Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird es darum gehen, welchen Mehrwert die Jugendforschung bzw. unterschiedliche Formen von Jugendforschung für die Kinder- und Jugendhilfeforschung liefern kann. Um den Mehrwert der Jugendforschung für die Kinder- und Jugendhilfe herauszukristallisieren, werden in diesem Beitrag Perspektiven unterschiedlicher Teilbereiche der Jugendforschung exemplarisch entlang von qualitativen Daten diskutiert. Die Analyse der qualitativen Interviews mit Fachkräften und Adressat*innen in der Heimerziehung zeigt, dass die derzeitigen theoretischen Folien der gesellschaftsanalytischen Jugendforschung nur eingeschränkt die institutionellen Bedingungen des Aufwachsens in diesem Setting erfassen können. Es wird demgegenüber für eine ethisch fundierte Jugendforschung plädiert, um Beurteilungsmaßstäbe einer „guten Jugend“ zu entwickeln, die die Institutionen der Jugendhilfe gewährleisten sollten.
Abstract
This article will focus on the added value that youth research or rather various forms of youth research can provide for research on child and youth welfare services, in particular out-of-home care. In order to crystallize the added value of youth research for child and youth welfare, this article discusses perspectives of different sub-areas of youth research on the basis of qualitative data. The analysis of the qualitative interviews with social workers and addressees in out-of-home care show that the current theoretical slides of youth research can only capture the institutional conditions for growing up in this setting on a limited extent. In contrast, there is a plea for ethically founded youth research in order to develop quality standards for a “good youth”, that should be guaranteed by youth welfare institutions.
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- 1.
Die Darstellung der Forschungsergebnisse von Abschn. 2.1. bezieht sich auf qualitative Leitfadeninterviews, die 2016 in fünf unterschiedlichen Wohngruppen der stationären Heimerziehung mit 15 Jugendlichen geführt wurden. Ab Kapitel drei werden Ergebnisse aus zwei Gruppendiskussionen dargestellt, die 2018 mit (ehemaligen) Bewohner*innen der Heimerziehung geführt wurden.
- 2.
Im Rahmen einer explorativen Studie, die nach den Kriterien guter Heimerziehung aus der Perspektive junger Menschen gefragt hat, sind 2018 zwei Gruppendiskussionen mit Betroffenen geführt worden. An dieser Studie haben Laura Vesper, Alexandra Denisova und Lena Nägle mitgewirkt.
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Clark, Z. (2020). Ethische und gesellschaftsanalytische Perspektiven der Jugendforschung und ihre Relevanz für den Gegenstand der Kinder- und Jugendhilfe. In: Grunert, C., Bock, K., Pfaff, N., Schröer, W. (eds) Erziehungswissenschaftliche Jugendforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27612-6_8
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