Zusammenfassung
Die Theorie des Instrumentenfluges oder Blindfluges, wie diese Art des Fliegens im allgemeinen genannt wird, geht von der Annahme aus, daß eine direkte Sichtverbindung zwischen dem Piloten und der Erde nicht besteht. Das Problem des Fliegens ohne Erdsicht ist ebenso alt, wie es Flieger gegeben hat, die sich mit ihren Maschinen über die Wolken wagten und solche, die Nacht und Nebel nicht als Hindernisse für das Fliegen gelten ließen. Es ist nun eine bekannte Tatsache, daß beim Blindflug eine Anzahl psychologisch interessanter Phänomene auftreten, die beim Fliegen mit Erdsicht fehlen bzw. nicht erlebt werden. Daran sind vor allem die Vestibularerregungen schuld. Wir haben weiter oben schon darauf hingewiesen, daß viele Flugmanöver für die spezifischen Empfindungen des Vestibularorgans unterschwellig bleiben; und daß andererseits bei Beschleunigungswirkungen dieses Organ in einer solchen Weise gereizt werden kann, daß Wahrnehmungstäuschungen damit verbunden sind. Im ersten Falle wird das Lage-‚gefühl‘ auch bei objektiv großen Lageänderungen nicht angesprochen, so daß sich eine Diskrepanz zwischen dem subjektiven ‚Gefühl‘ einerseits, und der visuellen Wahrnehmung (Erdsicht oder Instrumentenanzeige) andererseits ergibt. Während aber der Flieger die bei Erdsicht auftretenden Diskrepanzen entweder nicht beachtet, unterdrückt oder als Täuschungen erkennt, fehlt bei mangelnder Erdsicht der Horizont als Kriterium der Lage- und Bewegungsorientierung
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© 1953 Johann Ambrosius Barth-München
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Gerathewohl, S.J., Deutschen Aeronautischen Gesellschaft E. V.. (1953). Der Instrumentenflug. In: Die Psychologie des Menschen im Flugzeug. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-93607-4_10
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