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Benses Brasilien: Reflexionen zur konkreten Poesie, Brasília und dem Entwurf einer Rheinlandschaft

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Max Bense

Zusammenfassung

In der Vorbemerkung zu seiner 1965 publizierten Schrift Brasilianische Intelligenz: eine cartesianische Reflexion identifiziert Max Bense das bedeutende Potenzial der „fortschreitenden Zivilisation“ Brasilien nicht in den wirtschaftlichen, sondern in den geistigen Beziehungen zu dem Land, in einem Handel der Ideen mehr als in einem Handel von Gütern. Dabei versteht sich der deutsche Natur- und Geisteswissenschaftler – das schwingt in dem kurzen Vorwort mit – selbst als einen der wichtigsten „globalen Arrangeure“ in dem intellektuellen Austausch zwischen Europa und Brasilien.

Diese Anregung des Blicks dieses Wegnehmen der Bedeutungen diese gänzliche Verlagerung in die Wahrnehmung dieses Anwachsen des Zeichens auf der Fläche dieser Rest dieses Übrige das nicht fertig ist und abgebrochen ruht und sinnvoll ist sind die eigentlichen Elemente brasilianischer Intelligenz. Brasilias Horizonte des Mondes. Weiß und rot. Ich vergesse sie nicht mehr.

Max Bense: Entwurf einer Rheinlandschaft (1962)

Als exotisch empfunden zu werden ist der brasilianischen Intelligenz heute nicht mehr wesentlich. Es ist die globale Spannung des Geistes, an der man teilhaben will.

Max Bense: Brasilianische Intelligenz: eine cartesianische Reflexion (1965a)

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Notes

  1. 1.

    Vgl. Bense 1965a, S. 7. Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Studie Brasilien als insularer Raum. Literarische Bewegungsfiguren im 19. und 20. Jahrhundert (2013) von Heike Muranyi, in der die Autorin u. a. auch die Rolle Benses als „mobile Insel“ im intellektuellen Austausch zwischen Brasilien und Deutschland liest und interpretiert (Muranyi 2013, S. 168–189), sowie neuerdings auch Giannetti (2018).

  2. 2.

    Haroldo de Campos an Elisabeth Walther, 23. August 1965.

  3. 3.

    Gomringer 1997, S. 14.

  4. 4.

    Ebd., S. 17.

  5. 5.

    Ebd., S. 76. Vgl. in diesem Zusammenhang außerdem ebd., S. 17; 24.

  6. 6.

    Vgl. dazu die Beiträge von Siyu Dai und von Hans-Christian von Herrmann in diesem Band.

  7. 7.

    Vgl. Gomringer 1997, S. 17; 76.

  8. 8.

    Bense/Döhl 2001, S. 168.

  9. 9.

    Der enigmatische Name der Gruppe geht auf den okzitanischen Trobador Arnaut Daniel zurück, der das Wort in seiner Dichtung „Er vei vermeills“ verwendete. Der Begriff wurde im 20. Jahrhundert von Ezra Pound in seinen Cantos wieder aufgegriffen (vgl. Pound 1975, S. 89–90; XX, 23–35), indem er eine Unterhaltung mit dem Romanisten Emil Levy wiedergibt, in der er diesen nach der Bedeutung des mysteriösen Wortes fragt. Auch in James Joyces work in progress-Roman Finnegans Wake wurde der Begriff in anagrammatischer, verballhornter Form aufgegriffen: „Noisdanger“ (kursiv im Original; vgl. Joyce 1992, S. 168; 5). Gerade aufgrund der nicht völlig klärbaren Bedeutung und wohl auch, weil sich die Campos-Brüder und Pignatari in den frühen 1950er Jahren besonders intensiv mit den Werken Pounds und Joyces beschäftigten – Übersetzungen aus den Cantos und aus dem Wake sollten Anfang der 1960er Jahre erscheinen – wurde der Begriff von den brasilianischen konkreten Dichtern 1952 zum Emblem ihrer experimentellen Poesie erkoren und zum Namen der Gruppe und ihrer ersten Zeitschrift gemacht, von der zwischen 1952 und 1962 fünf Ausgaben erschienen.

