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Entstehungskontext und ideologischer Hintergrund

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Zusammenfassung

Zur adäquaten Vorortung der ideologischen Orientierung Mohammed Amin al-Husseinis und ihres Wandel, die sich später zu einer Kooperation mit dem NS-Regime in den 1940er Jahren entwickelte, ist als erster Schritt die Betrachtung der historischen Pfadabhängigkeiten sinnvoll. Diese trennen wir in politische und gesellschaftliche Entwicklungen (Abschn. 3.1) und ideologische Grundlagen (Abschn. 3.2), um die spezifischen Bedingungen auf beiden Ebenen strukturiert benennen zu können.

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Notes

  1. 1.

    sind uns bei diesem Vorgehen der gegenseitigen Verschränkungen und Wechselwirkungen bewusst.

  2. 2.

    Für das hier betrachtete Gebiet bildete eine Ausnahme die kommunale Ebene der Stadt Jerusalem, da hier der Stadtrat spätestens ab 1831 (Beginn der Herrschaft Muhammad Alis über Palästina) alle wichtigen Bevölkerungsgruppen repräsentierte (Pappe 2000, S. 30, 2001, S. 53).

  3. 3.

    So verstärkt in den südosteuropäischen Regionen des Osmanischen Reiches.

  4. 4.

    Osm.-türk.: Islâhat Hatt-ı Hümâyûnu.

  5. 5.

    Zwischen dem Ende der 1840er Jahre und 1865 Mustafa al-Husseini, zwischen 1865 und 1908 dessen Sohn Mohammed Tahir al-Husseini (1842–1908), sowie anschließend bis 1921 dessen Sohn Kamil al-Husseini (1867–1921), der einen Ausgleich mit jüdischen Gruppen und der britischen Besatzungsmacht suchte. Er war Bruder Amin al-Husseinis, von dem dieser das Amt 1921 übernahm (Beška 2007, S. 23).

  6. 6.

    Zu diesen Einflüssen wurde auch die jüdische Einwanderung in Palästina gezählt, die jedoch vor dem Ersten Weltkrieg von der kooperativen Einstellung hinsichtlich der autochthonen jüdischen Bevölkerung getrennt wurde.

  7. 7.

    Es bestanden auch andere, mehrheitlich europäisch-christliche Siedlungsbewegungen, die jedoch allein aufgrund der Anzahl ihrer Angehörigen nicht die gleiche Basis besaßen wie jüdische. Exemplarisch ist der Verein „Deutscher Tempel“, in verschiedenen Quellen auch „Tempelgesellschaft“ genannt, der sich 1861 in Süddeutschland gründete (National Library of Israel 2017) und eine christlich-religiös motivierte Besiedlung Palästinas beschloss. So kam es nach Rückschlägen zu erfolgreichen Gründungen in der Nähe größerer Städte in Palästina, die sich durch verschiedene Spezialisierungen im Handwerk ökonomisch erhalten konnten. Die Zahl der christlichen deutschen Siedler stieg von 120 im Jahr 1870 bis auf ca. 2000 kurz vor dem Ersten Weltkrieg an (ebd.). Von Großbritannien im Ersten Weltkrieg interniert, gingen einige nach dem Krieg zurück nach Palästina und bauten neue (Siedlungs-)Gemeinschaften auf. In diesem Milieu war auch die NSDAP mit einer 1933 gegründeten Ortsgruppe in Jerusalem aktiv. Aufgrund der NS-Politik in Europa boykottierte die jüdische Gemeinschaft diese; sie konnte wegen ihrer geringen Mitgliederzahl, der Dominanz der Briten und ihrer öffentlichen Ächtung kaum Einfluss ausüben (siehe dazu Löffler 2008, S. 144 ff.).

  8. 8.

    Siehe https://history.ucsd.edu/people/faculty/kayali.html (10.09.2018).

  9. 9.

    Es existieren auch die Geburtsangaben 1895 und 1897.

  10. 10.

    Andere Quellen sprechen von 1911, siehe Fischer-Weth (1943, S. 55).

