13.1 Die Kraft realistischer Ziele

Erfolg ist eine Reise. Erfolg ist das Ziel. Das beste Team der Welt wird ohne Ziel, ohne Weg, nicht erfolgreich sein. Das Ziel dient als Karte, die den Weg zum Erfolg weißt. Die Vision eines Vereinsmanagers beinhaltet ein Ziel, ungleich ob sportlich, finanziell oder strategisch. Ein Ziel kann der Aufstieg oder Wiederaufstieg sein, den Abstieg zu verhindern, unter den Top Drei sich zu platzieren, um sich für die Champions League zu qualifizieren, höhere Merchandising-Einnahmen, mehr Ticketverkäufe, ein größeres Stadion, oder ein stärkeres Einheitsgefühl. Ziele sind so vielfältig wie die Spieler auf dem Platz, deren Persönlichkeiten sind die Charakteristika des Ziels, die Elemente, die es definieren.

Ziele müssen nicht visionär sein, aber Visionen müssen ein Ziel beinhalten. Erfolgreiche Vereinsmanager haben sich häufig einer Zielsetzung bedient, die mehrere Elemente verbindet, sie haben den Vergleich mit den Besten als Grundlage für die eigenen Ziele ausgerufen. Ein solches Beispiel: Bernd Hoffmann. Der ehemalige Vorstand des Hamburger SV kombinierte seine Vision für den Verein und dessen Philosophie mit dem sportlichen Ziel, mit den Besten im Weltfußball gleichzuziehen. Auch der Trainer, so Hoffmann, müsse in diese neue Spielphilosophie und Transferpolitik passen und sich dem unterordnen. Die Zukunft des Klubs, erläuterte er, müsse in dieser Philosophie verankert sein und die Philosophie und Handeln des Managements bestimmen. Niemand, auch kein Manager oder Trainer dürfe von diesem Pfad abweichen. Das ultimative Ziel, betonte Hoffmann, sei es, dasselbe Niveau zu erreichen wie die Größen FC Barcelona und FC Bayern München. Er erklärte detailliert, dass er damit meine, der Hamburger SV solle den weltweiten Ruf und die Qualität eines FC Barcelona erreichen und eine ähnlich erfolgreiche Jugendarbeit wie der FC Bayern München leisten.1

Dies sind greifbare Ziele. Jeder beim Hamburger SV war in der Lage sich vorzustellen wo Hoffmann und sein Team hinwollten. FC Barcelona mit all seinen Erfolgen war und ist eine der größten Fußballmächte weltweit, ein mehrfacher Champions League Sieger, seit Jahren dominierend in der spanischen Liga. Auch Bayern Münchens Erfolge sind bemerkenswert auf nationaler und internationaler Ebene, mehrere Spieler Teil der Nationalmannschaft und einer der finanziell gesündesten Vereine weltweit mit starkem Einnahmepotenzial. Hoffmann visualisierte diese Ziele indem er seinen Verein mit denen verglich, die weiter vorne lagen, in sportlicher und finanzieller Hinsicht sowie der Jugendarbeit.

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Einen anderen Topklub als Ziel und Vision für den eigenen Klub zu wählen, den besten Spieler in seiner Position als Vorbild zu nehmen, der junge Schauspieler, der sich den größten Star als Inspiration auserkort, eine wohlhabende Person oder einen erfolgreichen Unternehmer sich als Blaupause für den eigenen Erfolg zu wählen. Ein Ziel muss greifbar, inspirierend und ein konstanter Antrieb dafür sein über sich selbst hinauszugehen und sich ständig zu verbessern. Es ist die Visualisierung, die es möglich macht, all seine Energie und Ressourcen für die Erreichung des eigenen Ziels einzusetzen. So wie das weiße Band die Ziellinie auf einer Laufstrecke markiert, die Zielflagge das Ende des Auto-Rennens oder die Wendemarke bei einem Marathon, so ist auch ein Ziel greifbarer, wenn man es sich vorstellen kann.