  10. 10.

    Auch der Begriff „verbivocovisual“ ist James Joyces Finnegans Wake entlehnt (vgl. Joyce 1992, S. 341; 18).

  11. 11.

    Eine von Elisabeth Walther angefertigte deutsche Übersetzung des „Pilotplans“ kann auf der Webseite der Stuttgarter Schule eingesehen werden: http://www.stuttgarter-schule.de/pilotplan.htm (12.01.2019). Zur Stuttgarter Schule vgl. auch den Beitrag von Toni Bernhart in diesem Band.

  12. 12.

    Gomringer 2001, S. 5. Vgl. auch Gomringer 1997, S. 8; 83. Ein schriftlicher Beleg der Übereinkunft zwischen den beiden Dichtern liegt in Form eines Briefes von Gomringer an Pignatari vor, in dem es u. a. um die Besprechung einer geplanten internationalen Anthologie konkreter Poesie geht. In dem Schreiben vom 30. August 1956 bemerkt Gomringer bezüglich des Titels: „votre titre ‚poésie concrète‘ me plait très bien. avant de nommer mes ‚poèmes‘ constellations, j’avais vraiment penser de les nommer ‚concrets‘. on pourrait bien nommer toute l’anthologie ‚poésie concrète‘, quant à moi.“ Der Originalbrief befindet sich im Archiv des Centro de Referência Haroldo de Campos in der Casa das Rosas, São Paulo, und kann dort eingesehen werden. Offiziell verwendet wurde der Begriff ‚poesia concreta‘ im brasilianischen Kontext zum ersten Mal in einem kurzen, gleichnamigen Artikel von Augusto de Campos von Oktober 1955 (in Campos, A./Pignatari/Campos, H. 2006, S. 55–62). Gomringer weist im Vorwort zu der von ihm herausgegebenen Anthologie konkrete poesie von 1972 außerdem darauf hin, dass die Bezeichnung bereits in einem Manifest des schwedischen Künstlers Öyvind Fahlström von 1953 verwendet wurde (Hätila ragulpr på fåtskliaben: manifest för konkret poesi), allerdings eher im Anschluss an konkrete Musik (vgl. Gomringer 2001, S. 5).

  13. 13.

    Vgl. Walther-Bense 2013, S. 67. Der erste Kontakt zu einem brasilianischen Künstler etablierte sich freilich über Almir da Silva Mavignier , der, wie Elisabeth Walther berichtet, „1954 aus Rio de Janeiro an die Hochschule für Gestaltung in Ulm kam, um bei Max Bill und Max Bense zu studieren“. Werke von Mavignier, der 1965 zum Professor für Malerei an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Hamburg berufen wurde, wo er bis zu seinem Tod im Dezember 2018 lebte, wurden bereits 1958 in Stuttgart ausgestellt. Vgl. Walther 1994/1997.

  14. 14.

    Vgl. Campos 2010, S. 17–29. Eine spanische Übersetzung des ersten Teils der Aesthetica wurde bereits 1957 von dem argentinischen Verlag Nueva Visión herausgegeben.

  15. 15.

    Haroldo de Campos an Max Bense, 7. Juli 1959.

  16. 16.

