FormalPara Synonym(e)

4-Hydroxy-Phenylethylamin

FormalPara Englischer Begriff

tyramine

FormalPara Definition

Bei hochgradiger Leberinsuffizienz kommt es zu einer intrazerebralen Konzentrationszunahme des biogenen Amins Tyramin, das aufgrund seiner indirekten sympathomimetischen Wirkung (Noradrenalin freisetzung [Katecholamine]), Hemmung der Noradrenalinsynthese und Präkursorfunktion für den falschen (inaktiven) Neurotransmitter Oktopamin Bedeutung in der Pathogenese der hepatogenen Enzephalopathie/Coma hepaticum hat.

FormalPara Beschreibung

Tyramin ist im Serum leberzirrhotischer Patienten aufgrund einer vermehrten bakteriellen Decarboxylierung des Tyrosins (Tyrosin) im Intestinaltrakt und eines verminderten Abbaus in der Leber durch Monoaminooxidasen (Monoaminooxidase im Serum) stark erhöht (s. Abbildung).

Entstehung von Tyramin durch intestinale bakterielle Decarboxylierung von Tyrosin:

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Die Hypertyraminämie ist vermutlich an der Pathogenese der hepatischen Enzephalopathie/Coma hepaticum beteiligt aufgrund der indirekten sympathomimetischen Wirkung mit Freisetzung von Noradrenalin, der Hemmwirkung auf die Noradrenalinsynthese und der Präkursorfunktion des Tyramins für den falschen (inaktiven) Neurotransmitter Oktopamin. Konzentrationen im Serum sind bei Zirrhotikern ohne Enzephalopathie etwa 2-fach, bei denen mit Enzephalopathie etwa 5-fach erhöht. Diagnostisch hat die Tyraminbestimmung gegenüber Oktopamin keine Vorteile.

Tyramin/Oktopamin sind pathogenetisch auch in den Bereich Cluster-Kopfschmerz/Migräne eingebunden.