Ziele sind so unterschiedlich wie die Fans und Verein, die den Fußball zum Leben erwecken. Peter Cassalette, zum Beispiel, rief im März 2016 als Ziel die 2. Bundesliga aus. Die 2. Bundesliga in der der Verein seit 2004/2005 spielte. Der Klub müsse in der zweithöchsten Spielklasse des deutschen Fußballs bleiben. Zur Zeit Cassalettes Ankündigung befand sich 1860 München auf dem 16. Platz mit nur 25 Punkten – ein Relegationsplatz.2 Die Mannschaft reagierte, gewann neun Punkte in sieben Spielen und sicherte sich somit ihren Platz in der zweiten Bundesliga mit einem finalen Punktestand von 34 Punkten.

Vielleicht wirken die Veränderungen bei erster Betrachtung nicht spektakulär, aber wenn man die turbulenten Bedingungen, in der sich der Verein seit langem befand, betrachtet, scheint das Erreichen Cassalettes Ziel bemerkenswert. Sein Mantra: „[Wir werden auch nächste Saison in der zweiten Bundesliga spielen …] Und zwar, weil wir Vereine hinter uns lassen, die derzeit noch vor uns liegen.“3

Es ist relativ einfach für Spieler, Trainer und jedes andere Vereinsmitglied sich den Weg und die Herausforderungen, die zwischen dem Status quo und der Zukunft liegen, vorzustellen. Ein kurzer Blick auf die Tabelle ist eine konstante Erinnerung wo der Verein sich derzeit befindet, welche Hindernisse noch überwunden, welche Vereine noch überholt werden müssen. Ein Blick auf die Tabelle genügt, um zu verstehen wo der Verein potenziell zukünftig stehen kann, wenn sich jeder auf die Realisierung des Zieles konzentriert. Ein weiterer wichtiger Aspekt in Cassalettes Zielsetzung: ein Ziel muss realistisch sein. Hätte er den Aufstieg oder die Top-Drei ausgerufen, das Ziel wäre außer Reichweite gewesen. Ein Ziel, das wahrscheinlich auch dem hoffnungsvollsten Mitglied zu fern erschienen wäre. Ein „2.Bundesliga“ jedoch ist ein realistisches Ziel, ein Erfolg, der greifbar scheint und vorstellbar ist. Das Ziel ist weder abstrakt noch zu weit hergeholt.

13.2 Die Kraft deutlicher Ziele

Realistisch ist die eine Sache, die andere Deutlichkeit. Fußballmanager haben sich häufig der Kraft der klaren Ziele bedient. Michael Schade, Bayer Leverkusens Geschäftsführer, nannte das Folgende als Ziel für Mannschaft und Verein: Achtelfinale der Champions League. Der Zeitpunkt seiner Ankündigung: Die Auslosung der Champions League Spiele 2016/17. Er beschrieb das Ziel bescheiden:

Wir haben eine sehr ausgeglichene Gruppe erwischt. Leider haben wir mit AS Monaco den schwersten Gegner aus Topf vier bekommen. Wir sind voll der Hoffnung, dass wir es schaffen können, aber es wird eine sehr schwere Aufgabe. […] Wir möchten auch gerne den Gruppensieg, weil wir damit in der Auslosung für das Achtelfinale ein wenig mehr Chancen haben. Wir haben versäumt, zu Hause gegen Monaco den Gruppensieg schon zu schaffen, jetzt geht die Mannschaft noch einmal hoch motiviert nach Lissabon. […] Wir würden uns nicht in Selbstzweifel ergehen, wenn wir nur als Zweiter ins Achtelfinale einziehen. 4,5

Erreichte Bayer Leverkusen das Ziel? Auf den Punkt genau. Sie rückten bis ins Achtelfinale vor, das sie 2:4 gegen Atletico Madrid verloren.6 Schades Ziel war äußerst genau und involvierte alle im Verein. Er warnte zugleich alle im Verein, dass durch die hohe Qualität der anderen Mannschaften in der Gruppe, die Mannschaft sich auf einige harte Spiele einstellen müsse. Das Einzige was zählte war das Achtelfinale. Die Zielsetzung gepaart mit der Warnung sich mental auf die kommenden Spiele vorzubereiten und sie nicht auf die leichte Schulter zu nehmen zahlte sich aus.

