Auszug
Die Geschichte der Hermeneutik ist immer auch die Geschichte ihrer kleinen und großen Ernüchterungen. Eine große Ernüchterung habe ich selbst durchgemacht. Meine philosophische und theologische Primärsozialisation geschah — gut protestantisch lesenderseits — anhand der Bücher eines Husserl- und Heidegger-Schülers: Emmanuel Levinas. Nach eigener Auskunft bestand der wissenschaftliche Ehrgeiz in einer Übersetzung der jüdischen Lebensdeutung in griechische Begrifflichkeit: »Mein Anliegen ist immer wieder d(en) Nichthellenismus der Bibel in hellenistische Termini zu übertragen.«01 Heraus kam eine gleichermaßen faszinierende wie verstörende ikonoklastische Antlitzphänomenologie. >Handeln vor dem Verstehen< lautet — im Rückgriff auf 2. Mose 24,7 — die Quintessenz dieses Denkens.02
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Literatur
— Emmanuel Levinas, Wenn Gott ins Denken einfällt: Diskurse über die Betroffenheit von Transzendenz, Freiburg / München 1985, S. 107.
— Klaas Huizing, Das Sein und der Andere: Levinas’ Auseinandersetzung mit Heidegger, Frankfurt am Main 1988; ders., »Das jüdische Apriori: Die Bedeutung der Religionsphilosophie Cohens für den jüdisch-christlichen Dialog«, in: NZSTh 37 (1995), S. 75–95.
— Lavater hat diese Erkundung bekanntlich am Schattenriss vorgenommen, dem medienlogisch ebenfalls eine gewisse ikonoklastische Tendenz eigen ist. Vgl. Klaas Huizing, Das erlesene Gesicht: Vorschule einer physiognomischen Theologie, Gütersloh 1992; ders. / Giovanni Gurisatti, Die Schrift des Gesichts: Zur Archäologie einer physiognomischen Wahrnehmungskultur, in: NZSTh 32 (1989), S. 272–288.
— Gernot Böhme, Atmosphäre: Essays zur neuen Ästhetik, Frankfurt am Main 1995, S.195.
— John Updike, S, Reinbek 1992; ders., Gott und die Wilmots, Reinbek 1998; Hansjörg Schertenleib, Die Namenlosen, Köln 2000.
— Hans-Peter Ecker, Die Legende: Kulturanthropologische Annäherung an eine literarische Gattung, Stuttgart 1993. Ich habe diese literarische Gattungsbestimmung umformatiert und fruchtbar gemacht für die Filmanalyse: Klaas Huizing, Ästhetische Theologie, Band 2: Der inszenierte Mensch — Eine Medienanthropologie, Stuttgart 2002. Eine vergleichbare Intuition verfolgt neuerdings auch Andreas Böhn, »Legendenmotive im Film«, in: Hans-Peter Ecker (Hg.), Legenden, 2003, S. 229–238.
— Ecker hat in seiner Arbeit klar gestellt, dass die Gattung Legende nicht auf die mittelalterliche Hagiographie zurück geht, sondern sehr viel älter ist. Vgl. jetzt das ausgezeichnete Buch von Norbert Wolf, Die Macht der Heiligen und ihrer Bilder, Stuttgart 2004.
— Gerd Theißen / Anette Merz, Der historische Jesus: Ein Lehrbuch, Göttingen 1996. Vgl. auch die soziologische Studie von Michael N. Ebertz, »Macht aus Ohnmacht: Die stigmatischen Züge der charismatischen Bewegung um Jesus von Nazareth«, in: Winfried Gebhardt u.a. (Hgg.), Charisma: Theorie — Religion — Politik, Berlin / New York 1993, S. 71–90.
— Georg Eichholz, »Das Gleichnis als Spiel«, in: ders. (Hg.), Tradition und Interpretation: Studien zum Neuen Testament und zur Hermeneutik, München 1965, S. 55–77.
— Vgl. etwa Aby Warburg, Der Bilderatlas Mnemosyne, hg. von Martin Warnke, Abt. 2, Band 1, Berlin 2000; Ernst H. Gombrich, Aby Warburg: Eine intellektuelle Biographie, Hamburg 1992; Ulrich Raulff, Wilde Energien: Vier Versuche zu Aby Warburg, Göttingen 2003.
— Zur Nähe von ästhetischer und religiöser Erfahrung vgl. Klaas Huizing, Der dramatisierte Mensch: Eine Theater-Anthropologie/Ein Theaterstück, Stuttgart 2004.
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© 2005 Institut für Theorie der Gestaltung und Kunst (ith)
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Huizing, K. (2005). Mystery Train. In: Albrecht, J., Huber, J., Imesch, K., Jost, K., Stoellger, P. (eds) Kultur Nicht Verstehen. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/3-211-27392-1_9
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