Geburtsmechanismus

Zusammenfassung

Die Geburt stellt unter allen Umständen einen mechanischen Vorgang dar und muß sonach einer Erklärung nach den Gesetzen der Mechanik zugänglich sein. Daß dieser Versuch so lange mißlang — die Tatsache, daß bis an die Jahrhundertwende heran fast jeder Geburtshelfer für irgendeine Phase der Geburt seine eigene Erklärung hatte, beweist das am besten — liegt an der nicht ohne weiteres übersehbaren Kompliziertheit der mechanischen Einrichtung. Es erscheint daher von vornherein zweckmäßig, den analytischen Weg einzuschlagen. Definieren wir die Geburt als den zur Trennung des gesamten Eies vom mütterlichen Organismus führenden, durch letzterem selbst innewohnende Kräfte ablaufenden Vorgang, so ist damit so viel erreicht, daß wir verschiedene Faktoren am Werke sehen. Wir erkennen, daß das Ei das Objekt ist, an dem die zu seiner Austreibung führenden motorischen Kräfte angreifen müssen, sowie daß dieser Austreibung eine bestimmte Bahn vorgezeichnet ist. Geburtsweg, motorische Kräfte und Geburtsobjekt sind also die Mittel, deren sich die Natur bedient, um dieses grandiose Schauspiel des Geburtsvorganges aufzuführen.

Bei dem äußerst beschränkten Raum, der dem Verf. nach dem Bauplan des Gesamtwerkes zur Verfügung stand, mußte die Darstellung sich auf die wichtigsten Fragen beschränken und konnte insbesondere im pathologischen Teil nur das prinzipiell Bedeutsame berücksichtigen. Aus demselben Grunde war Verf. gezwungen, auf eine ausführliche Kritik abweichender Meinungen zu verzichten, diese vielmehr nur nebenbei zu streifen. Die hier angedeuteten Lücken können aber mit Hilfe des Literaturverzeichnisses leicht ausgefüllt werden. Wer auf diesem Gebiete arbeiten will, wird immer gezwungen sein, auf die klassischen Arbeiten von H. Sellheim zurückzugreifen.