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Die subjektive und die objektive Macht des Geldes. Eine theologische Perspektive im Anschluss an Georg Simmel

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Geld- und Kreditwesen im Spiegel der Wissenschaft

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  1. Zur Kritik an den unbefragten Plausibilitäten vgl Immanuel Wallerstein, Das moderne Weltsystem, 3 Bd, Wien 2004; ders, Der historische Kapitalismus, Berlin 1984; Herbert Schui/Stephanie Blankenburg, Neoliberalismus. Theorie, Gegner, Praxis, Hamburg 2002.

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  2. Vgl Axel Honneth (Hg), Befreiung aus der Mündigkeit. Paradoxien des gegenwärtigen Kapitalismus, Frankfurt/New York 2002, 8ff. Daher plädiert Honneth für eine Ersetzung der Begriff Krise oder Widerspruch durch den der Paradoxie.

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  3. Georg Simmel, Das Geld in der modernen Cultur (GSG 5), Frankfurt 1992, 178–196.

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  4. Georg Simmel, Philosophie des Geldes, erschienen 1900 im Verlag Duncker & Humblot in Leipzig; 1907 erschien eine „zweite, vermehrte Auflage“, aus der in der Regel zitiert wird. In der Simmel-Gesamtausgabe, die im Suhrkarnp Verlag von Otthein Rammstedt herausgegeben wird, trägt die Philosophie des Geldes (im Folgenden abgekürzt: PhG) die Bandzahl 6 (hg v David P. Frisby u Klaus Christian Köhnke, Frankfurt4 1996).

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  5. Vgl Klaus Lichtblau, Die Aktualität von Georg Simmels „Philosophie des Geldes“, in: Sirnmel Studies 13 (2003), 142–149, 143; Otthein Rammstedt, Geld und Gesellschaft in der „ Philosophie des Geldes“, in: Hans Christoph Binswanger/Paschen von Flotow (Hg), Geld und Wachsturn. Zur Philosophie und Praxis des Geldes, Stuttgart/Wien 1994, 15-31.

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  6. Joseph E. Stiglitz, Volkswirtschaftslehre (Internationale Standard-lehrbücher der Wirtschafts-und Sozialwissenschaften), München2 1999, 832.

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  7. Vgl Carl Menger, Grundsätze der Volkswirtschaftslehre (GW 1), Tübingen 1968 (EA 1871); ders, Schriften über Geld und Währungspolitik (GW 4), Tübingen 1970.

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  8. Rezension von Carl Menger in: Literarisches Zentralblatt 62, 26. Jänner 1901, Sp 160–161 (G. Frisby, Georg Simmel in Wien 248f). Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Joseph Schumpeter in seinem Buch Das Wesen des Geldes (Göttingen 1970) Simmel mit keinem Wort erwähnt hat (vgl dazu: Jürgen G. Backhaus, Tausch und Geld. Georg Simmels Philosophie des Geldes, in: Jürgen G. Backhaus/Hans-Joachim Stadermann (Hg), Georg Simmels Philosophie des Geldes. Einhundert Jahre danach, Marburg 2000, 51-63).

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  9. Max Weber, Georg Simmel als Soziologe und Theoretiker der Geldwirtschaft, in: Simmel Newsletter 1 (Sommer 91) 9–13, 10.

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  10. Vgl Gustav Schmoller, Simmels Philosophie des Geldes, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich 25 (1901), 1–18; abgedruckt in: Hein, Peter Ulrich (Hg), Georg Simmel (Auslegungen Bd 1), Frankfurt/M ua 1990, 195-211; Erwin Schullerus, Simmel und Schmoller. Briefliche Zeugnisse, in: Willfried Gelßner/Rüdiger Kramme (Hg), Aspekte der Geldkultur. Neue Beiträge zu Georg Simmels „Philosophie des Geldes“, Magdeburg 2002,77-98.

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  11. PhG 209.