Klare Ziele sind essenziell, ob auf nationaler oder internationaler Ebene. Sie werden jedoch nur zum Erfolg führen, wenn andere Elemente des Vereinsmanagement diese nicht untergraben. Dieter Hoeneß, der ehemalige Manager der Hertha BSC, beschrieb kurz- wie langfristige Ziele als eine Form der Reise, eine Reise in den Norden der Tabelle. Die erste Etappe, so Hoeneß war das Erreichen der Top-Fünf, die nächste Etappe sich unter den Top-Drei zu etablieren.7 Eine klare Zielsetzung, aber leider erlaubten es andere Faktoren nicht Hoeneß Ziel in die Realität umzusetzen.

Mit acht Trainern während seiner Amtszeit, das sind drei mehr als der Durchschnitt der anderen Topvereine in der Zeit zwischen 1999 und 2009, genoss die Mannschaft weniger Stabilität.

Um dies noch besser zu verstehen, lassen sie uns die sieben Topvereine ansehen. Hertha BSC hatte 33,7 % mehr Wechsel auf der Trainerebene als sechs der sieben Topvereine. FC Bayern München, Borussia Dortmund, Werder Bremen, VfL Wolfsburg, VfB Stuttgart und Hamburger SV in der gleichen Zeit. Nur FC Schalke hatte mit elf Trainern mehr Trainer als Hertha BSC. Hertha hatte sechs Trainer mehr als Bayern München und sieben Trainer mehr als der stabilste Verein bezüglich des Trainers in dieser Periode, Werder Bremen. Hertha BSCs Leistung war alles andere als schlecht, eher das Gegenteil. Ihre Platzierung in der Tabelle war sehr konstant im Mittelfeld verankert, aber Hoeneß Ziel konnten sie nicht erreichen. Die Konstanz lässt sich zurückleiten auf die Ähnlichkeit im Vereinsmanagement mit allen anderen Topvereinen – von der Verbleibdauer der Spieler und deren Alter sowie die gute Beziehung mit Sponsoren, die durchschnittliche 3,6 Saisons dem Verein treu blieben.

Vereinsmanager bedienten sich immer wieder klarer Ziele als Antrieb für den Kluberfolg. Aber manchmal machten ihnen andere Faktoren einen Strich durch die Rechnung und verhinderten die Realisierung der visionären Erfolgsreise. Bernd Hoffmann und seine Managementkollegen beim Hamburger SV gaben als Ziel für die nächsten Jahre, unter anderem, einen Umsatz von 100 Mio. EUR und eine finanzielle Kapazität von mindestens 40 Mio. EUR für Spielergehälter aus. Sie erkannten, dass die Erreichung dieser Ziele nur dann möglich sei, wenn alle Bereiche und jeder im Verein am selben Strang ziehen.8 Hamburgs Management erreichte ihr Ziel, der Wert des Teams verdoppelte sich von 75 Millionen auf 144 Millionen Euro in den folgenden Jahren (die Grafik Hamburgs Mannschaftswert zwischen 20032011 gibt eine Übersicht; Abb. 13.1).

Abb. 13.1
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Hamburgs Mannschaftswert (in Euro) zwischen 2003–2011, Grafik basierend auf Daten von transfermarkt.de

Ziele bleiben unerreichbar ohne die elementare Rolle der Mannschaft. Es ist somit unabdingbar die Mannschaft in die Entwicklung der Vision für die kommende Jahre mit einzubeziehen. Nach einem sechsten Tabellenplatz in 2004/2005 rief der damalige Vorstand Wolfgang Holzhäuser als Ziel internationale Wettkämpfe aus. Er verband das Erreichen des Ziels mit der Mannschaft und stellte klar, dass die Kaderzusammenstellung auf dem Ziel beruht sich für die internationale Bühne zu qualifizieren. Dies war nicht nur ein Wunsch, bekräftigte er, sondern eine Notwendigkeit. Das Team, so Holzhäuser, hat die Verantwortung für die Realisierung des Ziels und es lag in ihrer Hand etwas zu ändern und sich dahin gehend zu verbessern.9

