Auszug
Unter den vielfältigen Versuchen, auf die „moderne Verlegenheit um den Anfang“ (Hegel 1985, S. 53) zu reagieren, hebt Georg Wilhelm Friedrich Hegel einen Anfang besonders hervor. Dieser zeichne sich zwar nicht eben durch wissenschaftliche Seriösität, dafür jedoch durch eine umso größere Popularität aus. „Ein origineller Anfang der Philosophie aber“, so schreibt er, „kann nicht ganz unerwähnt gelassen werden, der sich in neuerer Zeit berühmt gemacht hat, der Anfang mit Ich“ (ebd., S. 62). Und Hegel fährt fort: Insofern aber diß reine Ich das wesentliche reine Wissen seyn muß, und das reine Wissen aber nur durch den absoluten Akt der Selbsterhebung im individuellen Bewußtseyn gesetzt wird, und nicht unmittelbar in ihm vorhanden ist, geht gerade der Vortheil verlohren, der aus diesem Anfange der Philosophie entspringen soll, daß er nämlich etwas schlechthin Bekanntes sey, was jeder unmittelbar in sich finde und daran die weitere Reflexion anknüpfen könne; jenes reine Ich ist vielmehr in seiner abstracten Wesenheit etwas dem gewöhnlichen Bewußtseyn Unbekanntes, etwas, das es nicht darin vorfindet. Damit tritt vielmehr der Nachtheil der Täuschung ein, daß von etwas Bekanntem, dem Ich des empirischen Selbstbewußtseyns die Rede seyn solle, indem in der That von etwas diesem Bewußtseyn Fernem die Rede ist (ebd., S. 63).
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Bannasch, B. (2008). „Jene absurde Oberleitung der geheimnisvollen Männer“. In: Ehrenspeck, Y., de Haan, G., Thiel, F. (eds) Bildung: Angebot oder Zumutung?. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/3-531-90826-X_6
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