Zusammenfassung
Geld hat etwas Verklärtes an sich und wird so zum Mysterium. Es entsteht durch Stundung, ähnlich der Kreditvergabe, und wird dadurch zum Transfermittel zwischen zwei Leistungen wie Arbeit gegen Lohn oder Geld zum Einkaufen. Im merkantilen Denken ist Geld der Wertmaßstab schlechthin, weil sich daran Erfolg vs. Misserfolg, Gewinn oder Verlust etc. festmachen lässt, was wiederum mit dem herrschenden Eigeninteresse konform geht. Geld steht auch für eine übernommene Identität (also dem Ich), weil es eine Projektionsfläche für unbewusste Bedürfnisse o. ä. sein kann. Geldkrankheiten wurden daher erstmals in der Psychoanalyse zum Thema und versuchsweise erklärt. Geldneurosen finden danach ihren Ursprung in gestörten infantilen Liebesbeziehungen, die als ungelöste Konflikte die Persönlichkeitsentwicklung bestimmen. Nach der „Analtheorie des Geldes“ wird Geld zum Liebesersatz, und die unbewältigten frühkindlichen Konflikte prägen u. a. den sogenannten Analcharakter, der durch Ordnungssinn, Eigenwilligkeit und Geiz gekennzeichnet ist. Ein anormaler Umgang mit Geld kann daher die Quelle zahlreicher Persönlichkeits- und Beziehungsprobleme sein.
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Das ursprüngliche Zitat von Karl Kraus (1913) betraf die Psychoanalyse und lautete: „Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält“. Quelle: www.aphorismen.de.
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Wienkamp, H. (2019). Ich – Identifikation mit Geld. In: Anreiz, Risiko, Ruin – Finanzpsychologie für jedermann!. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-58273-2_8
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