Eine äußert starke Botschaft und Managementtechnik, um Spieler und Verein auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten und mental zu realisieren, dass es in ihrer eigenen Kraft liegt, die Vision, das Ziel Realität werden zu lassen. Bayer Leverkusens Mannschaft und Klubmitglieder nahmen sich seinen Appell zu Herzen. Nicht nur erreichten sie den fünften Platz in der Tabelle am Ende der 2005/2006 Saison, sie schafften auch die Qualifizierung für die internationale Bühne. So erreichte Bayer Leverkusen, das Viertelfinale im UEFA Pokal und schied mit einer knappen Niederlage von 0:1 gegen den spanischen Klub CA Osasuna aus. Eine der besten Platzierungen in ihrer Vereinsgeschichte und dies nachdem sie es im vorigen Jahr nicht einmal schafften sich für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren.10

13.3 Erhöhe den Standard

Ziele sind naturgemäß eine Erhöhung des Standards, eine Herausforderung des Status quo. Erfolgreiche Vereinsmanager haben regelmäßig Zielsetzungen mit Herausforderungen an die Spieler und andere Vereinsmitglieder kombiniert. Aus einem guten Grund: Zufriedenheit mit dem Status quo ist gleichzusetzen mit Stillstand. Fußball erfordert, wie in jedem Lebensbereich, konstante Verbesserung, Innovation und die Bereitschaft an die Grenzen seiner persönlichen Komfortzone und darüber hinaus zu gehen. Wettbewerber werden alles tun, um Erfolg zu haben und es sind die Vereine, die permanent ihre eigenen Standards infrage stellen und erhöhen, die ihre Rivalen ein- und überholen.

Bayer Leverkusens ehemaliger Vorstand Wolfgang Holzhäuser sprach einst vom Hunger aller im Klub nach einem Titel. Viele Klubs wären zufrieden, könnten sie den UEFA- oder Ligapokal erreichen. Für Holzhäuser war dies jedoch erst der Start. Er erinnerte daran, dass Bayer Leverkusen Zweiter in der Champions League war und folgerte, dass der Verein erfolgreich in seinem Bestreben nach der nächsten Bundesligatrophäe sein werde. Er erkor die Vereine, die noch vor ihnen in der Ligatabelle lagen als Vergleich und erhöhte die eigenen Standards. Holzhäuser betonte, dass er, der Verein, die Fähigkeiten besaß gegen Gegner wie Bayern München und Borussia Dortmund zu bestehen und sie zu bezwingen.11 Hatte die Erhöhung der Standards eine Wirkung auf den Verein? Die folgenden Jahre waren geschmückt mit einem zweiten Platz in der Bundesliga, das Achtelfinale in der Europa League und ebenfalls der Champions League.12

Schon zwei Jahre zuvor definierte Holzhäuser seine Vision für ein Bayer Leverkusen, das beharrlich seine Grenzen überwindet, sich stetig herausfordert und verbessert. Der Verein stand auf dem achten Platz in der Bundesliga als Holzhäuser im Oktober 2007 das Ziel verkündete der Verein müsse die Lücke zu den anderen Vereinen schließen, zügig an die Spitze vorrücken und letztendlich die Saison als Meister zu beenden. Das Wichtigste aber, so Holzhäuser, sei es beharrlich zu sein und sich konstant zu verbessern.13 War der Verein erfolgreich in seinem Bestreben? Nach einem kurzen Luftholen in der folgenden Saison, begann der Aufstieg 2009 mit einem festen Platz in den Top-Fünf während Wolfgang Holzhäusers Amtszeit (Abb. 13.2).

Abb. 13.2
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Bundesligaerfolge während Wolfgang Holzhäusers Amtszeit

Vereinsmanager haben regelmäßig die Steigerung der Standards, der Messlatte an denen sich der Verein orientiert, mit dem Lob für vergangene Erfolge kombiniert. Stellen sie sich eine Leiter vor: mit jeder Stufe, die man hochsteigt, befinden sie sich einen Schritt näher an der Spitze. Jede Stufe fungiert als weiteres, höheres Fundament von welchem es einfacher ist, die nächste Stufe zu erklimmen. Mit der nächsten Stufe ist man wieder weiter oben, näher an der Spitze. Die fehlende Distanz zum Gipfel wird mit jeder Stufe kleiner und weniger gewaltig. Das Herausheben vergangener Erfolge, die repräsentativ für die Reise zur Spitze sind, ist eine Methode, die Vereinsmanager in den erfolgreichen Vereinen regelmäßig einsetzen, wenn sie die Messlatte wieder ein Stück höher legen.

