Zusammenfassung
Diese letzten Jahrhunderte antiker Kultur sind zugleich die ersten des Christentums. Noch immer herrscht die Meinung, als hätte es in seinem Entstehen einen ganz neuen Stil, den altchristlichen, hervorgebracht. Allein eine neue Weltanschauung tann der Kunst wohl neue Stoffe, neue Gedankeninhalte geben, aber nicht neue Vorstellungen. Die entstehen aus den Bildern, die sich dem Auge bieten, aus dem umgebenden Leben, und sind mithin völlig antik. Datz die Kunst mit einem Schlage in neuen Stilformen hätte sehen können, ist so unmöglich, wie für die Evangelien die Schaffung einer neuen Sprache. Und selbst Die neuen Stoffe kommen spät genug. Denn nur sehr allmählich haben die ersten christlichen Gemeinden, die in jüdisch-hellenistischen und römisch-hellenistischen Traditionen grotz wurden, ihre Religion so scharf ausgeprägt, um für sie neue formvorstellungen auch nur zu suchen. In den Wandmalereien der Katakomben und den Mosaiken der Kirchen kommen dieselben weinkelternden Genien und impressionistischen Porträts vor, wie in pompejanischen fresken, und sogar Darstellungen von ausgesprochen heidnischer Gesinnung, nackte Najaden und Götter, konnten sich unter die altchristlichen und byzantinischen Kunstformen mischen. Ohne daß selbst spätere Zeiten sie anstößig fanden; an der Kanzel von Nachen haben sie sich bis heute erhalten. Die Meinung, es hätte das Christentum aus dem Nichts heraus eine neue Kunst schaffen können, sit uns heutigen, die wir entwicklungsgeschichtlich denken, völlig absurd.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Cohn-Wiener, E. (1921). Die frühchristliche Kunst. In: Die Entwicklungsgeschichte der Stile in der bildenden Kunst. Aus Natur und Geisteswelt. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16116-5_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16116-5_6
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15544-7
Online ISBN: 978-3-663-16116-5
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