Zusammenfassung
Es ist ein so auffälliges und außerordentliches Ereignis, von jemand, der uns durch seine Pünktlichkeit so verwöhnt hat, auf einen noch dazu so wichtigen Brief nach mehr denn vierzehn Tagen keine Antwort erhalten zu haben, daß mich dies endlich zu beunruhigen anfängt. Wie man nämlich gewöhnlich bei recht angestrengtem Bemühen, sich etwas zu erklären, auf die unwahrscheinlichsten Annahmen und Phantasiemöglichkeiten zu geraten pflegt, so bin ich zuletzt zu der Befürchtung gekommen, daß in meinem letzten Briefe irgend etwas enthalten gewesen sein müßte, was Sie verletzt oder doch mindestens unangenehm berührt hat. Einmal bei dieser Befürchtung angelangt, kann ich nicht schnell genug mir Aufklärung darüber verschaffen. Denn nichts fst für uns betrübender und nichts hastiger zu beseitigen als ein Mißverständnis, das sich bei jemand, den wir achten, zu entspinnen droht, und selbstredend wird dies Gefühl sich steigern, je höher der Wert ist, den wir auf einen Menschen legen. Darum entschuldigen Sie, daß ich Sie schon wieder perturbiere. Aber ist irgendein solches Mißverständnis da und von meinem Brief hervorgerufen, so scheint es mir wenigstens meine Pflicht zu sein, ihm nicht Zeit zu Luft, Leben und Wachstum zu lassen.
[19. Juni 1853.]
Von diesem Schreiben ist noch ein zweites, teilweise abweichendes Konzept von Lassalles Hand vorhanden, demgegenüber das hier abgedruckte als das Reinkonzept erscheint.
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Im Nachlaß befindet sich ein immerhin recht sorgfältig abgefaßtes Konzept jenes Briefes!
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Mayer, G. (1923). Lassalle an Graf Clemens von Westphalen. In: Mayer, G. (eds) Lassalles Briefwechsel von der Revolution 1848 bis zum Beginn seiner Arbeiteragitation. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94436-9_37
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