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Der Ikterus

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Zusammenfassung

Die Pathogenese der verschiedenen Ikterusformen begegnet der Deutung deshalb so großen Schwierigkeiten, da wir den Ort, wo physiologischerweise der Gallenfarbstoff gebildet wird, nicht sicher kennen. Lange Zeit herrschte die Ansicht, daß die Leberzellen die alleinigen Produzenten des Gallenfarbstoffes seien, daß nur sie die Umwandlung des eisenfreien Farbstoffrestes des Blutfarbstoffes in Bilirubin durchführten. Eindeutige Beweise lagen dafür nicht vor. Jedenfalls ist normalerweise in den Leberzellen eine Gallenfarbstoffbildung nicht nachweisbar, was um so auffälliger ist, da gerade unter anormalen Verhältnissen, wenn Gallenfarbstoff in die Gewebe eindringt, er sich ohne weiteres durch seine Farbe verrät. Die klassischen Untersuchungen von Minkowski und Naunyn scheinen nun für diese Anschauung den experimentellen Beweis zu erbringen. Bei Vögeln gelingt es nach Exstirpation der Leber, sie noch einige Zeit am Leben zu erhalten. Minkowski und Naunyn konnten nun zeigen, daß bei entleberten Gänsen und Enten nach Vergiftung mit Arsenwasserstoff der bei normalen Tieren eintretende Ikterus ausbleibt. Damit schien die Lehre von der hepatozellulären Entstehung des Ikterus eine entscheidende, und zwar bejahende experimentelle Beantwortung gefunden zu haben. Die These, ohne Leber kein Ikterus, blieb lange Zeit unangefochten. Im Jahre 1913 wiederholte nun Mc Nee2, ein Schüler Aschoffs, die Versuche von Minkowski und Naunyn,und konnte deren Ergebnisse bestätigen. Er führte aber das Nichtauftreten des Ikterus bei entleberten Vögeln nicht auf den Wegfall der Leberzellen, sondern auf die mit diesen entfernten Kupfferschen Sternzellen zurück, da schon normalerweise bei diesen Tieren die Sternzellen sich sehr lebhaft am Blutabbau beteiligen. Whipple und Hooper 1 fanden sogar nach Ausschaltung der Leber und Baucheingeweide eine Bildung von Gallenfarbstoff. Sie glauben, daß den Zellen des ganzen retikulo-endothelialen Apparates die Fähigkeit zu Gallenfarbstoffbildung zukommt. Eppinger2 sah bei Hunden nach Eisenzuckerspeicherung und nachfolgender Toluylendiaminvergiftung ein Ausbleiben der charakteristischen Anämie und Bilirubinurie. Auch Cholesterinstapelung verhinderte bei Kaninchen diese Erscheinungen der Toluylendiaminvergiftung. Lepehne3 konnte dann zeigen, daß bei kollargolgespeicherten Tauben kein Ikterus durch Arsenwasserstoff hervorgerufen werden kann. Bei Kaninchen trat jedoch trotz vorausgegangener Kollargolspeicherung der Arsenwasserstoffikterus auf. Da an den Retikuloendothelien sich ebensowenig Veränderungen zeigten wie an den Leberzellen, trotz des bestehenden Ikterus, so vermutete Lepehne eine intravasale Bildung des Gallenfarbstoffes. Damit war es also möglich, bei bestimmten Tieren durch „Blockierung“ der Kupfferschen Sternzellen den toxisch bedingten Ikterus abzuschwächen. Dadurch schien eine eindeutige experimentelle Stütze für die Gallenfarbstoffbildung in den retikulo-endothelialen Zellen, und dementsprechend für den retikulo-endothelialen Ikterus, gegeben zu sein. Es soll übrigens hier bemerkt werden, daß schon Minkowski und Naunyn bei ihren oben erwähnten Untersuchungen gallenfarbstoffhaltige Zellen und solche, die mit Pigment und Blutkörperchen beladen waren, in der Leber aufgefallen waren, ebenso eine Erythrozytenphagozytose in Milz und Knochenmark. Es kann kein Zweifel sein, daß es sich dabei um die Zellen des retikuloendothelialen Systems gehandelt hat, nur glaubten ihnen Minkowski und Naunyn keine wesentliche Bedeutung für die Gallenfarbstoffbereitung zumessen zu dürfen.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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© 1927 J. F. Bergmann, München

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Stuber, B. (1927). Der Ikterus. In: Klinische Physiologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-98994-0_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-98994-0_5

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