    Elisabeth Walther hielt ihre Erinnerungen an den jahrzehntelangen Austausch und Dialog mit Haroldo de Campos in einem Vortrag mit dem Titel „Die Beziehung von Haroldo de Campos zur deutschen konkreten Poesie, insbesondere zu Max Bense“ fest, den sie 1994 im Stuttgarter Wilhelmspalais anlässlich der Literaturtage hielt, in deren Rahmen dem anwesenden Haroldo de Campos eine besondere Ehre zuteilwurde: sein Hauptwerk Galáxias wurde von der KünstlerInnengruppe Exvoco, bestehend aus Hanna Aurbacher , Ewald Liska und Teophil Meyer , im Wilhelmspalais aufgeführt. Der (1997 aktualisierte) Vortragstext ist auf der Webseite der Stuttgarter Schule abrufbar, vgl. Walther 1994/1997. Er wurde zur Grundlage für mehrere internationale Publikationen, in denen Walther über ihre und Max Benses Beziehung zu Haroldo de Campos spricht (vgl. Walther-Bense 1996; Walther-Bense 2005; Walther-Bense 2009; Walther-Bense 2013). Ein Jahr nach Benses Tod nahm Walther außerdem an einem internationalen Treffen in Salto Oriental, Uruguay, teil, das 1991 von der uruguayischen Literaturwissenschaftlerin Lisa Block de Behar zu Ehren Haroldo de Campos’ organisiert wurde. Eine erste kurze Untersuchung der Korrespondenz zwischen Max Bense, Elisabeth Walther und Haroldo de Campos liegt mit Wolfson 2015 vor.

  17. 17.

    Vgl. Walther-Bense 2013, S. 67 f.

  18. 18.

    Bense 1965a, S. 62 f.; auch verfügbar unter: http://www.stuttgarter-schule.de/bense_konkret2.html (11.01.2019).

  19. 19.

    Im Anschluss an José Lino Grünewalds Gedicht beschreibt Heike Muranyi den Austausch Benses mit Brasilien und seinen KünstlerInnen als stetiges „Hin und Her, ein stetiges vai-e-vem, dessen Dynamik seine Konsistenz ausmacht“ (Muranyi 2013, S. 170).

  20. 20.

    Vgl. Wolfson 2018, S. 60 und das Gesamtverzeichnis der Zeitschrift rot auf der Webseite der Stuttgarter Schule (http://www.stuttgarter-schule.de/rot.htm; 10.01.2019). Bezüglich der Ausstellung Der Weg eines Zeichens von Aloísio Magalhães und dessen Beziehung zu Max Bense vgl. Neubauer 2018.

  21. 21.

    Die Titel der einzelnen Vorträge teilte de Campos Elisabeth Walther wie im Folgenden angegeben in einem Brief vom 12. Januar 1964 mit: 1) „Oswald de Andrade et le modernisme brésilien de 1922“, 2) „Le langage de Guimarães Rosa“, 3) „La poésie de João Cabral de Melo Neto: constructivisme et engagement“, 4) „La poésie concrète brésilienne“ und 5) „Quelques poètes brésiliens et l’avantgarde“ [sic].

  22. 22.

    Die Memoiren von Grögerová und Hiršal , in denen u. a. die Kontaktaufnahme und die Korrespondenzen zwischen ihnen und Haroldo de Campos sowie Max Bense dokumentiert sind, wurden in drei Bänden (Let Let, 1–3) veröffentlicht, die die Jahre von 1952 bis 1968 umfassen und mit dem Prager Frühling enden. Eine deutsche Übersetzung liegt von Johanna Posset vor (Let Let: im Flug der Jahre, 1994).

  23. 23.

    Campos 2010, S. 28: „Não se poderia esperar posição mais fecunda perante a criação artística, nem mais séria contribuição teórica à problemática de uma evolução crítica de formas que se põe, indeclinavelmente, perante todo artista contemporâneo consciente do seu fazer.“ Bei allen Übersetzungen handelt es sich, soweit nicht anders angegeben, um solche der Verfasserin.

  24. 24.

    Der Artikel wurde 1965 in die Anthologie Teoria da poesia concreta: textos críticos e manifestos 19501960 aufgenommen, vgl. Campos, A./Pignatari/Campos, H. 2006, S. 189–204.

  25. 25.

    Vgl. Campos 2003. Im Anhang des Bandes wurden unter dem Titel „Pequena Antologia Bensiana“ zudem einige von Haroldo de Campos übersetzte, kürzere Texte von Bense zusammengefasst.

  26. 26.

