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Auszug

Südtirol verfügt über eine dichte Kulturlandschaft mit zahlreichen baulichen Zeugnissen aus nahezu jeder Epoche der Geschichte seit der Römerzeit. Lange Zeit wurde mit diesem Erbe — nicht nur in Sü dtirol — auf unterschiedliche Arten umgegangen. Mal wurde gehegt und gepflegt, mal überformt, nicht selten abgebrochen und neu gebaut. Neben architektonischen Qualitäten, die zu allen Zeiten — allerdings nicht zwingend — die Argumente zur Bewahrung lieferten, war es in vielen Fällen trockenes ökonomisches Kalkül, dass einzelne Gebäudeteile oder der Rohbaukern eines Bauwerks weiterverwendet wurden, im aktualisierten Bau aufgingen und uns so überliefert wurden. Denn der wechselnde Zeitgeschmack hätte mit vielem, das uns heute lieb und teuer ist, ohne viel Aufhebens aufgeräumt. Im 19. Jahrhundert nahmen die Verluste von historischer Bausubstanz als Folge der beschleunigten industriell-technischen Entwicklung europaweit dramatisch zu, was wiederum zu Bestrebungen führte, alte Bauwerke unter Schutz zu stellen, zu pflegen und nicht selten mehr oder weniger phantasievoll zu restaurieren. Die anerkannten historisch-kulturellen Werte wurden ebenso zur Selbstdarstellung genutzt wie historisierende Neubauten, und für den aufkommenden Tourismus kamen zuerst die einen, und — nach einigen Jahrzehnten Wartefrist sowie ihrer Historisierung — auch die anderen als Objekte der Anschauung infrage. Vor ihnen geruhte man in bildungsbürgerlicher Ergriffenheit niederzusinken.

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  1. Charta von Venedig, Art. 9: Der Restaurierung kommt immer der Charakter einer ausnahmsweisen Maßnahme zu. Ihr Ziel ist es, die ästhetischen und historischen Werte zu erhalten und aufzudecken. Sie gründet sich auf die Respektierung des alten Originalbestands und auf authentische Urkunden. Sie findet dort ihre Grenze, wo die Hypothese beginnt: Dort, wo es sich um hypothetische Rekonstruktionen handelt, wird jedes Ergänzungswerk, das aus ä sthetischen oder technischen Gründen unumgänglich notwendig wurde, zu den architektonischen Kompositionen zu zählen sein und den Charakter unserer Zeit aufzuweisen haben. Vor Inangriffnahme und während der Restaurierung werden stets kunstwissenschaftliche und historische Untersuchungen anzustellen sein.

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Zschokke, W. (2006). Kritischer Blick auf die Bewahrung und Aktualisierung von alter Bausubstanz. In: 2000–2006 Neue Architektur in Südtirol Architetture recenti in Alto Adige New Architecture in South Tyrol. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/3-211-38131-7_5

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