Zusammenfassung
„Ehe und Partnerschaft im Alter“ stellen bis heute ein Randthema im öffentlichen Bewusstsein dar. Dabei haben aufgrund der demografischen Entwicklung mit einer Verlängerung der Lebenserwartung heute immer mehr Paare die Möglichkeit, auf eine über 50-jährige Ehegeschichte zurückzublicken, wenn sich ihre Liebe nicht vorher „verflüchtigte". So kommt es zu einer Spannung zwischen einem öffentlich bedienten Ideal, welches Modelle des gemeinsamen Älterwerdens mit einer starken gegenseitigen emotionalen Bezogenheit der Partner favorisiert, während auf der anderen Seite persönliche Lebensperspektiven und Sehnsüchte, ungleichzeitige Bedürfnisse beider Partner nach Nähe und Distanz wie auch zu bewältigende Entwicklungsaufgaben als Folge gesellschaftlicher Individualisierungstendenzen stehen. Kommen körperliche Einschränkungen oder gar Erkrankungen eines Partners hinzu, hat dies in der Regel unmittelbare Auswirkungen auf die erlebte Partnerschaftsqualität. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Paargeschichte seit längerer Zeit durch eine Abhängigkeitserkrankung dominiert wird („early-onset“) oder wenn einer der Partner im höheren Alter („late-onset“) an einer Sucht erkrankt. Aufgrund der oftmals vorliegenden Multimorbidität im Alter kommt erschwerend hinzu, dass die Entwicklung einer Suchterkrankung im sogenannten „vierten Lebensalter“, das heißt nach dem 70. /75. Lebensjahr, in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch ausgeblendet wird. Dieses Kapitel will für die Wechselwirkung einer Suchterkrankung auf die Paarbeziehung sensibilisieren und beraterische sowie therapeutische Ansatzpunkte für beteiligte psychosoziale Akteure aufzeigen.
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Vogt, M. (2018). Partnerschaftsprobleme bei Suchterkrankung im Alter: Grundlagen und Interventionen. In: Hoff, T. (eds) Psychotherapie mit Älteren bei Sucht und komorbiden Störungen. Psychotherapie: Praxis. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-53196-9_8
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