7. Zusammenfassung
Zu Beginn einer psychiatrischen Untersuchung steht noch nicht fest, ob bei der zu untersuchenden Person eine psychische Störung vorliegt oder nicht. Auf eine Störung hinweisend können sein: die Umstände, die zur Untersuchung führen; die Gründe für die Vermutung des Untersuchten und/oder seines sozialen Umfelds, dass eine Störung vorliegt; die eigenen Feststellungen des Untersuchers.
Die Untersuchung selbst ist ein erkenntnissuchender Prozess und geht zum Teil in parallelen, zum Teil in konsekutiven Schritten vor: Es werden subjektive Symptomschilderungen des Untersuchten, beobachtbare Symptome, eventuell auch aussenanamnestisch erhobene Symptome registriert und in eine deskriptive Syndromdiagnose gegossen. Durch die Erfragung des bisherigen Verlaufs dieses Zustandes und der Vorgeschichte wird aus der zuvor gewonnenen „Querschnittsdiagnose“ eine weiterfüh rende „Längsschnittdiagnose“ gewonnen. Die Erhebungen von Familienanamnese, Biographie, „life events“ und körperlichen Erkrankungen kann ätiopathogenetische Zusammenhänge deutlich werden lassen und zu einer vorläufigen nosologischen, also Krankheitsdiagnose führen. Die nachfolgende Hilfsdiagnostik kann diese Diagnose absichern oder falsifizieren und überprüft, ob sich hinter dem festgestellten, vielleicht harmlos scheinenden Störbild keine andere, vielleicht bedrohliche körperliche Erkrankung verbirgt: Die ärztliche Interpretation der erhobenen Informationen ist ein verantwortungsbehafteter Schritt, der nicht alleine auf dem subjektiven Eindruck basieren darf, sondern auch durch zusätzliche Massnahmen objektiviert werden muss.
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Friedmann, A. (2006). Klinische Neuropsychiatrie — Diagnostische Methodik und Interpretation. In: Lehrner, J., Pusswald, G., Fertl, E., Kryspin-Exner, I., Strubreither, W. (eds) Klinische Neuropsychologie. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/3-211-32303-1_12
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