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  12. Vgl Ulrich Busch: Georg Simmels Geldverständnis in der Tradition von Karl Marx, in: Jürgen G. Backhaus/ Hans-Joachim Stadermann (Hg), Georg Simmels Philosophie des Geldes, 113–142.

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  13. Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie (1857/58), Berlin 1974, 82ff.

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  14. „Da das Geld als der existierende und sich betätigende Begriff des Wertes alle Dinge verwechselt, vertauscht, so ist es die allgemeine Verwechslung und Vertauschung aller Dinge, also die verkehrte Welt, die Verwechslung und Vertauschung aller natürlichen und menschlichen Qualitäten.“ (Karl Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte (Frühe Schriften 1), hg v H.-J. Lieber u P. Furth, Stuttgart 1962, 636.)

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  15. Die Konstanz des Geldwertes kann durchbrochen werden, wenn „das Geld über seinen reinen Funktionscharakter als Ausdruck des Wertverhältnisses konkreter Dinge hinaus gewisse Qualitäten enthä lt, die es spezialisieren, zu einem Marktgegenstand machen, es bestimmten Konjunkturen, Quantitä tsverschiebungen, Eigenbewegungen unter-werfen, also es aus seiner absoluten Stellung, die es als Ausdruck der Relationen hat, in die einer Relativität hineindrängen, so daß es, kurz gesagt, nicht mehr Relation ist, sondern Relation hat.“ (PhG 131) Vgl dazu Paschen von Flotow, Geld, Wirtschaft und Gesellschaft. Georg Simmels Philosophie des Geldes, Frankfurt 1995; ders/Johannes Schmidt, Die „Doppelrolle des Geldes“ bei Simmel und ihre Bedeutung für Ökonomie und Soziologie, in: Otthein Rammstedt (Hg), Georg Simmels Philosophie des Geldes. Aufsätze und Materialien, Frankfurt 2003, 58-87.

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  16. PhG 13.

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  17. PhG 719.

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  18. Das Geld in der modernen Cultur 195.

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  19. Das Geld in der modernen Cultur 190.

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  20. Das Geld in der modernen Cultur 179.

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  21. Vgl PhG 273f.

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  22. Das Geld in der modernen Cultur 184.

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  23. Das Geld in der modernen Cultur 185.

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  24. PhG 396.

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  25. Simmel spricht in diesem Zusammenhang vom „Superadditum des Reichtums“ (PhG 274).

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  26. PhG 268.

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  27. Das Geld in der modernen Cultur 195. Die Qualitäts-und Charakterlosigkeit des Geldes ü berbrückt allerdings auch ungeheure Distanzen über Raum und Zeit, sie stiftet Beziehungen zwischen weit auseinander liegenden Interessen und vermag sogar verfeindete Gruppen und Staaten in seinen Sog einzubeziehen. Unversöhnliche Interessensgegensätze lassen sich in die unparteiische, abstrakte Sprache des Geldes ü bersetzen, da im Wertmaßstab Geld selbst die größten Divergenzen ihre imaginäre Einheit finden können. Diese immer wieder als „friedensstiftende“ Wirkung bezeichnete Eigenschaft des Geldes steht besonders in neokonservativen Denkschulen hoch im Kurs, sichert doch in dieser Logik ein funktionierendes, dh flä chendeckendes monetäres System die Einbindung der Menschen in die jeweiligen Entscheidungs-und Kommunikationsprozesse, da Geld ja nicht unmittelbar verbraucht, sondern nur mittelbar, dh über Partizipation und Integration umgesetzt bzw entfaltet werden kann. Dieser Gedanke findet sich bereits bei Simmel: Der Tausch begünstige „die Friedlichkeit der Beziehungen unter den Menschen, weil sie in ihm eine intersubjektive, ihnen gleichmä ßig übergeordnete Sachlichkeit und Normierung anerkennen“ (PhG 85f). Die Auswirkungen auf die jeweiligen gesellschaftlichen Schichten und Gruppen sind allerdings höchst unterschiedlich.

