Skip to main content

Visuelle Täuschungen

  • Chapter
  • 14k Accesses

Part of the book series: Springer-Lehrbuch ((SLB))

Zusammenfassung

Nichtübereinstimmung zwischen den Eigenschaften eines physikalischen Objektes und der subjektiven Wahrnehmung dieses Objektes kann erstens Folge des begrenzten Auflösungsvermögens des visuellen Systems sein. Das Auflösungsvermögen kann in räumlicher (z. B. Nichtwahrnehmbarkeit des »Kornes« eines Zeitungsbildes aus einiger Entfernung), zeitlicher (Flicker-Fusion oberhalb von ca. 65 Hz) oder kontrast- oder wellenlängenbezogener Hinsicht begrenzt sein. Zweitens können Täuschungen Nebeneffekte relativ einfacher Filteroperationen sein, mit deren Hilfe das visuelle System die von den Photorezeptoren vermittelten Informationen über die Außenwelt aufbereitet, um ein besseres, d. h. stärkeres Signal zu erhalten, beispielsweise durch Kontrastverschärfung. Eine dritte mögliche Quelle von Wahrnehmungstäuschungen stammt aus der Uneindeutigkeit der dem visuellen System zu Verfügung stehenden Information, auf deren Basis es eine möglichst zutreffende Repräsentation der Sehdinge konstruieren muss.

Diese Nichteindeutigkeit liegt teilweise bereits im Reiz begründet, wie beispielsweise bei der Rekonstruktion (bestimmter) dreidimensionaler Ob jekte auf der Grundlage der beiden zweidimen sionalen Netzhautbilder. Täuschungen können auch durch den Zwang erzeugt werden, im visuellen System die von der Netzhaut gelieferte Information drastisch zu re duzieren, beispielsweise durch Elimination von gleichförmigen Flächen und Betonung der Kon turen (z. B. Craig-Cornsweet-Täuschung). Während viele Wahrnehmungstäuschungen bereits aufgrund der bekannten Ver arbeitungsmechanismen des visuellen Sys tems erklärt werden können, ist für das Verständnis der (neuronalen) Mechanismen einiger anderer eine bessere Kenntnis der Arbeitsweise unseres Kortex erforderlich. Wahrnehmungstäu schungen schärfen unser Bewusstsein dafür, dass eine große Kluft besteht zwischen den Dingen der Welt einerseits und ihrer Repräsentation in unserem Gehirn andererseits. Sie zeigen außerdem, dass wir die Funktionsweise unseres eigenen zentralen Nervensystems bisher nur sehr bedingt verstehen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   34.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2006 Springer Medizin Verlag Heidelberg

About this chapter

Cite this chapter

Fahle, M. (2006). Visuelle Täuschungen. In: Karnath, HO., Thier, P. (eds) Neuropsychologie. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/3-540-28449-4_6

Download citation

Publish with us

Policies and ethics