    Vgl. Campos 2004a, S. 87: „três as: / anárquico / agnóstico / avant-gardiste / (criaram uma outra cátedra / anti-bense para o pastor / protestante grüss gott / salomônica justiça suábia)“ // „drei as: / anarch / agnostiker / avandgardist / (für den protestantischen / pastor grüß gott / haben sie einen anti-bense / lehrstuhl eingerichtet / schwäbisch-salomonische gerechtigkeit)“. Bense war allerdings eher als offensiver Atheist denn als Agnostiker bekannt, zudem handelte es sich bei Robert Spaemann, der 1961 – zunächst sehr zum Ärger von Max Bense – einen ordentlichen Lehrstuhl für Philosophie an der Technischen Hochschule Stuttgart erhielt, nicht um einen Protestanten, sondern um einen Katholiken.

  27. 27.

    Vgl. Campos 2004a, S. 91. Das Gedicht „meninos eu vi“ wurde ursprünglich am 2. März 1991 in der literarischen Beilage der brasilianischen Tageszeitung Folha de São Paulo veröffentlicht.

  28. 28.

    Campos 2009, S. 25.

  29. 29.

    Max Bense an Haroldo de Campos, 20. April 1960.

  30. 30.

    Vgl. Campos, A./Pignatari/Campos, H. 2006, S. 216.

  31. 31.

    Vgl. Walther 1994/1997.

  32. 32.

    Vgl. Ficher 2003, S. 245.

  33. 33.

    Vgl. ebd., S. 246.

  34. 34.

    Vgl. ebd., S. 248.

  35. 35.

    Bense 1965a, S. 7.

  36. 36.

    Ebd., S. 13.

  37. 37.

    Ebd., S 16.

  38. 38.

    Ebd., S. 21 f.

  39. 39.

    Ebd., S. 24.

  40. 40.

    Ebd., S. 19.

  41. 41.

    Ebd., S. 22.

  42. 42.

    Ebd.

  43. 43.

    Vgl. ebd., S. 38 f.

  44. 44.

    Der Text wurde 1964 unter dem Titel „Brasília: cinco dias“ in die Erzählsammlung A Legião Estrangeira aufgenommen, in der 1974 eine erweiterte Fassung publiziert wurde.

  45. 45.

    Lispector 1965. Übersetzung v. Elisabeth Walther.

  46. 46.

    Muranyi 2013, S. 174 f.

  47. 47.

    Vgl. hierzu insgesamt Klengel 2015.

  48. 48.

    Vgl. Bense 1965a, S. 59–71.

  49. 49.

    Als „candangos“ wurden ursprünglich (abwertend) die Arbeiter bezeichnet, die für die Konstruktion der neuen Hauptstadt nach Brasília kamen; heute wird der Begriff aus dem afrikanischen Quimbundo-Dialekt generell für Personen verwendet, die in Brasília geboren wurden.

  50. 50.

    Bense 1965a, S. 41.

  51. 51.

    Vgl. Bense 1962, S. 18.

  52. 52.

    Vgl. ebd., S. 119.

  53. 53.

    Vgl. Hermann 2007, S. 156.

  54. 54.

    Bense 1962, vgl. auch Walther 1998, S. 531 f.

  55. 55.

    Bense 1962, S. 9; 15.

  56. 56.

    Ebd., S. 22.

  57. 57.

    Ebd., S. 54.

  58. 58.

    Ebd., S. 9; 15.

  59. 59.