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  28. PhG 360.

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  29. Vlg Das Geld in der modernen Cultur 180.

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  30. Das Geld in der modernen Cultur 187.

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  31. Vgl PhG 332–337. Zynismus und Blasiertheit sind nach Simmel „nur die Antworten zweier verschiedener, manchmal auch gradweise gemischter Naturelle auf die gleiche Tatsache: bei zynischer Disposition erregt die Erfahrung, wie vieles für Geld zu haben ist, und der Induktionsschluss, daß schließlich Alles und Alle käuflich sind, ein positives Lustgefühl, während für den zur Blasiertheit Neigenden eben dasselbe Bild der Wirklichkeit ihr die letzten Möglichkeiten raubt, ihm zum Reize zu werden.“ (336)

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  32. PhG 36, vgl dazu auch 28.

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  33. PhG 29.

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  34. PhG 23.

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  35. PhG 29.

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  36. PhG 37. Vgl dazu auch: Willfried Geßner, Das Geld als Paradigma der modernen Kulturphilosophie, in: ders/R. Kramme (Hg), Aspekte der Geldkultur, 11-28.

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  37. PhG 37f.

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  38. Vgl Hauptprobleme der Philosophie (GSG 14), Drittes Kapitel: Vom Subjekt und Objekt (80–102).

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  39. Hauptprobleme der Philosophie 94.

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  40. Hauptprobleme der Philosophie 94.

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  41. Hauptprobleme der Philosophie 94.

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  42. Zur Kategorie des Dritten vgl Margarete Susman, Die geistige Gestalt Georg Simmels, Tübingen 1959. Die Nähe zum Pragmatismus ist unverkennbar.

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  43. Hauptprobleme der Philosophie 95.

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  44. Brief an Heinrich Rickert vom 15. 4. 17, 118. Selbst Georg Lukács, ein Schüler und später heftiger Kritiker von Simmel, verteidigt ihn gegen den Vorwurf des Relativismus. Relativismus bedeute doch „den Zweifel an der bedingungslosen Gültigkeit der einzelnen möglichen Setzungen (zum Beispiel: Wissenschaft, Kunst), und er ist deshalb ganz unabhängig von der Frage, ob unser Weltbild einen monistischen oder pluralistischen Charakter hat. Simmel dagegen hält an der Absolutheit jeder einzelnen Setzung fest, er betrachtet jede als notwendig und unbedingt, nur glaubt er nicht daran, daß es irgendeine apriorische Stellungnahme zur Welt geben könnte, die die Totalität des Lebens wirklich umfassen würde. Jede bietet nur einen Aspekt; einen apriorischen und notwendigen Aspekt, aber doch nur einen Aspekt und nicht die Totalität selbst.“ (Erinnerungen an Simmel von Georg Lukács, in: Buch des Dankes, 171-176, 174). Lukács fügt hinzu, dass es genau das sei, das Simmel von dem heute erstrebten, pluralistischen oder doch einheitlichen System der Philosophie trennt, eben das Stehenbleiben bei der Feststellung der einzelnen Aspekte. Der tiefere Grund dieser Zurückhaltung sei gewesen, dass für Simmel die letzte Instanz stets etwas Setzungsjenseitiges blieb: das Leben, von dem die Setzungen eben nur Aspekte bieten können, die zueinander in den mannigfaltigsten und verwickelsten Beziehungen stünden, die zu entwirren Simmel seine game gedankliche Feinfühligkeit und Schärfe aufbiete. Die Schwäche der Soziologie vor Simmel, zB jene von Marx, der sich Simmel ja verbunden fühlte, war ihre Tendenz, alles Zeitlos-Unbedingte (Religion, Kunst, Philosophie) ins Zeitlich-Bedingte aufzulösen, wie umgekehrt die Schwäche der geschichtsphilosophischen Epoche darin lag, die Zeitlichkeit der Geschichte ganz und ungeteilt der Unbedingtheit rein apriorischer Beziehungen einzuverleiben. Simmels große Leistung bestehe vor allem in der „Philosophie des Geldes“ darin, dass er die Analyse der Bedingtheiten so weit treibt und zu solcher Feinheit zuspitzt wie bisher noch niemand, „und doch zugleich das Umschlagen der Bedingtheiten, ihre Selbstbegrenzung, ihr Haltmachen vor dem, das sich nicht bedingen läßt, in unnachahmlicher Schäfe sichtbar macht“ (Erinnerungen an Simmel von Georg Lukács, in: Buch des Dankes 175).

