Zusammenfassung
In ihren Ursprüngen war die Lebenskunstphilosophie zwar ein subjektbezogenes, aber noch kein individualistisches Projekt. Die antiken Konzeptionen gingen von einem für alle Individuen gleichermaßen gültigen Weg aus, der beschritten werden musste, um ein gelungenes und glückliches Leben führen zu können. Im Unterschied dazu haben sich seit der frühen Neuzeit, namentlich mit Montaigne Modelle individueller Selbsterschaffung herausgebildet. Die modernen Erfinde-dich-selbst-Konzeptionen sind durch eine große Kluft von den antiken Werde-der-du-bist-Modellen getrennt. Diese werden erst seit der Romantik prominent. Das Subjekt als das objektivierte oder das objektivierende Ich konstituiert eine erkenntnistheoretischpsychologische vernünftige Norm des Erkennens und Handelns, die mit den Ansprüchen der Allgemeinheit und Notwendigkeit auftritt. Dagegen lässt sich die Figur des Individuums halten, d. h. eines singulären, völlig einzigartigen Wesens, das sich zwar mit anderen Menschen vergleichen lässt, aber zugleich in radikaler Weise andersartig und unvergleichlich ist: individuum est ineffabile.
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Literatur
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Gödde, G., Zirfas, J. (2018). Einführung zu den Beiträgen. In: Gödde, G., Zirfas, J. (eds) Kritische Lebenskunst. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04644-4_1
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