  11. 11.

    Siehe McMahon, Arthur H. (1939): Correspondence between Sir Henry MacMahon, His Majesty’s high commissioner at Cairo, and the Sherif Hussein of Mecca, July 1915-March 1916. London.

  12. 12.

    Intern neben zahlreichen moderaten Kräften in Palästina.

  13. 13.

    Die Schaffung eines ‚Palestinian Legislative Council‘ wurde mit einer direkten Order im Namen des englischen Königs George V. am 10.08.1922 erlassen. Siehe Buckingham Palace (Hg.) (1922): Palestine. The Palestine Order in Council. London; und ECF (2017): Palestine Order in Council, 1922. Zugriff unter https://ecf.org.il/issues/issue/1465 (01.12.2017).

  14. 14.

    Siehe http://www.orienthouse.org/about/history.html (12.09.2018).

  15. 15.

    Andere Quellen (Ahmad 2006, S. 8) sprechen von bis zu 3000 Personen, die darin Platz gefunden hätten. Diese Angaben sind mit Blick auf die Ausmaße des Bauwerks (Kahleyss 2014, S. 29) als übertrieben einzuordnen.

  16. 16.

    Der Fokus auf Berlin bedeutet nicht, dass diese Situation exemplarisch für alle Regionen der Weimarer Republik steht. Das Feld ist insgesamt wenig untersucht und strukturiert; jedoch liegen in diesem Fall mehrere Studien vor. So gab es in der Hauptstadt eine Konzentration von Muslimen, die die Entstehung eines spezifisch muslimisch-bürgerlichen Milieus erst ermöglichte. Eine solche Entwicklung entfaltete sich im Deutschen Reich und in der Weimarer Republik aufgrund der geringen absoluten Zahl der Muslime nur in sehr wenigen Großstädten (Wokoeck 2009, S. 123).

  17. 17.

    Siehe zu diesem Thema auch die zentralen Texte von Motadel (2009) und Bauknecht (2001).

  18. 18.

    Nähere Erläuterungen dazu unter Abschn. 4.1 Das Islamische Zentral-Institut Berlin.

  19. 19.

    So sendete Italien mit Radio Bari bereits ab 1934 Propaganda in den Nahen Osten (siehe Abschn. 4.2).

  20. 20.

    Im November 1936 begann die britische Peel-Kommission aufgrund der arabischen Unruhen, das Mandat in Palästina zu überprüfen. Der im Juli 1937 veröffentlichte Bericht kam zu dem Schluss, dass ein Vertrag mit einer Teilung Palästinas in zwei Staaten beschlossen werden sollte. Das den arabischen Palästinensern zugeteilte Territorium sollte mit Jordanien vereinigt werden, der jüdischen Staat die Verluste der Palästinenser ausgleichen (Rubenberg 2010, S. 1152, 1153). Der Plan wurde dem Völkerbund zugesandt, vom ihm bestätigt und in der weiteren Entwicklung faktisch Grundlage der Grenzziehungen Israels (Bartal 2017, S. 58).

  21. 21.

    In diesem Zusammenhang waren nach Hartung (1996, S. 29) Marrs zentrale Werke „Der Sieg des Judenthums über das Germanenthum“ (1879) und „Der Weg zum Siege des Germanenthums über das Judenthum“ (1880).

  22. 22.

    Die angesprochene Entwicklung war auch ein europäisches Phänomen, da in den Nachbarstaaten wie Österreich-Ungarn und Frankreich ebenfalls antisemitische Parteien erstarkten. So kam es 1891 zur Gründung der offen antisemitischen ‚Alldeutschen Bewegung‘ in Österreich-Ungarn, die 1901 mit 21 Abgeordneten in den Wiener Reichsrat einziehen konnte (Leicht 2015a).

  23. 23.

