Zusammenfassung
Der Beitrag befasst sich mit den Auswirkungen einer durch Begriffe wie „Post-Truth“ oder „Post-Faktizität“ markierten Entwicklung auf organisationales Geschehen. Hierzu wird zunächst die Rolle von Entscheidungen in und für Organisationen konkretisiert, weiterhin wird der Aspekt der Rationalität angesprochen. Daran schließen Überlegungen zur Rolle von Verantwortung in diesem Kontext an, die auf den Zusammenhang von Verantwortung mit den (organisations-)pädagogischen Konzepten Bildung und Lernen hinführen. Im nächsten Abschnitt wird der Begriff „Post-Truth“, verstanden als eine Zeitdiagnose, ausgeleuchtet, um von dort aus zu einer Antwort auf die Frage zu gelangen, wie sich organisationspädagogische Verantwortung unter den Bedingungen von Post-Truth darstellt und welche Konsequenzen sich hieraus für organisationales Lernen ergeben.
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Notes
- 1.
Es gibt bestimmte Typen von Organisationen, bei denen die Entscheidungen nicht nur ein notwendiges Mittel der Leistungserbringung, sondern gewissermaßen ihr Produkt darstellen. Hierzu zählen beispielsweise Gerichte.
- 2.
Dabei ist Webers Rationalitätsbegriff gewiss nicht einfach auf technische Vernunft zu reduzieren, aber durch im Modell der legalen Herrschaft in der Bürokratie zumindest durch eine weitgehend von den ausführenden (oder hier: entscheidenden) Personen abgetrennte Regelhaftigkeit gekennzeichnet (vgl. Weber 2010, S. 160 ff.).
- 3.
- 4.
Die Autoren stehen dabei in der Tradition der weiter oben genannten Beiträge insbesondere von Simon, March, Olsen und Cohen.
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Pätzold, H. (2020). Entscheidungstheorie trifft Fake News – Konsequenzen von Post-Truth für organisationales Lernen und organisationale Verantwortung. In: Fahrenwald, C., Engel, N., Schröer, A. (eds) Organisation und Verantwortung. Organisation und Pädagogik, vol 27. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26248-8_5
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