    In den Anmerkungen zu Benses Paul Wunderlich gewidmeten poetischen Text „Teile“ erinnert Elisabeth Walther daran, dass Max Bense am 22. Februar 1944 ein NS-kritisches Flugblatt verfasste, in dem er sich u. a. explizit mit den Mitgliedern der Widerstandsgruppe Weiße Rose solidarisierte. Die Scholl -Geschwister und Christoph Probst waren auf den Tag genau ein Jahr zuvor exekutiert worden. Walther äußert sich in diesem Zusammenhang auch bezüglich der Positionierung Benses während der NS-Zeit: „M.B. hat nicht nur 1960 literarisch zum 20. Juli 1944 Stellung bezogen, sondern bereits am 22. Februar 1944 ein Flugblatt geschrieben, in dem seine ablehnende Haltung gegen das Hitler-Regime zum Ausdruck kommt. Ein Exemplar schenkte mir Herbert Franke , der es bei sich trug, bis er es in französischer Kriegsgefangenschaft 1945 vorzeigen konnte. Der hochbrisante Text hätte während des Krieges nicht nur für ihn, sondern auch für den Autor tödlich sein können. Es ist nicht bekannt, welche Freunde dieses Flugblatt erhielten und möglicherweise aufbewahrten. Es macht die politische Haltung von M.B. deutlich, die auch seinen Text ‚Teile‘ bestimmt […].“ (Walther 1998, S. 527). Bezüglich der politischen Positionierung Max Benses während der NS-Zeit vgl. den Beitrag von Alexandra Skowronski in diesem Band.

  60. 60.

    Bense 1962, S. 13 f.

  61. 61.

    Ebd., S. 9.

  62. 62.

    Ebd., S. 110.

  63. 63.

    Ebd., S. 113.

  64. 64.

    Ebd., S. 113 f.

  65. 65.

    Ebd., S. 116.

  66. 66.

    Ebd., S. 117 f.

  67. 67.

    Campos 1962, S. 64–67.

  68. 68.

    Ebd., S. 64: „Valoriza este número de INVENÇÃO um texto de Max Bense, em prosa críticocriativa, de seu último livro, Projeto para uma Paisagem Renana (1962). Nesta página, o filósofo da estética e crítico de Stuttgart entremeia a sua elaboração verbal de reminiscências e reflexões sôbre nosso país (aqui estêve pela primeira vez em outubro de 1961), em especial sôbre a nova capital, BRASILIA, revelando uma extraordinária capacidade de compreensão de certos traços característicos da inteligência e do espírito criativo brasileiro. Não lhe interessa o exótico mas o concreto. É por isso que pôde ver em Brasília um exemplo do antiprovincianismo da consciência tropical. Algo que, para nós, responde à idéia de um nacionalismo crítico. Do ponto de vista de sua realização como tal, o texto de Max Bense, segundo esclarece o próprio autor, ‚envolve interrupções no aspecto sintático e gramatical para, dessa maneira, conseguir a intensificação da informação estética‘. A transposição para o português foi feita, com especial permissão do autor, por Haroldo de Campos, que contou com a revisão e as valiosas sugestões do Prof. Anatol Rosenfeld , a quem o tradutor consigna seus agradecimentos.“

  69. 69.

    Abgesehen von der portugiesischen Ausgangs- und Hauptsprache finden sich Sequenzen, Begriffe und sprachliche Einsprengsel aus dem Arabischen, Baskischen, Chinesischen, Deutschen, Englischen, Französischen, Griechischen, Hebräischen, Italienischen, Japanischen, Lateinischen, Náhuatl, Rumänischen, Russischen, Sanskrit, Spanischen, Tschechischen und Yoruba, wobei ich nicht ausschließen möchte, andere sprachliche Einflüsse übersehen zu haben.

  70. 70.

    Es handelt sich bei den „galaktischen Fragmenten“ allerdings weder um unvollständige oder nur unvollständig wiedergegebene Texte noch um Fragmente im Sinne der literarischen Gattung, auch wenn Haroldo de Campos’ – wohlgemerkt etwas später einsetzende – Auseinandersetzung mit der deutschen Frühromantik (u. a. Novalis , Schlegel , Hölderlin ) und darüber hinaus seine Beschäftigung mit Walter Benjamin und später auch mit Adorno dafür sprechen könnte. Dass die Galáxias, die sich aus einer Vielzahl kompositioneller Splitter zusammensetzen, aber nicht zuletzt ein fragmentarisches Weltbild repräsentieren, soll hier schon einmal angedeutet werden.

  71. 71.

    Vgl. Campos 2010, S. 273.

  72. 72.

    Campos 1966, o. S. Übersetzung v. Anatol Rosenfeld.

  73. 73.

