Zusammenfassung
Mir scheint die ärztliche Forschung erst dort zu beginnen, wo der Versuch der Zusammenfassung des Ewigunwandelbaren einsetzt. Denn es ist nicht möglich, in das Wesen der Krankheiten einzudringen — was schließlich der letzte Sinn der Forschung ist —, wenn man nicht bis zu den Anfängen des nicht mehr Teilbaren in der Natur vordringt, aus dem ihr Wesen hervorgeht. — Ich wende mich zunächst der sogenannten „heiligen Krankheit“(Hysterie, Psychosen?) zu, bei der die Kranken das Bewußtsein verlieren und Gespenster zu erblicken glauben, die so furchtbar sind, daß sie wie irrsinnig werden und — bei Tag wie bei Nacht oder gar ohne Unterlaß — böse Geister vor sich zu sehen wähnen. Diese Wahngebilde haben schon manche Kranke — es sind vornehmlich Weiber — zum Selbstmord getrieben. Denn die Frauen sind in ihrem Gemüt furchtsamer und widerstandsloser als die Männer. Heiratsfähige Mädchen sind, wenn sie nicht heiraten, solchen Zuständen am meisten unterworfen, und zwar jeweils beim Eintreten der Regel, während sie bis dahin sie keineswegs hatten. Denn mit dem Beginn der Regel strömt das ganze Blut der Gebärmutter zu, um einen Abfluß nach außen zu finden.
Die sich auf Frauenkrankheiten, Schwangerschaftspflege, Geburts-hilfe und ähnliches beziehenden, ungemein umfangreichen Abschnitte der hippokratischen Schriften konnten hier aus naheliegenden Gründen nicht berücksichtigt werden. „Sie offenbaren eine überraschende Kenntnis von den Verrichtungen der weiblichen Geschlechtsorgane und durchaus naturgemäße Ansichten über weibliche Geschlechtsreife, die Empfängnis, die Mittel zu ihrer Beförderung und Verhinderung“ (Haeser, Gesch. d. Med.). — Der hier mitgeteilte einzige Auszug aus dieser Schriftenreihe zeigt die Schärfe der hippokratischen Auffassung der hysterischen und psychotischen Zustände bei Frauen.
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Sack, A. (1927). Von den Krankheiten der Jungfrauen (περὶ παρθενίων). In: Hippokrates. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94492-5_19
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