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  45. Buch des Dankes 9. Um Missverständnisse vorzubeugen, wird in der Sekundärliteratur öfters zwischen Relativismus und Relationismus unterschieden: „Während der Relativismus die „ substantiell festen Werte“ lediglich auflöst, setzt der Relationismus an ihre Stelle „die lebendige Wechselwirksamkeit von Elementen““. (Willfried Geßner, Der Schatz im Acker. Georg Simmels Philosophie der Kultur, Göttingen 2003, 92)

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  46. PhG 74.

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  47. PhG 52f.

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  48. PhG 121. Der Begriff Wechselwirkung ist für Simmel eine zentrale soziologische und erkenntnistheoretische Kategorie. Sie ist genuin mit dem Dritten verbunden, löst den Einheitsbegriff zugunsten einer prinzipiellen Zweiheit auf. Auch die Einheit des Lebens ist nur in der Differenz seiner Differenzen gegeben. Daher bietet sich die Einheit fur uns „nur als Wechselwirkung und dynamisches Ineinanderweben, Zusammenhang, Ausgleichung einer Vielheit dar“ (Vom Wesen der Kultur 369). So formuliert sich der Einheitspunkt unseres kulturellen Selbstvollzugs (der sich neukantianisch durch die Einbeziehung gesteigerter und vollendeter Objekte zeigt) explizit darin: „ daß unsere einzelnen Wesensseiten in enger Wechselwirkung stehen, jede die anderen tragend und von ihnen getragen, ihre Lebendigkeiten harmonisch ausgleichend und austauschend“ (370).

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  49. PhG 57.

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  50. PhG 57.

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  51. Soziologie 663.

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  52. PhG 134. Substanzgeworden meint hier nicht eine ontologische oder materiale Kategorie, sondern drückt die Eigenständigkeit und Sichtbarkeit aus. Vgl dazu: Georg Simmel, Die Bedeutung des Geldes für das Tempo des Lebens 224ff.

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  53. Vgl PhG 213. Das ist auch der Grund, warum das Geld ohne Vertrauen der Menschen und ohne staatliche Garantie seine Funktion nicht erfüllen könne. Simmel sieht hier entsprechende Analogien zum religiö sen Glauben (216ff).

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  54. PhG 122.

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  55. PhG 136.

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  56. Vgl PhG 155,188, 196, 235.

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  57. „Das Geld gehört also zu denjenigen normierenden Vorstellungen, die sich selbst unter die Norm beugen. die sie selbst sind.“ (PhG 126). Denn das Geld, so das Argument, könnte nicht jedes einzelne Objekt aufwiegen und höchst unterschiedliche Größen verbinden, wenn es selbst ein einzelnes Objekt wäre. In die Relation kann es nur eintreten, weil es, als konkreter Wert, nichts ist als die zu einer greifbaren Substanz verkörperte Relation der Wirtschaftswerte selbst (PhG 130).

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  58. PhG 292. Indem das Geld von sich aus keine Beziehung zu irgendeinem Zweck hat, gewinnt es eine solche nur zur Gesamtheit der Zwecke. Das drückt sich auch in den unterschiedlichen Möglichkeiten aus: So sind „alle mannigfaltigsten Waren nur gegen den einen Wert: Geld —, das Geld aber gegen alle Mannigfaltigkeit der Waren umzusetzen“ (267).

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  59. PhG 298.