    Da es in den Galáxias keine Seitenzahlen gibt, werden im Folgenden jeweils die ersten Wörter des jeweiligen Fragments als Titel angegeben.

  74. 74.

    Campos 1966, o. S. Übersetzung v. Anatol Rosenfeld.

  75. 75.

    Eine Recherche an der Staatsgalerie Stuttgart hat ergeben, dass eine Lucas Cranach dem Älteren zugeschriebene Lucretia-Tafel (Öl-Tempera auf Holz, 56,5 × 38 cm) 1958 vom Stuttgarter Galerieverein (heute: Freunde der Staatsgalerie) erworben und 1970 an das Land Berlin abgegeben wurde. Ich danke in diesem Kontext Dr. Christofer Conrad für seine großzügige Hilfe.

  76. 76.

    Campos 2004b, o. S.

  77. 77.

    Besorgt schreibt er am 4. und 10. April an den Freund Max Bense: „Maintenant la situation du Brésil est très grave et je ne me sens pas en conditions de continuer a [sic] voyager en Europe. Je ne peux pas rester au-dessus de la mêlé [sic].“ [4. April 1964]; „Je vous ai dit que je ne sais pas jamais quand commence ma vie, quand commence ma littérature: maintenant je trouve ça tout à fait vrai (et de plus: J’aime vivre dangereusement…) Qu’est que ce passe au Brésil? La dernière lettre que j’ai reçu [sic] – via Medaglia (qui, comme moi, est completement [sic] étonné avec les événements) porte la date du 17 mars. Qu’est que ce passe avec mes amis, mon frère? Je ne peux pas souffrir l’absence de nouvelles. Je prendrai l’avion directement de Paris a [sic] S. Paulo, la semaine prochaine (je n’irai plus à Lisbonne et à Madrid). On va m’arrêter parceque [sic] je viens de Prague? Peut-être. Quand on commence à faire la chasse aux sorcières, l’on ne sait jamais quel sera le prochaine prétexte… Alors, je suis peut-être en train de vivre une aventure kafkienne, après avoir connu les endroits où se passe le Procès de Kafka …“ [10. April 1964].

  78. 78.

    Divina Commedia, Par. XIII, 19–22. Übersetzung v. Hermann Gmelin (2001, S. 315). Herv. der Verfasserin.

  79. 79.

    Bense 1965a, S. 11.

  80. 80.

    Vgl. Muranyi 2013, S. 171.

  81. 81.

    Bense 1965a, S. 7.

  82. 82.

    Vgl. Neubauer 2018, S. 133.

Literatur

Korrespondenzen

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  • Haroldo de Campos an Elisabeth Walther, 12. Januar 1964. Korrespondenz Haroldo de Campos/Max Bense/Elisabeth Walther, Centro de Referência Haroldo de Campos, Casa das Rosas, São Paulo.

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  • Haroldo de Campos an Max Bense, 4. April 1964. Korrespondenz Haroldo de Campos/Max Bense/Elisabeth Walther, Centro de Referência Haroldo de Campos, Casa das Rosas, São Paulo.

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  • Haroldo de Campos an Max Bense, 10. April 1964. Korrespondenz Haroldo de Campos/Max Bense/Elisabeth Walther, Centro de Referência Haroldo de Campos, Casa das Rosas, São Paulo.

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  • Haroldo de Campos an Elisabeth Walther, 23. August 1965. Korrespondenz Haroldo de Campos/Max Bense/Elisabeth Walther, Centro de Referência Haroldo de Campos, Casa das Rosas, São Paulo.

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  • Max Bense an Haroldo de Campos, 20. April 1960. Korrespondenz Haroldo de Campos/Max Bense/Elisabeth Walther, Centro de Referência Haroldo de Campos, Casa das Rosas, São Paulo.

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Quellen und Darstellungen

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Wrobel, J. (2019). Benses Brasilien: Reflexionen zur konkreten Poesie, Brasília und dem Entwurf einer Rheinlandschaft. In: Albrecht, A., Bonitz, M., Skowronski, A., Zittel, C. (eds) Max Bense. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04753-3_12

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