Zusammenfassung
Diskussionen und Publikationen der letzten Jahre lassen erkennen, dass die Verbraucherforschung in einer Krise ist. Seit Jahren werden Tagungsbände von maßgeblichen Akteursgruppen publiziert, die sich mit Entgrenzungen des Konsums und der traditionell eng gedeuteten Verbraucherrolle befassen und sogar den Abschied vom „Otto Normalverbraucher“ bzw. vom „eindimensionalen Verbraucher“ empirisch beschreiben oder analytisch gewendet fordern. Diese Debatten zeigen, dass zunehmend über Konsum neu nachgedacht wird. Aber sie sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, durch dogmenhistorische Abstinenz, ja Amnesie gekennzeichnet – so als würde Konsumtheorie ein Produkt der letzten 20 oder 30 Jahre sein. In den hier zusammengestellten Beiträgen werden sechs Autoren und eine Autorin in Erinnerung gebracht, die mehr oder weniger unorthodoxe Vordenker in ihrem Bereich waren und Antworten auf aktuell gestellte Fragen sowie Argumente für ein zeitgemäßes Verständnis von Konsum und Konsumenten bieten. Damit soll eine Begründung für die weitergehende Forderung nach einem Paradigmenwechsel im Sinn der Kritischen Verbraucherforschung gegeben werden.
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Piorkowsky, MB., Kollmann, K. (2019). Einführung: Warum wir zurückblicken. In: Piorkowsky, MB., Kollmann, K. (eds) Vergessene und verkannte Vordenker für eine Kritische Konsumtheorie. Kritische Verbraucherforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21970-3_1
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