Zusammenfassung
Über das Verhältnis des Leninismus zur Marxschen Theorie findet man recht verschiedene Ansichten. Drei Argumentationstypen aber sind in der wissenschaftlichen Literatur und in politischen Auseinandersetzungen dominant: die Behauptung einer “guten” oder “schlechten” Kontinuität und die Deformationsthese. Die Propagandisten des sowjetkommunistischen Systems etwa priesen den Leninismus immer als eine “schöpferische” Fortentwicklung des Marxismus, womit sie Kontinuitätsthesen von formal ganz ähnlicher Art verfochten wie manche Konservative, die im Leninismus eine gesteigerte Form des “Marxschen Antihumanismus” erblickten. Warum “kritische” westdeutsche Linke eher Diskontinuitätsthesen zuneigten — der “emanzipatorische Gehalt” von Marx’ Lehre sei im Leninismus vollständig “deformiert” worden —, liegt auf der Hand: Da die konstitutive Rolle der leninistischen Ideologie für die “autoritäre” Wirklichkeit des Sowjetkommunismus nicht verborgen geblieben war, konnte mittels der Diskontinuitätsbehauptung ein argumentativer Schutzwall gegen Thesen über Zusammenhänge zwischen Werten und Zielen von Marx und diesem System errichtet werden; und man war der Mühe enthoben, mögliche praktische Konsequenzen des eigenen, durch Marx mitgeformten “Humanismus”, dem man die Attitüden moralischer Superiorität verdankte, ins Auge zu fassen.
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Literatur
L. Kolakowski, Die Hauptströmungen des Marxismus, Bd. II 1988.
W.I. Lenin, Werke. Hg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. 40 Bde. Berlin 1961 ff.
R. Luxemburg, Spartakusbriefe. Hg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin 1958.
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Pohlmann, F. (1995). Lenins Umbildung des Marxismus. In: Marxismus — Leninismus — Kommunismus — Faschismus. Freiburger Arbeiten zur Soziologie der Diktatur. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-866-5_4
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Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
Print ISBN: 978-3-89085-989-7
Online ISBN: 978-3-86226-866-5
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