg.): Die Berliner Altersstudie. 2. Aufl. Berlin: Akademie, 1999.
Walter M.; Rieger C.; Wolf B., Böning K. Bevölkerungsrepräsentative Studie zum zahnärztlich-prothetischen Versorgungsgrad und Behandlungsbedarf. Regensburg: S. Roderer; 1998
Geraedts M., Selbmann H. K. Qualitätsmanagement muss systematisch erfolgen. Zahnärztliche Mitteilungen 2000; 11: 78–86
Schroeder E. Bedarfsermittlung für prothetische Leistungen in der Zahnheilkunde bis zum Jahr 2020. Ein Bericht der I+G Gesundheitsforschung München für die Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde e.V. (DGZPW). München, 2001. Internet: http://www.dgzpw.de/
Schneller T, Micheelis W, Hendriks J. Individualprophylaxe bei Erwachsenen — Erfahrungen, Problemsichten und Perspektiven bei niedergelassenen Zahnärzten in Deutschland. IDZ-Information Nr. 4, 2001
Maibach-Nagel E. Probleme einer überalternden Gesellschaft — Vom Wert der Methusalems. Zahnärztliche Mitteilungen 2005; 3: 36–40
John M., Micheelis W. Lebensqualitätsforschung in der Zahnmedizin: Konzepte, Erfahrungen und Perspektiven. Ein Überblick zur Forschungslandschaft. IDZ-Information 4/2000
Sheiham A., Spencer J. Health needs assessment. In: Pine CM (Hrsg.): Community Oral Health. Oxford, 1997; S. 39–54
Davis D. M., Fiske J., Scott B., Radford D. R. The emotional effects of tooth loss: a preliminary quantitative study. Br Dent J 2000; 188: 503–506
Staehle H. J., Kerschbaum T. Die Mundgesundheit in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland. Zahnärztliche Mitteilungen 2004; 5: 26–41
Biffar R., Mundt T., Mack F. Demografischer Wandel und seine Auswirkungen auf den Zahnbestand in der Bevölkerung. Quintessenz 2004; 12: 1405–14
Kirch W. Interaktionen von Zahn-und Allgemeinerkrankungen und Multimorbidität. In: Institut der Deutschen Zähnärzte (Hrsg.): Kostenexplosion durch Prävention? Orale Gesundheitsgewinne im Alter und versorgungspolitische Konsequenzen. Band 26; Köln: Deutscher Zahnärzte Verlag, 2002
Schmidt-Westhausen A. M. Die Prävention von Mundschleimhauterkrankungen. Public Health Forum 2005; 46: 14–15
Hermann B. L. Schnittstelle Zahnmedizin und Endokrinologie. ZWR 2005; 5: 233–4
Slavkin H. C., Baum BJ. Relationship of Dental and Oral Pathology to Systemic Ilness. JAMA 2000; 284: 1215–1217
Dörfer C. Parodont und Allgemeingesundheit. Zahnärztliche Mitteilungen 2002; 9: 38–45
Mealey B. L. Diabetes and periodontal disease; two sides of a coin. Compend Contin Educ Dent 2000; 21: 943–6
Prchala G. Ein Leben voll Qualität. Zahnärztliche Mitteilungen 2004; 15: 26–31
Kruse A. Gesund Altern — Stand der Prävention und Entwicklung ergänzender Präventionsstrategien. In: Schriftenreihe des Bundesministeriums für Gesundheit. Band 146. Baden-Baden: Nomos, 2002.
Käyser A. F. Shortened dental arches and oral function. J Oral Rehabil 1981; 8: 457–62
Walter M., Luthardt R. Differenzialtherapeutische Kriterien und Versorgungsoptionen bei bilateral verkürzter Zahnreihe. ZWR 2005; 5: 220–32
Käyser A. F. Shortened dental arch: A therapeutic concept in reduced dentitions and certain high-risk groups. Int J Periodontics Restorative Dent 1989; 9: 426–49
Witter D. J., van Palenstein Helderman W. H., Creugers N. H., Käyser A. F. The shortened dental arch concept and ist implications for oral health care. Community Dent Oral Epidemiol 1999; 27: 249–58[38] Brecht JG, Meyer VP, Auerbach A, Micheelis W. Prognose der Zahnärztezahl und des Bedarfs an zahnärztlichen Leistungen bis zum Jahr 2020. Institut der Deutschen Zahnärzte (Hrsg.). Materialienband 29; Köln: Deutscher Zahnärzte Verlag, 2004
Biffar R., Mundt T. Zukünftige Bedeutung von Zahnersatz. Quintessenz 2004; 10: 1085–1094
Bundeszahnärztekammer. Präventionsorientierte ZahnMedizin unter den besonderen Aspekten des Alterns. Berlin, 2002
Priehn-Küpper S. Alterszahnheilkunde — Wenn die Zähne in die Jahre kommen. Zahnärztliche Mitteilungen 2002; 16: 28–36
Weischer C. Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Gesellschaft. Bielefeld 2004. Internet: http://www.loegd.nrw.de/publikationen/frameset.html
Lehmann A., Müller G., Kirch W., Klimm W., Reitemeier B. Arzneimitteltherapie und Mundgesundheit bei pflegebedürftigen Senioren in Alten-und Pflegeheimen. Z f Gesundheitswiss 2003; 1: 69–79
Alten-und Behindertenbehandlung. Wo ein Wille ist, sind viele Wege. Zahnärztliche Mitteilungen. 2005; 3:64–6
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2006 Springer Medizin Verlag Heidelberg
About this paper
Cite this paper
Schütte, U., Walter, M. (2006). Zahnverlust und Zahnersatz vor dem Hintergrund des demographischen Wandels. In: Kirch, W., Badura, B. (eds) Prävention. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/3-540-28954-2_32
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/3-540-28954-2_32
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-540-28953-1
Online ISBN: 978-3-540-28954-8
eBook Packages: Medicine (German Language)