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Antiqua oder Deutsch?

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Zusammenfassung

Ich kann bei Gelegenheit des Elementarunterrichts nicht unterlassen, mit Nachdruck auf die willkürliche Erschwerung der Erlernung von acht Alphabeten beim Lesen und Schreiben unserer deutschen Kinder hinzuweisen. Jeder Ansturm von den wichtigsten Seiten her zur Beseitigung des Unfuges der sogenannten deutschen Lese- und Schreibschrift findet geradezu den Widerstand eherner Mauern. Der Nachweis, daß die sog. deutsche Schrift nichts anderes als eine verhunzte Mönchsschrift der lateinischen sei, daß diese Schrift schwieriger zu erlernen, zu schreiben und zu lesen als die lateinische, daß sie dem Auge eine größere Aufgabe setzt und deshalb anstrengender sei, alle diese Einwürfe prallen einfach an einer verkehrten Auffassung nationaler Eigentümlichkeiten ab, und so kommt es, daß die Deutschen in Gesellschaft mit den Russen, Neugriechen und Türken den zweifelhaften Vorzug haben, eigene Schriftzeichen zu besitzen. Die Gelehrten der übrigen europäischen Kulturstaaten (ich führe z. B. Buckle im Vorwort zu seinem großen Werke an) beklagen es aufs tiefste, daß ihnen durch diese Druckschrift die Benutzung der deutschen Literatur ganz ungeheuer erschwert würde. Unerhört ist die neulich gemachte ungeheuerliche Behauptung, daß uns fremde Nationen um diese Schrift beneiden. Für unsere armen Kinder folgt aus diesem vollkommen ungerechtfertigten Beibehalten der sog. deutschen Schrift die Belastung des Lese- und Schreibunterrichts aufs doppelte und dreifache der anderen Nationen. E ine der unbegreiflichen Schrullen großer Männer hat Bismarck veranlaßt, das bekannte von der Stadt Berlin bei Gelegenheit der Naturforscherversammlung herausgegebene Prachtwerk dem Magistrat mit dem Bemerken zurückzuschicken, daß das Buch in einer Schrift, die er nicht lesen möge, gedruckt sei.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Freund, W.A. (1913). Antiqua oder Deutsch?. In: Leben und Arbeit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94364-5_31

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