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Diversitätsorientierung in der Jugendforschung. Konzeptionelle Überlegungen am Beispiel von Forschung mit Jugendlichen mit Behinderungen

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Erziehungswissenschaftliche Jugendforschung

Zusammenfassung

Jugendliche wachsen in vielfältigen Lebenslagen auf. Mit dem Anspruch, diese empirisch so gut wie möglich und damit so differenziert wie nötig abzubilden, steht die u. a. erziehungswissenschaftliche Jugendforschung vor der Herausforderung, Stichproben und Zugänge, Instrumente und Inhalte auf diese Heterogenität abzustimmen. Anhand der Dimensionen der zu untersuchenden Zielgruppe und des thematischen Zuschnitts führen wir verschiedene Umgangsweisen mit gesellschaftlicher Diversität in der Jugendforschung aus. Die drei dargestellten Perspektiven auf ‘Jugend’ und ‘Diversität’ zeigen dabei unterschiedliche Verhältnisse zwischen diversitätsorientierter und allgemeiner Jugendforschung: von einer parallelen Existenz und Arbeitsteilung über eine gegenseitige Bezugnahme und Kontextualisierung bis zu einem immanenten Verhältnis. Am Beispiel eines empirischen Forschungsprojektes mit Jugendlichen mit Behinderungen werden diese konzeptionellen Überlegungen exemplarisch illustriert und in ihren Möglichkeiten und Grenzen diskutiert.

Abstract

Young people grow up in a range of different situations. By aspiring to describe these in an empirically accurate – and therefore differentiated – manner, the educational branches of youth research face the challenge of developing sampling strategies, research methods and topics which can do justice to this heterogeneity. Focusing on ‚target group‘ and ‚thematic focus‘, we identify various patterns of how diversity is dealt with in youth research. Three perspectives on the concepts ‚youth‘ and ‚diversity‘ exemplify different relations between diversity-oriented and ‚general‘ youth research: a parallel but separate existence entailing a division of labor; mutual reference and contextualization; a relation of convergence. Taking an empirical project with young people with disabilities as an example, we illustrate these three relation-types and discuss their prospects and limitations.

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Notes

  1. 1.

    Zur Verwendung dieses analytischen und nach der Entscheidung des Deutschen Bundestags über einen dritten Geschlechtseintrag auch rechtlichen Begriffs siehe Krell und Oldemeier 2017.

  2. 2.

    Bei cisgeschlechtlichen Menschen entspricht die geschlechtliche Identität dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht.

  3. 3.

    Das Aufbrechen tradierter Lebensverläufe bietet dabei einerseits Chancen, andererseits liegen darin auch Herausforderungen und es ergeben sich potenziell neue Formen der Prekarisierung. Hier übersetzen sich die benannten und weiteren Dimensionen sozialer Ungleichheiten in Determinanten der Öffnung und Schließung von Möglichkeitshorizonten und Gestaltungsanforderungen.

  4. 4.

    Damit sind normalitätsorientierte Bilder von Jugendlichen gemeint, hinter denen die Heterogenität der Gruppe der Jugendlichen verschwindet.

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Brodersen, F., Gaupp, N. (2020). Diversitätsorientierung in der Jugendforschung. Konzeptionelle Überlegungen am Beispiel von Forschung mit Jugendlichen mit Behinderungen. In: Grunert, C., Bock, K., Pfaff, N., Schröer, W. (eds) Erziehungswissenschaftliche Jugendforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27612-6_10

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