Zusammenfassung
Warum arbeiten manche Studenten mehr, andere weniger für ihr Studium? Das Studienfach hat bekanntlich einen deutlichen Einfluss. Aber wie lassen sich Unterschiede im Workload auf individueller Ebene erklären? Hierfür muss man psychologische Ansätze heranziehen. Mit dem akademischen Kontrollbewusstsein wird erfasst, ob Studenten den Erfolg des Studiums unter eigener Kontrolle ansehen. Das Fähigkeitsselbstkonzept beschreibt die Vorstellungen, die eine Person über die eigenen Studierfähigkeiten hat. Als Drittes werden mit der Fehlervermeidung und dem Erfolgsstreben motivationale Faktoren zur Erklärung des Arbeitsaufwands verwendet. In der Untersuchung wird der Datensatz einer Workload-Messung bei Soziologiestudierenden der Universität Leipzig aus dem Jahr 2014 benutzt. Der Einfluss der verschiedenen Persönlichkeitsmerkmale wird in Korrelations- und multivariater Regressionsanalyse untersucht. Es zeigt sich vor allem für die Fehlervermeidung ein Effekt. Für das Erfolgsstreben und das Fähigkeitsselbstkonzept sind die Ergebnisse ambivalent. Das Kontrollbewusstsein hat keinen Einfluss auf den Workload.
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Notes
- 1.
An der begleitenden Befragung konnten auch Studierende teilnehmen, die nicht an der eigentlichen Workloaderhebung beteiligt waren.
- 2.
Es wurden mehrere Smartphones und Tablets über eine Tombola verlost.
- 3.
Inhaltlich passten zudem zwei weitere Items zur Studiengangsevaluation: „Wie stark ist Ihr Soziologiestudium aus Ihrer Sicht charakterisiert durch … hohe Leistungsanforderungen?“ sowie „… Konkurrenz zu anderen Studierenden?“. Reliabilitätsanalysen sprachen jedoch gegen die Aufnahme dieser Items in den Index "Fehlervermeidung".
- 4.
Anzumerken ist an dieser Stelle, dass es sich nicht explizit um die Messung von Fehlervermeidung handelt. Bei dem zugrunde liegenden Datensatz handelt es sich um eine explorative Studie und die erhobenen Items wurden nicht explizit aus Theorien hergeleitet. Es ist aber plausibel davon auszugehen, dass ein Index aus der empfundenen Belastung und zeitlichem Druck durch Prüfungen als Proxy-Variable für die Dimension der Fehlervermeidung angesehen werden kann. Wie in Abschn. 2.3 erläutert, ist Misserfolg weder für den erfolgsorientierten Typ noch für den Fehlerakzeptierer von Bedeutung. Der erfolgsorientierten Typ hat eher eine intrinsische Motivation am Studieren und macht sich nichts aus Fehlern in Prüfungen, und der Fehlerakzeptierer hat sich mit Misserfolg in Prüfungen abgefunden. Beide sollten sich also eher wenig durch Prüfungen und Zeitdruck belastet fühlen. Umgekehrt fühlen sich Studierende, die auf der Fehlervermeidung hoch scoren, vom möglichen Versagen in Prüfungen getrieben (vgl. Covington 2007, S. 683). Dies gilt insbesondere für die Überstreber. In den folgenden statistischen Auswertungen wird daher von der Validität dieser Operationalisierung ausgegangen.
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Windrich, I. (2020). Der Einfluss von Persönlichkeitsfaktoren auf den studentischen Workload. In: Großmann, D., Engel, C., Junkermann, J., Wolbring, T. (eds) Studentischer Workload. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28931-7_4
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