    Martin Bormann (1900–1945) trat während des NS-Regimes in exponierte Positionen, die ihm nach Adolf Hitler als dessen engstem Vertrautem eine Schlüsselrolle im Machtgefüge gaben. Alfred Rosenberg (1892–1946) war an führender Position mit der ideologischen Ausrichtung der Parteilinie der NSDAP befasst, gab ab 1930 die nationalsozialistischen Monatshefte heraus und galt ab 1933 als oberster Ideologe des NS-Regimes. Der Journalist und Politiker Ernst zu Reventlow (1869–1943) schrieb zunächst für die Monatshefte und führte von 1934 bis 1936 die ‚Deutsche Glaubensbewegung‘. Diese war ein Zusammenschluss mehrerer sektenähnlicher Vereinigungen mit vor- und antichristlich geprägten Abstammungsideologien (Nanko 1993, S. 178), die das gemeinsame Ziel verfolgten, vornehmlich in scharfer Abgrenzung zu den dominanten christlichen Kirchen eine neugestaltete ‚arisch-nordische Religion‘ zu begründen (siehe auch Abschn. 3.2.2 NS-Ideologie und Islam).

  24. 24.

    Die Serbisch-Orthodoxe Kirche in Bosnien wurde dem Patriarchat in Istanbul unterstellt; die Bistümer der Katholischen Kirche aufgelöst und ihre Tätigkeit in der Region auf den Franziskanerorden beschränkt.

  25. 25.

    Es existierten zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch eine einstellige Zahl von christlichen und ein jüdisches ‚mahala‘ (Malcolm 1994, S. 109).

  26. 26.

    Diese wurden durch Paragraf 3 festgelegt als jene, die durch Geburt von Landesangehörigen abstammen oder auf Landesgebiet geboren wurden (Gesetz- und Verordnungsblatt für Bosnien und die Hercegovina 1910, S. 22).

  27. 27.

    Die vier weiteren Sitze nahmen der Präsident des Obergerichts, der Präsident der Anwaltskammer Sarajevo, der Bürgermeister von Sarajevo und der Präsident der Handels- und Gewerbekammer der Stadt ein (Gesetz- und Verordnungsblatt für Bosnien und die Hercegovina 1910, S. 25).

  28. 28.

    In der Aufzählung werden die Positionen der Vertreter in ihren jeweiligen Religionsgemeinschaften exakt definiert; so für die muslimische Gemeinschaft „(…) der Reis-el-ulema, der Vakuf-Moarif-Direktor, die Muftis von Sarajevo und Mostar und außerdem der der Ernennung nach älteste Mufti; (…)“ (Gesetz- und Verordnungsblatt für Bosnien und die Hercegovina 1910, S. 25).

  29. 29.

    Paragraf 10 des Landesstatuts kann hier als Weiterführung von Elementen des millet-Systems unter entgegengesetzten Vorzeichen einer christlichen Dominanz gewertet werden (siehe Bougarel und Rashid 1997, S. 534).

  30. 30.

    mehrheitlich aufseiten Österreich-Ungarns oder Serbiens

  31. 31.

    Die Staatsoberhäupter waren Petar I. Karađorđević (Regierungszeit 01.12.1918–16.08.1921), Aleksandar I. Karađorđević (16.08.1921–09.10.1934) und Petar II. Karađorđević (09.10.1934–29.11.1945).

  32. 32.

    Siehe Srpska Pravoslavna Crkva (2017): Istorijat Mitropolije zagrebačko-ljubljanske. Unter http://mitropolija-zagrebacka.org/istorijat-mitropolije-zagrebacko-ljubljanske/ (12.06.2017).

  33. 33.

    Der Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung im Jahr 1931 (11,2 %) verteilte sich auf die beiden Blöcke von 6,52 % (908.167 Personen), die ‚Serbokroatisch‘ sprachen und mehrheitlich in Bosnien-Herzegowina verortet wurden, und 4,68 % (652.999 Personen), die hauptsächlich im Süden des Staates siedelten und für die Sprachen Albanisch und Türkisch standen (vgl. Džaja 2002, S. 43).

  34. 34.

