Zusammenfassung
Qualitative Methoden haben sich in den letzten Jahren auch im Bereich der Gesundheitsforschung fest etabliert. Qualitative Forschung, die sich i. d. R. an einer rekonstruktiven Methodologie orientiert, ist durch die Merkmale: Gegenstandsangemessenheit, Offenheit, Kommunikation, Prozesshaftigkeit und Reflexivität gekennzeichnet. Die qualitative Gesundheitsforschung zeichnet sich insbesondere durch ihre Hinwendung zur Patientenperspektive, durch die Stärkung des Lebensweltbezugs, durch das Aufzeigen von strukturellen Problemen in der gesundheitlichen Versorgung sowie durch die Analyse von Interaktionssituationen von Beratung, Behandlung und Pflege aus. Es handelt sich dabei um ein inter- und transdisziplinäres Forschungsgebiet, deren zentrale Anwendungsfelder z. B. Arzt-/Patienteninteraktion, Copingforschung, subjektive Krankheitstheorien sind. Vielfältige Erhebungsmethoden, wie z. B. unterschiedliche Varianten von offenen Interviews, Gruppendiskussionen, Dokumentenanalysen sowie Beobachtungsverfahren, finden sich in der qualitativen Gesundheitsforschung.
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Notes
- 1.
Nicht eingegangen werden kann an dieser Stelle auf den Methodenstreit des späten 19. Jahrhunderts über die erkenntnistheoretischen Grundlagen von Geistes- und Naturwissenschaften. „Die Natur erklären wir, das Seelenleben verstehen wir.“ (Dilthey 1990).
- 2.
In den einschlägigen Lehrbüchern z. B. „Lehrbuch: Soziologie von Gesundheit und Krankheit“, Lehrbuch „Versorgungsforschung“, Lehrbuch „Forschungsmethoden Gesundheitsförderung und Prävention“ finden sich Artikel zu qualitativen Ansätzen, im Handbuch „Gesundheitswissenschaften“ (Razum und Hurrelmann 2016) findet sich allerdings bis heute immer noch kein eigenständiger Beitrag zu den qualitativen Methoden.
- 3.
Denn selbstverständlich geht es auch in der quantitativen Forschung um qualitative Ergebnisse und mitunter finden wir in der qualitativen Forschung quantifizierende Sichtweisen. Interpretationen und empirische Analysen spielen – mit unterschiedlichem Gewicht – in beiden Ansätzen eine Rolle. Um also den Markenkern eines qualitativen Vorgehens zu treffen und auf das dahinterstehende Forschungsparadigma zu verweisen, ist der Begriff der interpretativen Forschung (Keller 2012) der treffendere.
- 4.
In den klassischen Texten zur Grundlegung einer qualitativen Sozialforschung ist dieses Prinzip selbstverständlich schon präsent, geriet dann durch die hegemoniale Stellung des deduktiv-nomologischen und hypothesentestenden Forschungsparadigmas ins Hintertreffen und wurde in der kommunikativ-qualitativen Wende in den Sozialwissenschaften ab den 1970er-Jahren wieder aufgegriffen.
- 5.
Notwendigerweise muss hier eine Auswahl getroffen werden, sodass der Bereich der Implementationsforschung beispielsweise zu kurz kommt.
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