Zusammenfassung
Thomas Bernhard hat sich als nachlässigen Briefschreiber stilisiert und andererseits die Bedeutung seiner Briefe unterstrichen. Der selbstdeklarierte »Feind von Gewäsch und Korrespondenz« verleugnet seine voluminöse und zeitraubende Briefführung: »Vielleicht finden Sie zwanzig Briefe von mir irgendwo, das wär’ schon sehr viel, weil es mich nicht interessiert« (W 22/2, 511). Das entspricht dem in der Briefrhetorik geläufigen Topos von der Überlegenheit des direkten Gesprächs vor dem indirekten und von Missverständnissen bedrohten des Briefverkehrs: »Ich halte es für besser, zu reden, als zu korrespondieren, denn in der Korrespondenz kreuzen sich seit Jahrtausenden die Missverständnisse, wie Sie wissen«, schreibt Bernhard in der frühen Phase an seinen Verleger Unseld (Bernhard/Unseld 2009, 112; zur Briefrhetorik vgl. Kramer 2013). Ebenso sehr entspricht es dem Gestus des nonchalanten Dandys als Dichterfiguration eines genialischen Einzelgängers in Opposition zur Welt.
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Literatur
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Eybl, F.M. (2018). 55 Briefausgaben. In: Huber, M., Mittermayer, M. (eds) Bernhard-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05292-6_57
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