Zusammenfassung
Die kurze Erzählung Ja, die 1978 im thematischen Umfeld der Autobiographie und der Prosaminiaturen Der Stimmenimitator erscheint, lässt sich als »Umspringbild« (Mariacher 1999, 14; nach Schmidt-Dengler 1995, 20) charakterisieren, das im Spannungsfeld von Realität und Fiktion, authentischer Beschreibung und philosophischer Verdichtung oszilliert. So kann der Text einerseits als Bernhards »biographische[r] Rückblick auf die Phase seiner eigenen Bautätigkeit und die Zeit des freundschaftlichen Umgangs mit dem Realitätenvermittler Karl Ignaz Hennetmair und seiner Familie« (Höller 1993, 94) gelesen werden. Andererseits greift die Erzählung durch die darin vorgenommene Fiktionalisierung sowie durch ihre novellistische Struktur (vgl. Fellinger 2006, 150) und ihre philosophisch-musikalische Akzentuierung weit über diese biographische Ebene hinaus. Dies unterstützt nicht zuletzt auch der Nachlassbefund. So war zum Beispiel – wie Hans Höller und Manfred Mittermayer im Anhang der Werkausgabe feststellen – die Person des Ich-Erzählers, der eine gewisse Nähe zum Autobiographischen suggeriert, »nicht in jeder Arbeitsphase die einzig mögliche Erzählperspektive« (Komm. W 13, 321).
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Literatur
Fellinger, Raimund: Urplötzlich. Anmerkungen zu Ja. In: Thomas Bernhard: Ja. Frankfurt a. M. 2006, 145–155.
Fenyves, Miklós: Grundsteine für eine Lektüre. Wahlverwandtes in Thomas Bernhards Ja. In: Attila Bombitz (Hg.): Brüchige Welten. Von Doderer bis Kehlmann. Einzelinterpretationen. Szeged/Wien 2009, 103–115.
Hennetmair, Karl Ignaz: Ein Jahr mit Thomas Bernhard. Das notariell versiegelte Tagebuch 1972. Salzburg 2000.
Hens, Gregor: Poetologie einer Dreiecksbeziehung. Zu Thomas Bernhards Erzählung Ja. In: Colloquia Germanica 33 (2000), H. 3, 255–273.
Höller, Hans: Thomas Bernhard. Reinbek bei Hamburg 1993.
Höller, Hans: Der unbekannte Thomas Bernhard. Mattighofen 2014.
Jurgensen, Manfred: Konjunktivisches Erzählen: Das fiktionale Ich auf der Flucht vor sich selbst. Thomas Bernhards Ja. In: Ders.: Erzählformen des fiktionalen Ich. Beiträge zum deutschen Gegenwartsroman. Bern/München 1980, 28–57.
Kertész, Imre: Kaddisch für ein nicht geborenes Kind. Reinbek bei Hamburg 1992 [ungar. 1990].
Ludden, Teresa: Hearing the Silences in Thomas Bernhard’s Ja: Difference, Narrative, and Lyotard’s Concept of the Differend. In: German Life and Letters 63 (2010), H. 1, 6–19.
Mariacher, Barbara: Schreibend die Existenz verlängern. Anmerkungen zu Thomas Bernhards Erzählung Ja. In: Studien zur Germanistik (Pécs) 3 (1995), 93–101.
Mariacher, Barbara: »Umspringbilder«. Erzählen-Beobachten-Erinnern. Überlegungen zur späten Prosa Thomas Bernhards. Frankfurt a. M. u. a. 1999.
Müller, André: Man muß scheitern können, wenn man überleben will. In: Abendzeitung (München), 16.8.1978.
Schmidt-Dengler, Wendelin: »Die Tragödien sind die Komödien oder die Unbelangbarkeit Thomas Bernhards durch die Literaturwissenschaft.« In: Wolfram Bayer (Hg.): Kontinent Bernhard. Zur Thomas-Bernhard-Rezeption in Europa. Wien/Köln/Weimar 1995, 15–30.
Schopenhauer, Arthur: Parerga und Paralipomena. Über den Selbstmord. In: Ders.: Sämtliche Werke in zwölf Bänden. Bd. 10. Stuttgart o. J., 291–297.
Tabah, Mireille: Macht und Gender in Thomas Bernhards Erzählung Ja. In: Germanistische Mitteilungen 2004/2005, H. 60/61: UnterOrdnungen – Herrschaft, (Ohn)Macht und Anarchie bei Thomas Bernhard. Hg. von Clemens Ruthner/Sonja Malzner, 35–44.
Tadday, Ulrich (Hg.): Schumann Handbuch. Stuttgart/Weimar 2006.
Tauber, Reinhold: Immer wieder er. In: Oberösterreichische Nachrichten, 15.10.1978.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2018 Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Mariacher, B. (2018). 18 Ja. In: Huber, M., Mittermayer, M. (eds) Bernhard-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05292-6_19
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05292-6_19
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-02076-5
Online ISBN: 978-3-476-05292-6
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)