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Die Welt der epischen Formen

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Die epische Dichtung

Zusammenfassung

Über die epischen Stoffe schrieb ich bereits. Sie erfordern die ihnen naturgemäße Form, die epische Behandlung. Goethe sah in der epischen Poesie die „klar erzählende“ im Gegensatz zur „enthusiastisch“ oder Iyrischen und zur „persöhlende handelnden“ oder dramatischen. Ich habe bereits darauf hingewiesen, daß ich den Unterschied zwischen Epik und Lyrik weniger in der Form als vielmehr im Stoff erblicke. Auch die Epik kann „enthusiastisch aufgeregt“ und „persönlich handelnd“ erzählen; aber ihre Stoffe sind andrer Art. Der Gegensatz zwischen Epik und Dramatik liegt dagegen mehr im Formellen, obgleich hier die Grenzen sich zuweilen verwischen. Freilich die Behandlung ist vom Stoff abhängig. Stoff und Form sind eigentlich nur die verschiednen Seiten ein und derselben Sache, wie die Spinozistischen Modi Denken und Ausdehnung nur verschieden Äußerungsweisen der einen zugrunde liegenden Substanz darstellen. Es gibt keinen Stoff ohne Form und keine Form ohne Stoff. Der Stoff gebiert die Form. In diesem Sinne kann man auch auf einen grundlegenden Unterschied zwischen epischen und Iyrischen Formen hinweisen; aber dieser Unterschied ist mehr ein äußerlicher, ein Unterschied der Wirkungen; der inner Unterschied der Ursachen ist in der Verschiedenheit der Stoffe zu suchen.

„Ich habe jetzt keine interessantere Betrachtung als über die Eigenschaften der Stoffe, inwiefern sie diese oder jene Behandlung fordern. Ich habe mich darinnen so oft in meinem Leben vergriffen, daß ich endlich einmal ins klare kommen möchte, um wenigstens künftig von diesem Irrtum nicht mehr zu leiden.“

Goethe an Schiller 1797.

„Ich habe noch nie so augescheinlich mich überzeugt, als bei meinem jetzigen Geschäft, wie genau in der Poesie Stoff und Form, selbst äußere, zusammenhängen. — Man sollte wirklich alles, was sich über das Gemeine erheben muß, in Versen, wenigstens anfänglich, konzipieren; denn das Platte kommt nirgends so ins Licht, als wenn es in gebundener Schreibart ausgesprochen wird.“

Schiller an Goethe im gleichen Iahr.

„Es liegen in den verschiedenen poetischen Formen geheimnisvolle große Wirkungen. Wenn man den Inhalt meiner „Römischen Elegien“ in den Con und in die Versart von Byrons „Don Iuan“ übertragen wollte, so müßte sich das Gesagte ganz verrucht ausnehmen.“

Goethe zu Eckermann 1824.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Weber, E. (1921). Die Welt der epischen Formen. In: Die epische Dichtung. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16115-8_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16115-8_5

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