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Zusammenfassung

Es werden verschiedene Medea-Komplexe beschrieben, die allesamt aus Euripides Tragödie „Medea“ abgeleitet sind. Als Medea-Komplex wird, völlig inkompatibel mit den Quellen, etwa der unbewusste Hass - der sich unter Umständen in Grausamkeit manifestieren könne – der Mutter gegen die rasch reifende Tochter bezeichnet. Sie sehe in ihr die potentielle Rivalin, die ihr das Verblassen der eigenen Attraktivität bewusst mache. In einer allgemeineren Form wird der Medea-Komplex als der unbewusste Wunsch der Mutter, ihrem eigenen Kind zu schaden oder es sogar zu töten, verstanden. Das männliche Äquivalent wäre dann ein Atreus-Komplex. Nach einer anderen Definition ist der Medea-Komplex ein Bruch der Bindung zwischen den Partnern, nämlich durch die Zerstörung der Frucht der Bindung – der Kinder eben. Die Unterschiede zwischen einem Medea-Komplex und einem Medea-Syndrom werden dargestellt und die Kompatibilität mit den Quellen untersucht.

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Notes

  1. 1.

    Manche der hier wiedergegebenen Informationen sind in Euripides Drama verflochten, die meisten jedoch stammen aus Appolonios „Argonautika“.

  2. 2.

    Das sagt uns sowohl Homer in seiner Odyssee, und zwar im 10. Gesang V. 135–139, wie auch Hesiod in seiner „Theogonie“, und zwar in V. 956–957.

  3. 3.

    S. Marneros „Mein Bruder Sisyphos, mein Freund der Minotauros“.

  4. 4.

    Appolonios IV, 421–475.

  5. 5.

    Apollodor, „Bibliotheke“, I,133.

  6. 6.

    Es sei mir an dieser Stelle eine weitere Erläuterung gestattet. Ich darf annehmen, dass die meisten Leser dieses Buches den Unterschied zwischen „Syndrom“ und „Komplex“ kennen, aber der Vollständigkeit halber erlaube ich mir dennoch den Hinweis: Als Syndrom wird in der Medizin, aber auch in der Psychologie eine Gruppe von mehreren psychischen oder physischen Symptomen, die in regelhafter Verbindung miteinander auftreten, definiert. Als Komplex wird, wie wir schon im Ödipus-Kapitel erfahren haben, in der Tiefenpsychologie eine Gruppe von Vorstellungen, in der Regel verdrängte, verstanden, die als zusammenhängendes Ganzes in gegenseitiger Verbindung miteinander stehen und das Denken, Fühlen und Handeln eines Menschen, vorbei an der bewussten Kontrolle, beeinflussen. In der Definition des Syndroms wird kein Bezug auf Ursachen genommen, egal ob psychische oder physische. Komplexe dagegen implizieren tiefenpsychologisch fundierte konflikthafte Situationen, in der Regel aus der frühesten Kindheit, als Ursache. Psychiatrische Syndrome sind in der Regel eher bewusste Manifestationen, Komplexe dagegen sollen ihre Wurzeln im Unbewussten haben.

  7. 7.

    S. Marneros „Irrsal! Wirrsal! Wahnsinn!“.

  8. 8.

    Die Übersetzung aus dem Griechischen orientiert sich an den Euripides-Übersetzungen von Georg Lange (1941), Hans von Arnim und Franz Werfel (1958), Johann Jakob Christian Donner (1958) (bearbeitet von Richard Kannicht), Ludwig Wolde (1963), Karl-Heinz Eller (1992), und Ernst Buschor (1996), Teilweise modifiziert und ergänzt durch Übersetzungen des Verfassers.

  9. 9.

    S. Marneros „Intimizid“.

  10. 10.

    Ebenda.

  11. 11.

    S. Marneros „Feuer für ausgebrannte Helden“.

  12. 12.

    S. Kernberg und Hartmann.

  13. 13.

    Es handelt sich dabei nicht um eine einheitliche mythologische Quelle, die in einem Stück Medeas Aufenthalt in Athen und ihre Flucht nach Asien erzählt. Die aus zahlreichen Quellen zusammengesetzte Geschichte findet sich etwa bei Roscher.

  14. 14.

    S. F. Wittels, E. Stern, J. Jacobs, L. Lütkehaus oder R. El Khayat.

  15. 15.

    Wittels S. 372.

  16. 16.

    Wobei in manchen Schriften der Vorname Eduard geschrieben wird.

  17. 17.

    S. Marneros „Das Neue Handbuch der Bipolaren und Depressiven Erkrankungen“.

  18. 18.

    Die ursprünglichen Mythen, die sich mit der Person Atreus beschäftigen, sind in Teilen von verschiedenen Mythographen und Dichtern erzählt, wobei eine Ur-Quelle des Mythos offensichtlich nicht erhalten ist. S. bei Roscher.

  19. 19.

    El Khayat S. 37–40.

  20. 20.

    Zum Medea-Syndrom s. nachfolgenden Exkurs.

  21. 21.

    El Khayat S. 28.

  22. 22.

    S. etwa J. Wallerstein, S. 196.

  23. 23.

    Diesen Begriff führte im Jahr 1985 der 2003 verstorbene amerikanische Kinderpsychiater Richard Gardner ein. Seine Bemühungen jedoch, es als ein anerkanntes psychiatrisches Syndrom zu etablieren und in der offiziellen Klassifikation der American Psychiatric Association aufzunehmen, blieben erfolglos. Allerdings ist es als interaktionale Konstellation nicht nur Psychiatern und Psychologen bekannt, sondern auch und vor allem eine unschöne und problematische Alltagsrealität.

  24. 24.

    Ausführlich kann man sich darüber informieren in Marneros „Der Intimizid“.

  25. 25.

    Ebenda.

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© 2018 Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature

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Marneros, A. (2018). Der Medea-Komplex. In: Warum Ödipus keinen Ödipus-Komplex und Adonis keinen Schönheitswahn hatte. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56731-9_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-56731-9_8

  • Published:

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-662-56730-2

  • Online ISBN: 978-3-662-56731-9

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