Zusammenfassung
Die Rinde des Säugerkleinhirns läßt sich in die Molekularschicht, die Schicht der Purkinjezellen und die Körnerschicht gliedern. Bei schwacher Vergrößerung sind die Purkinjezellen auf Grund ihres dichteren Perikaryons gut von der Umgebung abgrenzbar. An den Ästen des geweihförmigen Dendritenbaumes finden sich enganliegende, vorwiegend longitudinal getroffene, scharf begrenzte Anschnittprofile, die Mitochondrien und wenig cytoplasmatische Strukturen enthalten. Es handelt sich um Kletterfasern, also um aus der Marklamelle stammende cerebellopetale Fasern, die im Sinne von Cajals longitudinalen axondendritischen Verbindungen mit den Baumfortsätzen in synaptischen Kontakt (glatten Streckenkontakt) treten. Das Cytoplasma der Purkinjezellen zeigt bei höherer Auflösung eine überraschend reiche Organisation. Es finden sich zahlreiche große, oval geformte Mitochondrien, ferner ein verzweigtes endoplasmatisches Reticulum. Die Golgizonen sind in atypischer Form inselförmig über das Perikaryon verteilt. In ihrem Bereich fallen in förmlichen Stapeln geschichtete Doppelmembransysteme auf. Kern und Kernmembran der Purkinjezellen zeigen keine besonderen Baumerkmale. Der zur Körnerzellschicht gerichtete Teil des Perikaryons ist von einem dichten Saum von Faseranschnittprofilen schalenförmig umgeben, clic elektronenoptisch dieselben Strukturmerkmale zeigen wie die Kletterfasern. Es handelt sich dabei um die Korbfasern. Die Endigungsweise dieser Fasersysteme an den Purkinjeschen Zellen war lange Gegenstand heftiger Kontroversen Held (1, 2) nahm einen kontinuierlichen Übergang der Korbfaserverästelungen in ein „pericelluläres Neuritennetz“ an. Unsere elektronenoptischen Befunde geben keinen Anhaltspunkt für die Existenz des Heldschen Terminalnetzes und sprechen für synaptischen Kontakt im Sinne Cajals (3, 4.) Es folgt die Betrachtung der Molekularschicht Held (1, 2) kam seinerzeit zu der Ansicht, daß die Dendritensysteme der Purkinjeschen Zellen und der anderen Nervenzellen gemeinsam mit den Fortsätzen der Gliazellen ein allgemeines Grundnetz bilden (Neurenzytium). Elektronenoptisch zeigt die Molekularschicht äußerst verwickelte Strukturverhältnisse. Im Dünnschnittbild ist ein dichtes Gefüge von Anschnittprofilen gröberer, feiner und feinster Zellfortsätze erkennbar, die häufig Synapsenbläschen ent-halten. Die Molekularschicht der Kleinhirnrinde wird über-wiegend von nervösen, z. T. auch von gliösen Zellfortsätzen gebildet, sie ist eine Region, in der die nervösen Elemente der Rinde in ungemein differen-zierter Form in synaptischen Kontakt miteinander treten.
Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
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Literatur
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Hager, H., Hirschberger, W. (1960). Die Feinstruktur der Kleinhirnrinde des Goldhamsters. In: Bargmann, W., Möllenstedt, G., Niehrs, H., Peters, D., Ruska, E., Wolpers, C. (eds) Verhandlungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-01991-7_342
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