Sich an die jüngsten Erfolge zu erinnern, lassen den Weg, der noch vor einem liegt weniger schwierig erscheinen. Bernd Hoffmann, ehemaliger Vorstand des Hamburger SV, definierte das Ziel folgendermaßen: erst zu den Top 20 Europas gehören und dann in die Top 10 Europas vorstoßen. Er betonte die enorme Kraft und das Potenzial innerhalb des Vereins, die Möglichkeiten, die sich noch bieten werden, um den finalen Teil der Reisen erfolgreich abzuschließen.14

In der Tat, Hoffmann bediente sich des Konzepts der Stufen und erklärte das mit den vergangenen Erfolgen im UEFA Pokal. Mit dem bevorstehenden Viertelfinalspiel gegen das englische Team Manchester City, verkündete Hoffmann den UEFA Pokal als ultimatives Ziel. Der unglaubliche Standard der Mannschaft und ihre zurückliegenden fantastischen Leistungen, so Hoffmann, bilden das Fundament für weitere tolle Momente in der Zukunft.15.

Hamburg behielt erfolgreich die Überhand über Manchester City und siegte 4:3 bevor sie ihren Bundesligarivalen SV Werder Bremen gegenüber standen. Beide Vereine befinden sich unter den Topvereinen in unserer Punktetabelle der letzten zwei Jahrzehnte und teilen viele Gemeinsamkeiten bezüglich ihrer Managements seit 1999/2000. Der Halbfinalendstand zwischen den zwei Vereinen mag deshalb auch nicht sonderlich überraschen. 3:3 war der Torstand nach den beiden Hin- und Rückspielen. Dank zwei Auswärtstoren, die stärker gewichtet werden als Tore im eigenen Stadion, triumphierte Werder Bremen.16 In den letzten Jahren jedoch hatte der Klub mit vielfältigen Problemen zu kämpfen und sah sich dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte gegenüber. Dies ist sicherlich eine Warnung an alle Vereine, es gilt die Standards zu erhalten und gleichzeitig nach vorne zu sehen und über die eigenen Grenzen zu überwinden, um im harten national und international Wettkampf zu bestehen.

Der Erfolg eines Klubs ist nicht nur die Perfektion einer Managementmaßnahme, es ist ein Zusammenspiel aller Bereiche des Vereinsmanagements, die es permanent zu überwachen und zu perfektionieren gilt. Der Einbruch einer oder sogar mehrerer Bereiche führt schnell zu einem Leistungseinbruch und verpassten Chancen. Der Hamburger SV, kämpft, unter anderem, seit einiger Zeit mit finanziellen Querelen und konnte seine Ambitionen nicht länger realisieren. Der Verein, der einst unter die Top 10 Europas wollte, findet sich seit 2017 nicht mehr im UEFA Ranking.17

Lassen sie uns deshalb nun den Fokus auf die zwei Vereine lenken, die sich im UEFA Ranking am weitesten oben befinden: Bayern München, die sich auf dem zweiten Platz befinden und Borussia Dortmund, die den siebten Platz im UEFA Ranking inne haben.18 Bayern München ist bekannt dafür ihre eigenen Grenzen regelmäßig infrage zu stellen und nach immer mehr zu streben. Ein nationaler Titel ist ein Muss, internationale Titel die erwarteten Kirschen auf dem Kuchen.

Ein Beispiel aus 2013 ist hierfür repräsentativ. Nachdem Bayern München 0:2 gegen FC Arsenal zuhause verlor (Bayern München gewann 3:1 in London), paarte das Bayern Management ihre Kritik mit dem Setzen einer höheren Messlatte. Bayerns Vorstand Karl-Heinz Rummenigge erklärte, der Verein solle sich glücklich schätzen genügend Tore in der Hinrunde gegen Arsenal geschossen zu haben, um sich für das Viertelfinale zu qualifizieren. Bayerns Manager Uli Hoeneß stimmte mit ein und kritisierte die Leistung der Mannschaft in den vergangenen Wochen. Er nahm das Spiel gegen Arsenal und die schwache Leistung in der Bundesliga als Grundlage für die Erhöhung der Standards. Er hätte auch das Gegenteil tun können und die Messlatte niedriger legen können, aber dies entspricht nicht seiner Natur. Es ist an der Zeit, so Hoeneß, dass alle aufwachten und auf einem Niveau spielten, das der Champions League gerecht werde. Hoeneß nannte die Leistung „einen Haufen Dreck“.

