Abstract
Die Etablierung des Fernsehens in den bundesdeutschen Haushalten ist vielen der heute über 50-Jährigen noch gut in der Erinnerung, sie wurde zu einem Ereignis, bevor sich das Medium in den Alltag integrierte und in die Zeitstrukturen der Menschen einschrieb. Am Fernsehen kann — noch deutlicher als am Radio, bei dem es sehr rasch auch mobile Empfangsgeräte gab — die ‚Verhäuslichung‛ eines Mediums beobachtet werden. Die Integration eines Öffentlichkeit erzeugenden Mediums innerhalb eines, dem Verständnis der bürgerlichen Öffentlichkeit diametral entgegengesetzten Bereichs des Privaten is mit dieser Verhäuslichung verbunden. Abweichend wird hier nicht der Begriff der „Domestizierung‟ (Röser 2005, ähnlich auch Moores 2000) verwendet, weil er im Deutschen ja auch die Bedeutung der Diszipinierung und Entschärfung meint und der damit die Brisanz des Umbaus von Gesellschaft und Kultur, der hier sowohl auf der Ebene der Gesellschaft als auch auf der der Subjekte stattfindet, verharmlost. Mit welcher Macht das MEdium die Gewalt der Konflikte und Katastrophen in die Privatsphäre der Zuschauerinnen und Zuschauer hineindrängt und diese damit aufbricht, ja zerstört, zeigt sich immer wieder, wenn über Kriege berichtet wird, über den 11. September 2001, über Naturkatastrophen wie Tsunamis und Vulkanausbrüche oder über Mediensensationen — wie z.B. 2006, als sich eine junge Frau nach acht Jahren Entführung in den Medien präsentieren musste. Hier zeigt das Medium, dass diese Domestizierung im Sienne einer Befriedung und Fesselung sehr brüchig ist.
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Hickethier, K. (2007). Fernsehen in der Erinnerung seiner Zuschauerinnen und Zuschauer. Medienbiiografien, historische Rezeptionsforschung und die Verhäuslichung des Fernsehens in den 1950er Jahren. In: Röser, J. (eds) MedienAlltag. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28282-0_5
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