    Auf die verschiedenen Fraktionen der bosnischen Muslime zwischen 1918 und 1941 wird zudem unter Punkt 4.3 (‚Die SS-Division Handschar in Bosnien und Amin al-Husseini‘) eingegangen.

  35. 35.

    Ante Pavelić gründete im Jahr 1929 die faschistische Ustaša und war am Attentat auf den jugoslawischen König Alexander I. Im Jahr 1934 beteiligt. Mit der Einführung der Königsdiktatur 1929 durch Alexander I. floh Pavelić ins Exil ins faschistisch regierte Italien. Dort gründete er die Ustaša zum gewaltsamen Kampf für ein faschistisches unabhängiges Kroatien nach italienischem Vorbild (McCormick 2014, S. 6 ff.).

  36. 36.

    Ustaša – Hrvatska revolucionarna organizacija (Der Aufständische – Kroatische revolutionäre Organisation).

  37. 37.

    AVNOJ – Antifašističko vijeće narodnog oslobođenja Jugoslavije (Antifaschistischer Rat der Nationalen Befreiung Jugoslawiens).

  38. 38.

    Wir nehmen Abstand vom Begriff der Ideologien, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass die hier dargestellten Ansätze umfassende und abgeschlossene Modelle darstellen (siehe dazu Shepard 1987, S. 307).

  39. 39.

    Siehe als späteres regionales Kontrastbeispiel zu arabisch-puristischen Auslegungen die liberale Müsavat Party (Gleichheitspartei) und ihre Rolle beim Aufbau der Aserbaidschanischen Demokratischen Republik zwischen 1918 und 1920 (Mostashari 2006, S. 129 ff.).

  40. 40.

    Kurzman (2002, S. 4) sieht die Bewegung nicht nur als Bestandteil der Moderne, sondern als Befürworter sowie bewusster Akteur dieser Entwicklung und fasst sie daraus ableitend begrifflich ‚modernistisch‘ (‚modernist‘).

  41. 41.

    Hier sind u. a. die Ägyptische Expedition Napoleons 1798–1801, die französische Kolonialisierung Algeriens ab 1830 und die britische Herrschaft in Ägypten ab 1882 zu nennen.

  42. 42.

    Siehe dazu auch die Quote der Analphabeten im Osmanischen Reich, die 1894/1895 bei 46 % der Gesamtbevölkerung lag (Karpat 1986, S. 221) und nur den Grad des primären Analphabetismus berücksichtigt.

  43. 43.

    Es fanden in diesem Zeitrahmen erneut Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung in mehreren europäischen Staaten statt (Russland, Polen; 1894 beginnt die europaweit beachtete Dreyfus-Affäre in Frankreich).

  44. 44.

    1910 die „Gesellschaft der Arabischen Liga“ und 1912 die „Osmanische Partei für Dezentralisierung“.

  45. 45.

    Zu dieser Zeit existierten auf der anderen Seite des Spektrums des modernistischen Islam auch reformorientierte, liberal-islamische Strömungen, die in Richtung einer inklusiven Verbindung der Religion mit modernen Werten arbeiteten. Als prominente Beispiele gelten der ägyptische islamische Vordenker ‚Ali ‚Abd al-Raziq (1888–1966), der in seinen Publikationen die Trennung zwischen Religion und Politik proklamierte und der die Muslime zur Bildung demokratischer Strukturen aufrief (und dafür von Rashid Rida heftig kritisiert wurde) (Raziq 1998, S. 29), sowie die Etablierung der Aserbaidschanischen Demokratischen Republik ADR zwischen 1918 und 1920 mit einem damals hohen Grad an demokratischen Elementen im politischen System (siehe dazu Mostashari 2006, S. 129 ff.).

  46. 46.

    „Damit war das wohl zählebigste Dokument des modernen Antisemitismus, eine Fiktion der zaristischen Geheimpolizei von 1903, die die jüdische Weltverschwörung belegen sollte, auch in Palästina diskursfähig geworden, wo es spätestens seit 1921 kursierte.“ (Mallmann und Cüppers 2011, S. 20).

