Zusammenfassung
Das englische Recht gibt dem Erblasser vollständige, uneingeschränkte Verfügungsfreiheit über sein ganzes Vermögen. Ein Ehemann kann deshalb seine Frau und seine übrigen Angehörigen, wie Kinder und Eltern, im Testament übergehen. Es ist nicht einmal nötig, sie ausdrücklich auszuschließen und zu enterben; es genügt, daß im Testament über das ganze Vermögen zugunsten anderer Personen verfügt wird. Macht ein Familienvater von diesem Rechte Gebrauch, so bedeutet dies in den Fällen, da Frau und Kinder kein eigenes Vermögen haben, eine große Unbilligkeit und verstößt gegen die natürliche Pflicht eines Vaters, auch für die Zukunft seiner nächsten Angehörigen„ vor allem der von ihm selbst erzeugten Kinder, zu sorgen. Deshalb verbietet das kontinentale Recht die Übergehung der nächsten Angehörigen. Verletzt der Erblasser dese Vorschrift, so fällt gleichwohl auf dem Kontinent den nächsten Verwandten von Gesetzes wegen ein bestimmter Teil des hinterlassenen Vermögens, der Pflichtteil, zu. In England ist dies nicht der Fall. Um indessen die nächsten Angehörigen vor der Gefahr schuldloser Enterbung zu schützen, läßt sich die Frau bei Eingehung der Ehe für sich selbst und für die Kinder zum voraus ein bestimmtes Vermögen des Mannes durch Vertrag zusichern. Dies geschieht in den Eheverträgen (marriage settlements), welche auch Bestimmungen erbrechtlicher Natur enthalten (vgl. S. 66).
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Curti, A. (1927). Die absolute Verfügungsfreiheit. In: Englands Privat- und Handelsrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94339-3_60
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