Zusammenfassung
Der Thallus der Flechten bietet in seinen äusseren Formen, wie auch in seiner anatomischen Zusammensetzung eine mannigfache Verschiedenheit dar. Der blattar tige Thallus (thallus foliaceus) zeigt Tappige oder blattartige, laubähnliche Formen und ist seiner anatomischen Zusammensetzung nach vor anderen Flechten-formen am vollkommensten entwickelt. Der Verticalschnitt zeigt drei Zellenschichten, eine untere, eine mittlere und eine obere. Die obere und dio untere Schicht bilden die Rindenschicht, die mittlere die Markschicht. Die erstere besteht aus unregelmässigen Zellen, die Markschicht aber aus einem wergartigen Gewebe, Filzgewebe (contextus stupacěus), aus trocknen ineinander verwebten fadenförmigen Zellen zusammengesetzt, und sehr häufig noch aus einer Schicht straffen Gewebes (contextus strictus), gebildet aus dicht und gleichmässig aneinander liegenden fadenförmigen Zellen. Dieses straffe Gewebe hat man auch gonimische Schicht (stratum gonimĭcum, d. i. zeugungskräftige Schicht) genannt, weil es nicht nur die Assimilation der aufgenommenen Nahrungsstoffe besorgt, sondern auch als Roproductionsorgan dient. Es können nämlich einzelne Zellen des Gewebes aus ihren Verbando austreten und sich unter günstigen Verhältnissen zu neuen Organismen umgestalten. Solche Zellen hat man Brutköurner, Gonidien (gonidĭa), und die Häufchen, unter welcher Form sie bei vielen Flechten die Rindenschicht durchbrechen, Bruthäufehen, Soredien (soredĭa) genannt.
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Hager, H. (1869). Flechten (Lichénes). In: Botanischer Unterricht in 150 Lectionen. Erster Unterricht des Pharmaceuten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-02249-8_71
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