Statt aber nur die Mannschaft zu rügen, bezog er den ganzen Verein in seine Kritik mit ein und verlangte von allen sich wie Champions zu verhalten, wie ein Champions League Gewinner.19 Aber hat ein solcher Appell auch wirklich die erwünschte Wirkung? Die nächsten Wochen und Monate verwandelte sich der ganze Klub in eine unschlagbare Macht und beendete die Saison mit vier Titeln einschließlich dem größten Titel, den ein Fußballklub erspielen kann, dem Champions League Pokal. Standards zu erhöhen, jeden im Verein daran zu erinnern auf einer Ebene mit den besten Vereinen der Welt zu spielen verwandelte schlechte Leistung in Weltklasse.

Der zweiterfolgreichste Bundesligaverein, Borussia Dortmund, erlebte eine ähnliche Entwicklung. Nach einer beeindruckenden Steigerung der Einnahmen von 89 Mio. EUR auf 215 Mio. innerhalb von sieben Jahren, verkündete Borussia Dortmunds Vorstand Hans-Joachim Watzke in einem Interview, dass die Messlatte noch höher gelegt werde. Er rief 300 Mio. EUR in der nahen Zukunft als Ziel aus.20 Eine Steigerung der Einnahmen von fast vierzig Prozent grenzt für die meisten fast an ein Wunder. Aber Borussia Dortmund erreichte nicht nur dieses Ziel, sondern übertraf, nur ein Jahr später, die Marke von 300 Mio. EUR.21

In diesem Interview, das er in 2012 gab, verkündete Watzke, dass unabhängig wie viel der Verein erreicht, das Ziel es sei, immer noch etwas mehr zu erreichen. Der Zeitpunkt des Interviews und diese Zielsetzung wird noch bemerkenswerter, wenn man sich die Saison 2011/2012 ansieht: Borussia Dortmund hatte eben Meisterschaft, DFB Pokal und den DFL Supercup gewonnen. Die Vereinsmitglieder folgten Watzkes Aufruf und erklommen eine weitere höhere Stufe. Die folgende Saison beendete Borussia Dortmund als Zweiter der Champions League – der Sieger: Bayern München.

Die Messlatte stets zu erhöhen ist essenziell für den langfristigen Erfolg eines professionellen Vereins. Ein Klub, der zu lethargisch wird und sich zufrieden gibt mit dem Erreichten, wird sich schnell hinter Rivalen wiederfinden, die ihre Grenzen erweitern und ihre Ziele stetig erhöhen. Wie Watzke sagte, bleib niemals stehen, strebe immer nach mehr. Nur dann sind die Vereine in der Lage mit den Besten im Weltfußball mitzuhalten.

13.4 Tipps

  1. 1.

    Realistische Ziele sind einfacher zu visualisieren und erhöhen die Motivation.

  2. 2.

    Zielsetzungen sollten klar sein.

  3. 3.

    Standards zu erhöhen ist ein wichtiger Aspekt, um mit dem Verein im harten Wettkampf bestehen zu können.

  4. 4.

    Zufriedenheit kann zu gefährlichem Stillstand führen und eine Abwärtsspirale auslösen. Die Latte sollte deshalb immer wieder höher gelegt werden.

Literatur

  1. 1.

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  3. 3.

    Mayer, C. (2016). Peter Cassalette und Bernd Patzke sprechen im Interview über 1860 München. TZ. https://www.tz.de/sport/1860-muenchen/peter-cassalette-bernd-patzke-sprechen-im-interview-ueber-1860. Zugegriffen: 16.01.2018

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    Von Ancelotti bis Völler: Stimmen zur Auslosung. (2016). Kicker. http://www.kicker.de/news/fussball/chleague/startseite/658.967/artikel_von-ancelotti-bis-voeller_stimmen-zur-auslosung.html. Zugegriffen: 16.01.2018

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  20. 20.

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