Zusammenfassung
Es gilt gemeinhin als ein wichtiges Charakteristikum moderner industriegesellschaftlicher Verhältnisse, daß Arbeitsstätte und Familienhaushalt voneinander getrennt sind. Mit der zunehmenden Komplexität der Gesellschaft ist die Berufstätigkeit gleichsam aushäusig geworden; der soziale Kontext, in welchem sie sich vollzieht, hat sich gegenüber familialen Gebilden selbständig gemacht. Diese strukturelle Differenzierung zwischen Privat- und Berufssphäre, zwischen dem familialen Intimbereich und dem sachlichen Sektor öffentlich-sozialökonomisch unmittelbar bedeutsamer Arbeit ist häufig auch als Funktionsverlust der Familie beschrieben worden, welcher negative Begriff in der Hauptsache dadurch in seiner Negativität bestimmt ist, daß die totale Integration von Familie, wie sie vor allem bei primitiven Gesellschaften beobachtet werden kann, zum Ausgangspunkt genommen wird. Besonders Wirtschaft ist in solchen Gesellschaften „unablösbar an die Familie gebunden, was umgekehrt in den komplexen Gesellschaften... ebenso grundsätzlich nicht der Fall ist“1. Kulturkritisches Raisonnement sieht in dieser „Entwicklung“, genauer: in dieser strukturellen Differenz zwischen — pauschal gesprochen — vorindustrieller und industrieller Gesellschaft eine beklagenswerte Verkümmerung, indem sie sich am Modell einer Familie orientiert, welche nicht allein die gesellschaftlich erwünschten Funktionen der Fortpflanzung und der Sozialisation, also des „Aufbaus einer sozial-kulturellen Persönlichkeit“ erfüllt, sondern zugleich auch noch eine Arbeitsgemeinschaft aller ihrer nur irgendwie arbeitsfähigen Mitglieder darstellt.
Die hier mitgeteilten Ergebnisse entstammen einer Untersuchung, die mit Unterstützung der „Stiftung zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung über Wesen und Bedeutung der freien Berufe“ und der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe durch deren ehemaligen Vorsitzenden Dr. med. Gerhard König † bei der Sozialforschungsstelle der Universität Münster in Dortmund in Auftrag gegeben wurde. Über die Untersuchung ist bisher nur ein Materialband erschienen, aus dem hier einige Passagen übernommen worden sind. Vgl. J. J. Rohde, Ausmaß und Bedeutung der Mithilfe von Familienangehörigen in der Praxis des Kassenarztes. Materialien aus der empirischen Sozialforschung, Heft 7, Sozialforschungsstelle an der Universität Münster, Dortmund 1967.
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Literatur
René König, Familie, in: Soziologie, Das Fischer Lexikon, Bd. 10, 2. Aufl., Frankfurt 1967, S. 78.
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Rohde, J.J., Rohde-Dachser, C. (1968). Familiale Mithilfe in der Arztpraxis. Ihr Gewicht und ihr Image. In: Kaupen-Haas, H. (eds) Soziologische Probleme medizinischer Berufe. Abhandlungen zur Mittelstandsforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-20371-1_8
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