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  60. PhG 369, 340.

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  61. Vgl Jürgen Habermas, Simmel als Zeitdiagnostiker, in: Simmel, Georg, Philosophische Kultur. Über das Abenteuer, die Geschlechter und die Krise der Moderne (Wagenbachs Tb 133), Berlin 1986, 7–17.

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  62. Georg Simmel, Über Geiz, Armut und Verschwendung (GSG 5), Frankfurt 1992, 529–542, 530.

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  63. Daher komme es nur auf den Standpunkt an, ob man ein teleologisches Moment als Mittel oder als Zweck gelten lassen möchte (PhG 304).

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  64. PhG 304ff, 674ff; Das Geld in der modernen Kultur 191f; Die Gegensätze des Lebens und die Religion (GSG 7, 295-303); Zur Psychologie des Geldes 64f.

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  65. PhG 305. Vgl auch: Psychologie des Geldes 65.

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  66. Das Geld in der modernen Kultur 191.

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  67. PhG 306. „Diese Sicherheit und Ruhe, deren Gefühl der Besitz von Geld gewahrt, diese Ueberzeugung, in ihm den Schnittpunkt der Werthe zu besitzen, enthält so rein psychologisch, sozusagen formal, den Gleichungspunkt, der jener Klage über das Geld als den Gott unserer Zeit die tiefere Begründung giebt.“ (Das Geld in der modernen Kultur 192).

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  68. Die Anbetung des Geldes und des Geldwertes der Dinge, ganz losgelöst von seiner funktionalen Einbettung nennt Simmel Mammonismus (vgl Der Krieg und die geistigen Entscheidungen (GSG 16), 17f). Wie der wahrhaft Fromme Gott um seiner selbst willen anbetet, so verehrt auch der Mammonist das Geld und den in Geld ausdrückbaren Erfolg alles Tuns um seiner selbst willen und in reiner Ehrfurcht. Tatsächlich lassen sich verblüffende Ä hnlichkeiten und Übereinstimmungen zwischen dern Zeichen Gott und dem Zeichen Geld feststellen: Beide sind auf Strukturen des Glaubens und Vertrauens angewiesen, die eine Gemeinschaft symbolisch zum Ausdruck bringt und vollzieht (PhG 215ff). Beide repräsentieren Gewissheit, verbinden die Zukunft mit der Gegenwart, öffnen die Fenster der Transzendenz, versprechen Heil und Erlösung (vgl dazu: Joachim von Soosten, Schwarzer Freitag: Die Diabolik der Erlösung und die Symbolik des Geldes, in: Dirk Baecker (Hg), Kapitalismus als Religion, Berlin 2003, 121–143, 141ff).

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  69. Walter, Benjamin, Kapitalismus als Religion, in: GS 6 (hg v R. Tiedemann/H. Schweppenhäuser), Frankfurt 1985, 100–103, 100. Vgl den von Dirk Baecker herausgegebenen Sammelband „Kapitalismus als Religion“ (Berlin 2003). Christoph Deutschmann hat Benjamins Diagnose verfeinert und weiterentwickelt; vgl dazu: Die Verheißung des absoluten Reichtums, Frankfurt 1999; Kapitalismus, Religion und Unternehmertum: eine unorthodoxe Sicht, in: ders (Hg), Die gesellschaftliche Macht des Geldes (Leviathan Sonderheft 21/2002), Wiesbaden 2002; Axel Paul wendet gegen Deutschmanns Position ein, dass sie den religiosen Charakter der Geldwirtschaft übertreibe, und Religion sehe, wo keine sei (Axel Paul, Die Gesellschaft des Geldes. Entwurf einer monetären Theorie der Moderne, Wiesbaden 2004, 203-206). „Daraus, dass heute viele das Geld anbeten wie einstmals das Volk Israel das Goldene Kalb, folgt allerdings nicht, dass der Kapitalismus ein im Kern religiöses Unterfangen wäre, sondern nur, dass es möglich geworden ist, Geld als Gott zu verehren.“ (205) Zu fragen wäre, so Paul, warum es denn Religion überhaupt (noch) gibt, wenn das ökonomische System auch die Sinnfragen abdecken könne.

