Zusammenfassung
Öffentliche Ernährungskommunikation hat nicht Einzelberatung zum Ziel, sondern einen kollektiven Diskurs. Sie ist gesellschaftliche Verständigungsleistung, die politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Akteure betreiben, ebenso wie Teil der Alltagskommunikation. Durch die Demokratisierung der Informationsverbreitung, v. a. durch soziale Medien, hat sich der Einfluss auf die öffentliche Meinung stark verändert, weil die Kommunikation nicht mehr nur von vertrauenswürdigen Institutionen geprägt ist. Fachkräfte jedoch kommunizieren nach wie vor oft alltagsfern, ohne kulturelle Aspekte zu berücksichtigen, in Fachbegriffen. Risiken der kommunikativen Bestrebungen sind u. a. Widersprüche und Verbraucherverunsicherung, Schuldgefühle, Essstörungen, ein Genuss-/Gesundheitsparadoxon sowie Diskriminierung und Stigmatisierung. Die Ernährungskommunikationsforschung ist gefordert, Grundlagen für resonanzinduzierende Konzepte und Botschaften zu erarbeiten.
Man darf niemanden seine Verantwortung abnehmen, aber man soll jedem helfen, seine Verantwortung zu tragen.
(H. W. Seidel, dt. Schriftsteller)
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Mörixbauer, A., Gruber, M., Derndorfer, E. (2019). Ausgangslage. In: Handbuch Ernährungskommunikation. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-59125-3_1
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