Morphinantagonist Nemexin reduziert Acetylcholin-induziertes Jucken bei atopischen Ekzematikern

Zusammenfassung

Bei atopischen Ekzematikern (AE) führt intrakutane Applikation von Acetylcholin (Ach) paradoxerweise zu Juckreiz, während Hautgesunde Brennschmerz empfinden. Dieses Ach-Jucken bei AE ließ sich durch vorherige Gabe eines Antihistaminikums nicht beeinflussen. Nachdem Morphinantagonisten bei verschiedenen Juckzuständen mit Erfolg therapeutisch eingesetzt wurden, untersuchten wir, inwieweit bei AE der oral wirksame Morphinantagonist Naltrexon (Nemexin) antipruriginösen Effekt nach Ach entwickelt. Doppel-blind wurde Nemexin gegen Placebo bei 11 AE getestet. Neben der Juckempfindung untersuchten wir die Ausdehnung der Alloknesis („itchy skin“) um die AchReizstelle, sowie die Achbedingten kutanen Vasoreaktionen. Weder Nemexin noch Placebo beeeinflußten die cholinerge Vasodilatation, während durch Nemexin das Jucken nach Ach reduziert und die Alloknesis fast völlig unterdrückt war. Placebo zeigte bei diesen Reaktionen keine signifikanten Effekte. Diese Ergebnisse weisen auf eine eher zentralnervös lokalisierte antipruriginöse Aktion des Morphinantagonisten Nemexin, während die peripheren vasokutanen Mechanismen nicht beeinflußt wurden. Nachdem AE häufig während des Schwitzens über Juckattacken klagen, erhöhte Ach-Spiegel bei diesen Patienten in der Haut nachgewiesen wurden, wäre eine cholinerge Juckinduktion durchaus denkbar. Hierzu passen Befunde über Therapieerfolge beim Pruritus des AE durch Gabe von Doxepin, einer teils anticholinerg wirksamen Substanz. Bisher war jedoch nicht bekannt, daß cholinerges Jucken auch durch Morphinantagonisten blockiert werden kann.