Zusammenfassung
In der Dankesrede zur Verleihung des Wilhelm-Raabe-Preises für den Roman Imperium am 04.11.2012, die in der Mediensammlung des Deutschen Literaturarchivs Marbach aufbewahrt ist, spricht Christian Kracht von seiner „unermessliche[n] Angst […], als Hochstapler entlarvt zu werden.“ Er werde von der Furcht geplagt, jemand „werde das schon aufdecken, schon bald, das ganze Lügengebäude, das Pastiche meiner Literatur“. Er führt weiter aus, dass in seiner Literatur „alles immer geborgt ist, appropriiert, beeinflusst, gestohlen, kopiert, verneigt vor“, und große Schriftstellerkollegen erwidern dann in einem fiktiven Dialog: „ach Christian Kracht, alle Dichtung ist doch übernommen. Sie würden mir raten Aristoteles’ Poetik noch einmal zur Hand zu nehmen […]“.
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Notes
- 1.
Christian Kracht: Dankesrede zur Verleihung des Wilhelm-Raabe-Literaturpreises am 04.11.2012. Laudatio: Clemens J. Setz. Moderation: Julia Encke. Gesendet vom Deutschlandfunk am 24.11.2012. 115 min. Deutsches Literaturarchivs Marbach, Sig. TTS:F 2190.
- 2.
Ebd.
- 3.
Eckhard Schumacher: „Differenz und Wiederholung. Christian Krachts Imperium“. In: Hubert Winkels (Hg.): Christian Kracht trifft Wilhelm Raabe. Die Diskussion um Imperium und der Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2012. Berlin 2015, 129–146, hier 139.
- 4.
Kracht: Dankesrede (wie Anm. 1).
- 5.
Thomas Mann: Die Entstehung des Doktor Faustus. Roman eines Romans. In: Gesammelte Werke in dreizehn Bänden. Frankfurt a. M. 1990, Bd. 11, 145–301, hier 165.
- 6.
Kracht: Dankesrede (wie Anm. 1).
- 7.
Ebd.
- 8.
Vgl. Aristoteles: Poetik. Griechisch/Deutsch. Hg. von Manfred Fuhrmann. Stuttgart 1982, 5.
- 9.
Für den Realismus hat das exemplarisch untersucht: Claus-Michael Ort: Zeichen und Zeit. Probleme des literarischen Realismus (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 64). Tübingen 1998.
- 10.
Christian Kracht: Imperium. Roman. Köln 42012, 50 (im Folgenden als „I“ mit Seitenzahl im Haupttext nachgewiesen). Als Exponierung des Pastichehaften liest diese Stelle auch Johannes Birgfeld: „Südseephantasien. Christian Krachts Imperium und sein Beitrag zur Poetik des deutschsprachigen Romans der Gegenwart.“ In: Wirkendes Wort 62 (2012), Heft 3, 457–477, hier 474.
- 11.
Christian Kracht: Faserland. Roman. Frankfurt a. M. 2015, 159 (im Folgenden als „F“ mit Seitenzahl im Haupttext nachgewiesen).
- 12.
Sebastian Domsch: „Antihumaner Ästhetizismus. Christian Kracht zwischen Ästhetik und Moral“. In: Johannes Birgfeld/Claude D. Conter (Hg.): Christian Kracht. Leben und Werk. Köln 2009, 165–178, hier 175.
- 13.
Dieser Versuch erfolgt im Unterschied zu den vier verschiedenen Lesarten, die Birgfeld am Ende seines Beitrags vorstellt: Vgl. Birgfeld: „Südseephantasien“ (wie Anm. 10), 466–467. Zu logisch irritierenden Momenten in Krachts Texten vgl. auch den Beitrag von Christoph Kleinschmidt in diesem Band.
- 14.
Matthias N. Lorenz: „Christian Kracht liest Heart of Darkness. Zur Funktion einer intertextuellen Bezugnahme.“ In: Ders./Christine Riniker (Hg.): Christian Kracht revisited. Irritation und Rezeption. Berlin 2018, 421–453, hier 445.
- 15.
Ebd., 445. Allerdings greift auch Lorenz’ Analyse tiefer als die es diese Feststellung vermuten lässt.
- 16.
Der Unterschied von mimetisch und axiologisch unzuverlässigem Erzählen nach: Tom Kindt: „‚Ein Zahnrad greift nicht mehr ins andere…‘ Zu Erzählstrategie und Wirkungskonzeption von Christian Krachts Roman Imperium.“ In: Lorenz/Riniker (Hg.): Christian Kracht revisited (wie Anm. 14), 455–470, hier 459–460. Vgl. schon: Tom Kindt: Unzuverlässiges Erzählen und literarische Moderne. Eine Untersuchung der Romane von Ernst Weiß. (Studien zur deutschen Literatur 184). Tübingen 2008, 47.
- 17.
Robert Musil: Ansätze zu neuer Ästhetik. In: Robert Musil. Klagenfurter Ausgabe. Kommentierte digitale Edition sämtlicher Werke, Briefe und nachgelassener Schriften. Mit Transkriptionen und Faksimiles aller Handschriften. Hg. von Walter Fanta/Klaus Amann/Karl Corino. Klagenfurt (DVD-Version) 2009, Lesetexte Bd. 12, 491.
- 18.
Vgl. Schumacher: „Differenz und Wiederholung“ (wie Anm. 3), 142.
- 19.
Vgl. Birgfeld: „Südseephantasien“ (wie Anm. 10), 470–473.
- 20.
Kindt: „Erzählstrategie“ (wie Anm. 16), 466.
- 21.
Ebd., 467.
- 22.
Ebd.
- 23.
Vgl. die Hinweise ebd., 466.
- 24.
Christian Kracht: „Die totale Erinnerung. Vorwort von Christian Kracht.“ In: Eva Munz/Lukas Nikol: Die totale Erinnerung. Kim Jong Ils Nordkorea. Mit einem Vorwort von Christian Kracht. Berlin 2006, 5–14, hier 7.
- 25.
Ebd., 12.
- 26.
Ebd., 12.
- 27.
Ebd., 11.
- 28.
So dekretiert der Erzähler, nachdem er von der möglichen Infizierung Engelhardts berichtete, dieser habe sich „natürlich schon Jahre zuvor infiziert“.
- 29.
So weiß der Erzähler beispielsweise nicht, wie Aueckens umgekommen ist und äußert sein Unwissen explizit.
- 30.
Vgl. Birgfeld: „Südseephantasien“ (wie Anm. 10), 469–470.
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Ajouri, P. (2019). Selbstbezüglichkeit und ihre Störungen. Zu einer gesellschaftspolitischen Dimension der Poetik Christian Krachts und seines Romans Imperium (2012). In: Komfort-Hein, S., Drügh, H. (eds) Christian Krachts Ästhetik. Kontemporär. Schriften zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, vol 3. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04729-8_18
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