Zusammenfassung
Wie konnte es geschehen, daß der international geachtete Nobelpreisträger Thomas Mann — der bürgerliche Schriftsteller par excellence — 1949 in Westdeutschland in dieser Form zum Unruhestifter werden konnte? Diese Frage mag sich dem heutigen Betrachter aufdrängen. Die Heftigkeit der Reaktionen und der vorwiegend emotionale Charakter der Auseinandersetzungen um Thomas Mann, die durch seine demonstrative Hochschätzung in der SBZ noch angeheizt wurden, lassen darauf schließen, daß es nicht (nur) um den Schriftsteller Thomas Mann ging. Es ging offensichtlich um den Emigranten Mann, der sich nach 1945 weigerte, die jüngste Vergangenheit einfach zu vergessen und zu einer vorgeblich neuen Tagesordnung überzugehen. Mann glaubte nicht an eine über Nacht erfolgte Wandlung der Deutschen zu einem Volk von Humanisten, wie sie allenthalben proklamiert wurde. Schon während des Krieges hatte er die Überzeugung vertreten, daß nur eine tiefgreifende Auseinandersetzung der Bevölkerung mit ihren Taten bzw. den in ihrem Namen verübten Verbrechen die Voraussetzung für eine wirkliche Veränderung der Menschen sein kann.
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Meier, B. (1989). Thomas Mann und Goethe — Klassikerrezeption im Vergleich. In: Goethe in Trümmern. DUV Literaturwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-19803-1_3
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Print ISBN: 978-3-8244-4036-8
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