  47. 47.

    Andere Quellen sprechen vom Beginn des Studiums in Kairo im Jahr 1911 (siehe Fischer-Weth 1943, S. 55).

  48. 48.

    Nach Amin al-Husseini studierte später auch Hasan al-Bannā, 1928 Gründer der Muslimbruderschaft in Ägypten, bei Rashid Rida. Unter ihm betonte die Muslimbruderschaft den Jihad als sechste Säule des Islam, Antisemitismus als Pflicht, den Zusammenhalt der islamischen Staaten und eine generelle Reformation des islamischen Glaubens (Jung 2005, S. 51, 52).

  49. 49.

    Siehe McMahon, Arthur H. (1939): Correspondence between Sir Henry MacMahon, His Majesty’s high commissioner at Cairo, and the Sherif Hussein of Mecca, July 1915-March 1916. London.

  50. 50.

    Die Familie al-Husseini sieht sich in einer Abstammungslinie mit Religionsgründer Mohammed.

  51. 51.

    So überwiegt in seiner Biografie (ʿUmar 1999) die Würdigung der politischen Propagandawerke, theologische Abhandlungen sind nicht darin enthalten. Zur Lücke zwischen religiöser Autorität und theologischem Wirken bei Amin al-Husseini siehe auch Achcar (2012, S. 128).

  52. 52.

    Ein weiteres Beispiel auf lokaler Ebene war die Politik der rivalisierenden Familie al-Nashashibi, deren Politik im Hinblick auf die jüdische Einwanderung als mit Blick auf die britische Kolonialmacht moderater und auf Verständigung angelegt war (Achcar 2012, S. 130).

  53. 53.

    So wurde nach den Worten von Zankel (2006, S. 41) „der Jude“ zum „Anti-Muslim“.

  54. 54.

    Sowie vermeintlichen oder tatsächlichen Rationalisierungen im politischen Bereich.

  55. 55.

    „Geschichte und Zukunftsaufgabe bedeuten nicht mehr Kampf von Klasse gegen Klasse, nicht mehr Ringen zwischen Kirchendogma und Dogma, sondern die Auseinandersetzung zwischen Blut und Blut, Rasse und Rasse, Volk und Volk.“ (Rosenberg 1934, S. 23, 24).

  56. 56.

    Bibel (EUE), 1. Mose 6, 10 und 1. Mose 7, 13 (Katholische Bibelanstalt 2018)

  57. 57.

    Sie beinhaltet u. a. die Sprachen Arabisch, Aramäisch, Akkadisch, Äthiopisch, Hebräisch, Phönizisch-Punisch.

  58. 58.

    So dienten die sog. „Protokolle der Weisen von Zion“, deren Bekanntheit im deutschsprachigen Raum durch die Publikation des NS-Ideologen Alfred Rosenberg (1924) vorangetrieben wurde, als faktische Grundlage für die Ausarbeitung der Grundlinien der ideologischen Orientierung des NS-Regimes (vgl. Benz 2007). Führende Eliten wie Reichspropagandaminister Joseph Goebbels (1897–1945) waren offiziell von der Authentizität der Protokolle überzeugt. Wie heute ging die seriöse Forschung schon damals davon aus, dass sie eine Fälschung der zaristischen Polizei in Russland aus dem Jahr 1903 waren (Mallmann und Cüppers 2011, S. 20).

  59. 59.

    Auch einzeln bilden die drei Adjektive in Zusammensetzung mit dem Begriff Christentum Oxymora; Indikator für Einordnung als politische Ersatzreligion.

  60. 60.

    Obwohl im Dritten Reich Okkultismus offiziell verboten wurde (Kurlander 2017, S. 99 ff.), blieb der Bereich für führende Personen des NS-Regimes weiterhin ein Betätigungsfeld, um nicht nur persönliche spirituelle Belange zu befriedigen, sondern auch, um Außenpolitik, Propaganda und die Ausführung von Militäroperationen zu bestimmen (ebd., S. 197).

  61. 61.