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  70. So findet sich im Stichwortregister des dreibändigen „Handbuch der christlichen Ethik“ (Freiburg 1978ff) kein Eintrag zum Geld.

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  71. Martin Luther, WA 30/1, 133.

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  72. Das vielschichtige Verhältnis Jesu zu den ökonomischen und gesellschaftspolitischen Fragestellungen wird dam oft reduziert oder überhöht: „In seinen Gleichnissen verrät Jesus so detailgenaue Kenntnis von Finanzen und Finanzgebaren der Menschen (...), dass man denken könnte, Jesus müsse besondere Insider-Kenntnisse gehabt haben — so als hätte er eine Art Banklehre mitgemacht. Jedenfalls weiß er wie kein anderer um die Faszination des Geldes und um technische Einzelheiten des Geldverkehrs, bis hinein in kriminelle Praktiken. Mindestens war Jesus ein genauer, an ökonomisch-pekuniären Dingen interessierter Beobachter.“ (Klaus Berger, Jesus, München 2004, 474).

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  73. Vgl Gerhard Lohfink, Wie hat Jesus Gemeinde gewollt? Zur gesellschaftlichen Dimension des christlichen Glaubens, Freiburg 1982; Falk Wagner, Geld oder Gott? Zur Geldbestimmtheit der kulturellen und religiösen Lebenswelt, Stuttgart 1984; Zur Attraktivität von Gegenwelten vgl das Gespräch mit der Religions wissenschafterin Bettina Bäumer, in: Alois Halbmayr/Josef P. Mautner, Gott im Dunkeln. Religion in den Lebenswelten der späten Moderne, Innsbruck 2003, 40-68.

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  74. Vgl etwa: Wilhelm F. Kasch, Geld und Glaube. Problemaufriss einer defizitären Beziehung, in: F. Beuter/ W. F. Kasch (Hg), Geld und Glaube, Paderborn 1979, 19–70, bes 63ff; Rolf Kramer, Ethik des Geldes. Eine theologische und ökonomische Verhältnisbestimmung (Sozialwissenschaftliche Schriften 31), Berlin 1996.

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  75. Vgl dazu: Eberhard Jüngel, Wertlose Wahrheit. Christliche Wahrheitserfahrung im Streit gegen die „Tyrannei der Werte“, in: ders, Wertlose Wahrheit. Zur Identität und Relevanz des christlichen Glaubens (Theologische Erörterungen 3), München 1990, 90–109.

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  76. Vgl dazu: Thomas Ruster, Der verwechselbare Gott. Theologie nach der Entflechtung von Christentum und Religion (QD181), Freiburg5 2002.

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  77. Vgl Franz Segbers, Geld — der allergewöhnlichste Abgott auf Erden (Martin Luther). Die Zivilreligion des Alltags im Kapitalismus, in: Christoph Deutschmann (Hg), Die gesellschaftliche Macht des Geldes, 130–147.

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  78. Vgl Ignacio Ellacuria/ Jon Sobrino (Hg), Mysterium Liberationis. Grundbegriffe der Theologie der Befreiung, 2 Bd, Luzern 1995/6.

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  79. Vgl Friedrich Wilhelm Graf, Die Wiederkehr der Götter. Religion in der modernen Kultur, München 2004, 179–202.

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  80. BA 77 (Reclam-Ausgabe p 87). Zur Frage nach dem Wert des Menschen vgl PhG 489ff.

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Halbmayr, A. (2005). Die subjektive und die objektive Macht des Geldes. Eine theologische Perspektive im Anschluss an Georg Simmel. In: Aichhorn, U. (eds) Geld- und Kreditwesen im Spiegel der Wissenschaft. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/3-211-28108-8_2

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