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Die konzeptuellen Konturen der Performativitätsforschung

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Wie ökonomisches Wissen wirksam wird

Part of the book series: essentials ((ESSENT))

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Zusammenfassung

Die Perspektive der Performativität der Wirtschaftswissenschaft wurde zuerst 1998 von Michel Callon in der Einleitung eines von ihm zu marktsoziologischen Themen herausgegebenen Sammelbandes aufgeworfen, der einige der wichtigsten Köpfe der Neuen Wirtschaftssoziologie versammelt. Im Laufe der Jahre hat er diese Perspektive ausgebaut und einen umfangreichen analytischen Apparat dazu angelegt.

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Notes

  1. 1.

    Im selben Band gibt es lediglich einen knappen Hinweis im Beitrag von Franck Cochoy zu Austins Sprechakttheorie (1998, S. 218, Anm. 1), ebenfalls in einem späteren Beitrag von MacKenzie und Millo (2003, S. 108, Anm. 2). Auch fällt der Terminus „performativity of economics“ im Gegensatz zur häufigen Verwendung der Bezeichnung „performation of calculative agencies“ (1998a, S. 26 u. passim) noch nicht (siehe aber MacKenzie und Millo (2003), die Callon diese Begrifflichkeit zuordnen). Allerdings kann die Bezeichnung „the embeddedness of economy in economics“ (1998a, S. 23–32) als synonym zum später verwendeten Begriff der „performativity“ behandelt werden, erstere fällt konsequenter Weise weg. Callon spricht aber an entscheidender Stelle von einer „Performation“ (im Sinne einer Durchführung) der Wirtschaft durch die Wirtschaftswissenschaft: „the capacity of economics in the performing (or what I call ‚performation‘) of the economy“ (1998a, S. 23).

  2. 2.

    Für einen Überblick über dieses Feld siehe Bachmann-Medick (2014, Kap. 2) und Volbers (2014).

  3. 3.

    Barry Barnes entwickelte zusammen mit Bloor das oben genannte strong programme. MacKenzie (2006, S. 306, Anm. 36) hat für seine Bezeichnung vor allem Barnes’ Begriff der „self-validating knowledge“ vor Augen: Werden Statusansprüche von Individuen geglaubt, führt dies nicht nur zu jeweiliger Akzeptanz, sondern hat konstituierenden Charakter, weil dieser Glauben strukturelle Konsequenzen nach sich zieht (Barnes 1988, S. 49).

  4. 4.

    Callon setzt später MacKenzies counterperformativity mit seinem overflowing gleich (2007, S. 323).

  5. 5.

    Das französische dispositif ist in den englischsprachigen Schriften Callons als device übersetzt. Während Callon den Bezug des Begriffs agencement zum Werk der französischen postmodernen Theoretiker Gilles Deleuze und Felix Guattari eindeutig vermerkt, bleibt der Begriff des Dispositivs mehrdeutig, sowohl was seine sprachliche Verwendung als auch den Bezug zur Dispositivtheorie von Michel Foucault betrifft. Rainer Diaz-Bone (2015, S. 110, Anm. 147) unterscheidet drei grundlegende Bedeutungen von dispositif: der Begriff kann im Französischen sowohl „Instrument“ bzw. „Werkzeug“ oder das „zur Verfügung“ stehende bedeuten. Auch kann damit ein Mittel zur strategischen Zielerreichung gemeint sein. Die Beziehung der ANT zu Foucaults Dispositivtheorie ist generell nicht hinreichend geklärt (vgl. Müller 2015, S. 36). In Callons Schriften finden sich – im Gegensatz zu Verweisen zu anderen Autor_innen, die für seine Begriffsbildung zentral sind – nur wenige verstreute Bezüge zu den Schriften Foucaults (Callon 2005, S. 10; Callon et al. 2007, S. 2; Çalışkan und Callon 2010, S. 25, Anm. 16). Hervé Dumez und Alain Jeunemaitre (2010) vermuten eine Nähe von Callons Überlegungen zum Dispositivbegriff Foucaults (1978, S. 119–120). Letzterer umfasst drei Sachverhalte: das „Netz“ des „Gesagten“ und des „Ungesagten“, die Beziehung zwischen den diskursiven und nicht-diskursiven Elementen solcher Netze sowie den strategischen Impetus, der die Aufspannung, Aufrechterhaltung und Transformationen des Netzes antreibt (siehe auch Agamben 2008, S. 15–17). In Callons Schriften kann der Begriff dispositif bzw. device sowohl im alltagssprachlichen Sinne der von Diaz-Bone aufgezählten Bedeutungen interpretiert werden – etwa, wenn es um konkrete Berechnungswerkzeuge geht – als auch im Foucault’schen Sinne eine soziale Formation bzw. ein Netzwerk bezeichnen – etwa, wenn es um Märkte als Ensemble von Menschen und Dingen geht (siehe auch Diaz-Bone 2009, S. 273–275).

  6. 6.

    M. E. ist die Trennung in eine schwache und eine starke Variante von Performativität bereits für Callons Überlegungen zum framing nicht haltbar. Die Rahmung impliziert immer schon eine Konstituierungsleistung, weil es ohne wirtschaftswissenschaftliche Verfahren keine ‚losgelösten‘ Entitäten geben könnte, die sie anwenden. Die Wirtschaftswissenschaft ist bei Callon in all seinen vorliegenden Abhandlungen zur Performativität sowohl Ursache für die Existenz wirtschaftlicher Tatsachen als auch Mittel für die Umsetzung wirtschaftlicher Verfahrensweisen (vgl. Sparsam 2015b, S. 276).

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Sparsam, J. (2019). Die konzeptuellen Konturen der Performativitätsforschung. In: Wie ökonomisches Wissen wirksam wird. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22984-9_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-22984-9_3

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-22983-2

  • Online ISBN: 978-3-658-22984-9

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