    Die Kategorie ‚Seele‘, auf Mikroebene als Ursprungs- und zentrales Bezugssubjekt in der NS-Ideologie gesetzt, schaffe sich in der Interpretation Alfred Rosenberg seinen eigenen Gott: „So ist die Seele zugleich ‚gottgleich‘ und von Gott frei: ein mystisches Paradox unter vielen bei Rosenberg.“ (Hasenfratz 1989, S. 116).

  62. 62.

    Der Begriff ‚Thule‘ wurde einer Sage entnommen, nach der eine Stadt mit diesem Namen existierte, die von Menschen mit besonderen Fähigkeiten bewohnt wurde. Thule sei kurz vor dem Ende existenziell bedroht worden und einige Bewohner flüchteten daraufhin nach Tibet. In der Vorstellung der Thule-Gesellschaft stellte jene Gruppe die Vorfahren der ‚Arier‘ (Orzechowski 1988, S. 37).

  63. 63.

    „Rassengeschichte ist deshalb Naturgeschichte und Seelenmystik zugleich; die Geschichte der Religion des Blutes aber ist, umgekehrt, die große Welterzählung vom Aufstieg und Untergang der Völker, ihrer Helden und Denker, ihrer Erfinder und Künstler.“ (Rosenberg 1934, S. 47)

  64. 64.

    Dieser Kreis hatte eine eingeschränkte Mitgliedschaft auf Personen mit einem angeblich höherem Intellekt („[…] highly restricted membership of superior intellectual ability […]“; Whisker 1982, S. 33).

  65. 65.

    Dieser Punkt ist bedeutend in der Beurteilung der Zuordnung in das Kategoriensystem von Linz (1996).

  66. 66.

    Der Staat habe „(…) die Rasse in den Mittelpunkt des allgemeinen Lebens zu setzen.“ (Hitler 1943, S. 446).

  67. 67.

    Rosenberg geht auf die zentrale Paradoxie des Topos der Gegenüberstellung von Islam und sog. ‚fremden Unterrassen‘ nicht weiter ein.

  68. 68.

    Siehe zur Periodisierung auch Hartung (1996, S. 28).

  69. 69.

    Der hohe Grad der Instrumentalisierung dieser Institutionen zeigt auch der Umgang mit der Katholischen Kirche im besetzten Polen ab September 1939. Heinrich Himmler äußerte in diesem Zusammenhang, die katholischen polnischen Priester hätten ausschließlich die Funktion, die Bevölkerung des Landes unwissend und ruhig zu halten (Shirer 1960, S. 938).

  70. 70.

    Welches unter den Bedingungen von Repressionen gegen die Katholische Kirche im Deutschen Reich und der schwankenden Haltung von Papst Pius XI. (1857–1939) zum deutschen NS-Regime zustande kam.

  71. 71.

    Siehe die frühen Hauptvertreter der Idee einer ‚Germanisierung des Christentums‘ wie den evangelischen Pfarrer Arthur Bonus (1864–1941) oder den Katholiken Max Bewer (1861–1921), der in seiner 1907 veröffentlichten Schrift behauptete, Jesus wäre Deutscher mit arischer Abstammung sowie Antisemit gewesen: „Wie Christus zu seinem deutschen Blute zurückgekehrt ist, hat das Christentum den Weg zu seiner deutschen Heimat gefunden.“ (Bewer 1907, S. 31). „Christus hat also eine Degradation des jüdischen Volkes (…) vorausgesagt (…). Luther selbst (…) hat dem antisemitischen Sinn dieser Worte gewiß nicht fern gestanden (…)“ (ebd., S. 32). Im Rahmen der hier dargelegten Konstruktion bescheinigte er Jesus Christus gar ‚idealtypische deutsche Wesenszüge‘: „Er ist deutsch, wenn man über sein Wesen volle Rechnung macht. Ja, das deutsche Doppelblut bewirkte in Christus (…) eine Potenzierung der seelischen Kräfte, die weit über das gewöhnliche Maß des Deutschtums hinausreicht.“ (ebd., S. 37). Beide Akteure waren in ihren Kirchen vor dem Ersten Weltkrieg in einer Außenseiterposition, da sie offiziellen Stellungnahmen der Kirchen widersprachen.

  72. 72.

    So kann die ideologische Orientierung der NSDAP und des NS-Regimes neben der politischen und religiösen Einordnung (Linz 1996; Bärsch 2002) auch durch die Perspektive des Okkulten analysiert werden, nach der übernatürliches Denken, okkulte Riten und esoterische Wissenschaft nicht vom NS-Projekt zu trennen sind (Kurlander 2017: Hitler’s Monsters. A Supernatural History of the Third Reich, S. 131 ff., 298).

  73. 73.

    Mit Verweis auf die Vielfalt der existenten Formen der Selbstzuschreibung politischer, kollektiver und individueller Identität vor Ort.

  74. 74.

    Siehe auch Abschn 3.1.2 Muslime und Juden im Kaiserreich und der Weimarer Republik.

  75. 75.

    Es wurde kein weiteres Treffen veröffentlicht als die Begrüßungsszene Adolf Hitlers mit Amin al-Husseini

  76. 76.

    So sind hier der Besuch des deutschen Kaisers in Palästina 1898, der Bau der Bagdad-Bahn ab 1903 oder die deutschen christlichen Siedlungen in Palästina zu nennen (siehe auch Abschn. 3.1.2 oder Wildangel 2007, S. 217 ff.).

  77. 77.

    Siehe in diesem Zusammenhang die Aufstellung einer Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien 1938 zur erzwungenen Ausreise der jüdischen Bevölkerung aus Österreich oder die Errichtung einer gleichen Behörde in Prag im März 1939.

  78. 78.

    1940 gingen 47,1 Prozent aller iranischen Exporte nach Nazideutschland, während die iranischen Einfuhren aus Deutschland einen Anteil von 42,9 Prozent erreichten. Damals kamen 80 Prozent aller von Iran importierten Maschinen aus Deutschland (…)“ (Küntzel 2010, S. 148).

  79. 79.

    So hinterließ er auch keine bedeutenden theologischen Schriften (siehe ‚Umar 1999).

  80. 80.

    Die Bandbreite der Reaktionen arabischer Muslime auf die NS-Ideologie zeigt der Fall Hassan al-Banna, Gründer der Muslimbruderschaft in Kairo, der zwar das Vorgehen gegen Juden begrüßte, es aber ablehnte, einem nicht-muslimischen Führer Folge zu leisten.

  81. 81.

    Mit Rücksicht auf die muslimischen Araber und Muslime allgemein versuchten die NS-Ideologen ab 1939 nach Weisung von Joseph Goebbels, in der Propaganda nicht mehr den Begriff „antisemitisch“ zu verwenden, sondern von „antijüdisch“ zu sprechen (Steinke 2016, S. 57). Deutsche Medien sollten ab jetzt Araber und Juden mehr nicht gleichstellen und sich ausschließlich gegen die zweite Gruppe richten (Zankel 2006, S. 43 f.).

  82. 82.

    Als einziger annähernd konstruktiver Punkt wurde angegeben, das Deutsche Reich hätte im Gegensatz zu anderen europäischen Mächten nie Kolonien im arabischen Raum angestrebt. Diese Position wurde von den NS-Akteuren aktiv für ihre eigenen Propagandazwecke genutzt; „Nationalsozialistischer Antisemitismus ließ sich so in die Geschichte zurückverlängern, religiös legitimieren und handlungsorientiert für die Gegenwart nutzen.“ (Mallmann und Cüppers 2011, S. 43).

  83. 83.

    Auf die ideologischen Ausführungen wird unter Punkt 4.3 (SS-Division Handschar in Bosnien) eingegangen.

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Töpfer, J., Bergmann, M. (2019). Entstehungskontext und ideologischer Hintergrund. In: Jerusalem – Berlin – Sarajevo. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24633-4_3

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